Schiebeler. Zu niedrer Gegenstand! Nein, Jüngling, ich bes Eschenburg.
Bei unserm Gotte dich, bei seiner heilgen Lehre,
Bei unsrer Båter Blut, das ihm zum Ruhme floß, Bei unsrer Brüder Blut, die aus des Himmels Schooß
Auf dich hernieder schaun, und dir zu kommen wins ten!
Laß in das offne Grab mich ohne Kummer sinken; Geh hin in Quaal und Tod durch keine Furcht ents
Sei deinem Gott getreu und deines Vaters werth!
Vom Dankgebet, das ich vor Gottes Thron jest brachte,
Der, als man mich gebar, für meinen Tod schon wachs
Mir dich zum Vater gab, erheb ich weinend mich, Und danke nun auch dir, und rühm' und segne dich. Schon wollten Wankelmuth und Zagheit mich verfüh- ren,
Des Martrertodes Ruhm, die Krone zu verlieren, Der ich erst voll Vertraun mein Haupt entgegen bot; Nun schien der Liebe Glück mir mehr als Mårtret
Und schwerer ward es mir, für Gott ein kurzes Leben, Eschenburg. Als für Irenens Hand ein ewig's hinzugeben.
Da sprach ein Engel -nein! da sprach selbst Gott
Ergrif mein wankend Herz, und straft und stärkte
Mun scheint der Tod mir Pflicht, und jede Furcht Vers brechen,
Nun ist kein Zweifel mehr, der, meinen Muth zu schwächen,
Mich angstlich zitternd macht; kein blendend irdisch
Ruft von des Himmels Bahn mich auf die Welt zus rück.
Und sie, für die allein ich diese Welt begehrte, Sie, deren Blick und Herz mich einst die Liebe lehrte, Auch sie lehrt mich den Tod, und leidet ihn mit mir; Wie stumpf sein Stachel sei, das lernt mein Herz von ihr.
Dank sei dir, der mir den Muth gegeben!
Mit ihr zu sterben, mehr, als sonst mit ihr zu leben. Was wünscht' ich sonst? Der Schmach des Todes zu entgehn,
Und in Irenens Arm des Lebens Glück zu sehn. Doch welches Glück? Von dir, Religion geschieden, Von meinem Gott getrennt, da hofft' ich Glück und Frieden?
Zwar, der mich hier verschloß, er hätte mich geschont, Und mit der Erde Glück mein feiges Herz belohnt; Irene war mein Wunsch; sie wäre mir gegeben; Doch, ohne Gott ists Fluch, auch mit Irenen leben. Ein innrer Vorwurf, tief in unsrer Brust gehört, Wie hått' er den Genuß der Zärtlichkeit gestört! Dein Schatten, Vater, selbst hått' uns dann aufgesus chet, Und uns, und jenen Tag, chet,
Und uns den Lohn gesagt, der Kämpfer dort beglückt, und uns das Weh gesagt, das dort Verzagte drückt.
Eschenburg. „Ich habe Gottes Ruf, des Richters Ruf, gehöret; „O Sohn er hat dein Blut von meiner Hand begeh:
Da zeugt ich wider dich und sprach: Einst war er mein!
„Doch meine Hände sind von seinem Blute rein. Er wollte deiner nicht, nicht meiner treuen Lehren; „Herr! im Gebet für ihn, mit väterlichen Zähren, Bin ich erblasst; und er hat meinen Tod gesehn; Doch mehr als mein Sebet, mein thrånenvolles Flehn,
„Hat ihn die Welt gerührt: Herr! es ist sein Verbres chen;
„Du bist gerecht; an mir wirst du sein Blut nicht rås
Die Seinen prüfet Gott, und dann bewährt er sie; Er hat auch mich geprüft, Berleugnung mich gelehs
Doch, Dank dem Ewigen! er hat auch mich bewäh
Ich gieng, und über mir war keine Sonne mehr, Vor mir lag tiefe Nacht, und Nebel um mich her; Da hört' ich aus der Fern' ein Lied melodisch to nen,
Wie einer Muse Lied: „Du findest hier Irenen, "Du findest hier dein Glück! Was folgst du deiner Schmach?
Die Stimme lockte mich, ich gieng ihr zitternd nach; Da sah ich um mich her die Nebel schnell zerfliessen, Des Abgrunds Tiefen sah ich nah zu meinen Füssen, An seinem Rande mich! Das Lied, das mich verführt, Verlor sich in Geheul; und ich, erstaunt, gerührt, Fiel nieder, pries den Arm, der mich zu retten eilte, und durch ein göttlichs Licht der Nebel Nacht zertheilte, Daß nicht der Tiefe Schlund mich Jrrenden vers schlang;
Dein Arm, o Vater, wars, und dich, dich pries mein
Durch dich hat unser Gott zur Wahrheit mich gelenket, Eschenburg. Und einen Strahl des Lichts in meine Brust gesenket, Der nun vor meinem Blick nie wieder sich verliert, Mich durch des Todes Nacht zum Leben Gorres führt. Willkommen, göttlichs Licht! fieh, mich erwarten Leis
Umleuchte mich dann sind mir alle Martern Freuden. Du lässt mich meinen Tod mit allen Schrecken sehen, Und giebst zugleich mir Muth, die Schrecken zu vert schmähn.
Du zeigt sie mir, ich seh die feierliche Scene: Drei Scheiterhaufen dort! Hier nåhert sich Irene, Von Peinigern geführt, voll Muth: wir beide stehn, Verdammt zur größern Quaal erst ihren Tod zu sehn. Wie bange schlägt mein Herz! mein Auge schwimmt in Zahren,
Kaum bin ich stark genug, das Antlik wegzukehren. Man führt sie uns vorbei; sie blickt mich an; der Blick Ruft in mein banges Herz den vor'gen Muth zurück. "Komm, spricht fie, folge mir zu unsers Hottes Thros
"Halt, Jüngling, was du hast, nichts raube dir die Krone!
Mit Thränen blickst du noch zur Todesnacht hinab? Komm, komm vor Gottes Thron; er trocknet sie die ab!"
Jest eilt sie fort, und kniet am Scheiterhaufen wieder: =„Herr, fleht sie, nimm den Geist, nimm hier das Les ben wieder,
„Das ich von dir empfieng; sprich es von Schulden
Und meinen Peinigern, auch ihnen, Gott, verzeih." Schon haben Flammen sie, vor unserm Blick verhüllet; Das Volk umher erstaunt; von edlem Schmerz erfüllet Ruft eine Römerin: wie muthig stirbt sie da! Der Muth ist mehr als Wahn, sie mehr als Portia! Und nun umarmst du mich, giebt mir noch einen Segen In deinem letzten Kuß, und eilst dem Tod entgegen; O! ruf ich, gönnt auch mir der Ewigkeit Gewinn! Gewährt mir meinen Tod! - Und man gewährt mir
Ich überwand; Triumph! dem kamme Preis und Chre,
Vor dessen Stuhl ich geh! Der Ueberwinder Chöre, Seid mir gesegnet! nehmt in eure Zahl mich ein; Mein Ruhm war, Gott getreu bis in den Tod zu seyn. Komm, Gottes Engel, komm, und leite mich zum Throne!
Im hohen Siegsgewand, mit einer Palmenkrone Steh ich; vom Saitenspiel, das mir mein Schußgeist gab,
Tônt dem erwürsten Lamm' ein neues Lied herab.
Bald, Freuden ohne Zahl, bald werd' ich euch ge
Bald wird mein Blick, verklärt, die Welt zu meinen
Den Himmel um mich sehn. O Tod, sei mir geweiht! Komm und erlöse mich, laß Gottes Seligkeit Mich ohne Vorhang schaun! verwüste diese Glieder, Und reisse diesen Bau der irrd'schen Hütte nieder. In Moder, Usch' und Staub verkehre dies Gebein, Und laß den Wirbelwind es vor sich her zerstreun! Ich weiß, es wird dereinst den Ruf der Schöpfung hd, ren,
Ich weiß, auch dieß Gebein wird Gottes Mink verklås
Die Hütte, die zerfällt, wird er dann wiederbaun, In diesem Fleische werd' ich meinen Retter schaun; Und dann vergilt er mir minutenlange Leiden, Mit Luft der Ewigkeit, mit unbegrånzten Freuden.
Der Våter Theuerster! sieh, so muthig stirbt dein Sohn!
Durch Gottes Kraft, durch dich, und durch Religion Ist seine Furcht besiegt. Hör' auf, für mich zu beben! Hier sterb' ich jest mit dir, dort werd ich mit dir leben. Mich leitet deine Hand des Todes Thal hinab; Wohl mir, daß unser Gott mir dich zum Vater gab!
« EdellinenJatka » |