Sivut kuvina
PDF
ePub

ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICÆ

TOM. XXXVIII. N:0 3.

EIN ORIGINALBRIEF

VON

IMMANUEL KANT,

GEFUNDEN IN EINER MANUSKRIPTSAMMLUNG

DER

UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK IN HELSINGFORS

VON

M. G. SCHYBERGSON.

HELSINGFORS 1910,

DRUCKEREI DER FINNISCHEN LITTERATURGESELLSCHAFT.

[graphic]

Die sog. Porthan-Tengströmsche Manuskriptsammlung. welche Papiere umfasst, die dem Professor Henrik Gabriel Porthan und dem Erzbischof Jakob Tengström gehört haben, wurde im März 1817 der Universitätsbibliothek in Åbo überlassen, nach dem Brand in Åbo 1827 mit der Universität nach Helsingfors überführt und im Januar 1900 den Forschern zugänglich gemacht. Bei der Durchsicht von Papieren dieser Sammlung fand ich in einem Karton, der unverzeichnete Briefe enthielt, einen Originalbrief von Immanuel Kant, datiert vom 15 Oktober 1791. Auf welchen Wegen der Brief in die Sammlung gekommen, ist nicht bekannt, nur dass er sich seinerzeit in den Händen des bekannten Forschers und Sammlers C. C. Gjörwell in Stockholm befunden, ergibt sich aus dessen eigenhändiger Notiz vom 23 Juli 1801, worin bescheinigt wird, dass der Brief ein Originalbrief von dem berühmten Professor Kant in Königsberg an Dr. Wald, Konsistorialrat und Professor in Königsberg, ist. Die Ziffer 80 in der rechten oberen Ecke scheint anzudeuten, dass er Nr. 80 einer Autographensammlung war. Gjörwell hat ihn vielleicht einem Freund in Åbo geschenkt, und danach wurde er der Kollektion einverleibt, die Tengström der Universität überliess. ')

Der Adressat SAMUEL GOTTLIEB WALD (geb. 1762, gest. 1828) war ein einflussreicher Mann an der Universität zu Königsberg, Philolog, Theolog und Historiker, Inhaber mehrerer Professuren und eifriger Förderer des wissenschaftlicheu und literarischen Lebens in der Provinz Preussen. Dass er Kant nahe gestanden hat, bezeugt eine Schrift, die er nach dem Tode des grossen Philosophen 1804 unter dem Titel „Beiträge zur Biographie des Prof. Kant“ herausgab.

Der Inhalt unseres Briefes bezieht sich auf Privatverhältnisse. Kant dankt Wald, dass er ihn ein halbes Jahr in einer Examenskommission vertreten hat. Er spricht von früherer ähnlicher Arbeit und von einer Tabelle, die abzufassen wäre. Er fragt an, in welcher Form Abschriften der Prüfungsarbeiten von seinem Dekanat, die nach Berlin

1) Gjörwells Schwiegersohn, der Grosshändler in Linköping J. N. Lindahl, besass eine grosse Autographensammlung. Der dänische Schriftsteller Jens Kragh Höst sagt in seinen „Erindringer" (Kjøbenhavn 1835), dass er 1798 den Grosshändler Lindahl in Linköping besuchte „Svigersøn til den højtfortjente Literator Gjørwell, selv en Ven af Videnskaber og Videnskabsmænd, Eier af en Samling af Autografer“. Vielleicht stammte unser Brief aus der Sammlung Lindahls.

abgeschickt werden sollen, zu machen sind, und bittet um Aufschluss darüber. Auch ist von erwartetem Honorar für die Zensur einiger Zeitschriften die Rede.

Kants Privat- und Geldverhältnisse sind in der Literatur wenig besprochen, wesshalb der Brief einen wertvollen Beitrag liefern kann. Auf alle Fälle darf ein Brief von Kant nicht der Vergessenheit anheimfallen. Ich teile ihn daher in Transskription und Faksimileabdruck mit.

[graphic]

Ew: Wohlgeb.

haben mich durch die gütige Übernahme meiner Stelle in der Examinations-Com

· mission für dieses halbe Jahr unendlich obligirt; ich wünsche Gelegenheit zu finden diese gütige Gefälligkeit erwiedern zu können.

[ocr errors]

Wegen der anzufertigenden Tabelle von der Initiatio im vorigen Semestre habe durch das mir zugeschickte Exemplar Ihrer fürs vorige Wintersemestre verfertigten hinlängliches Licht. Wie es aber mit denen Abschriften der Prüfungsarbeiten von meinem Decanat, die nach Berlin zu schicken sind, zu halten sey, 1) in welcher Form sie abzufassen, 2) welche von denen hiebey mitkommenden Prüfungsarbeiten des vorigen Semestris am rathsamsten wäre zum Abschreiben auszuwählen, bitte ich ergebenst mich durch mündliche Information des Stud. Lehman gütigst zu belehren.

Auch habe ich noch nicht das Honorar für die Censuren von beyden Zeitungsverlegern eingefordert. Für die Kantnersche Gel. Zeitung erinere mich sonst 20 fl. bekomen zu haben. Was für die Hartungsche critische Blätter ausgemacht sey ist mir noch nicht bekant geworden, und bitte mir solches gütigst anzuzeigen.

Mit vorzüglicher Hochachtung und Freundschaft beharre ich jederzeit zu seyn
Ew: Wohlgeb.

ganz ergebenster Diener
J. Kant

d 15:ten Oct. 1791.

(Note C. C. Gjörwells:)

Detta är et Original af den så namnkunnige Prof. Kant i Königsberg, och är detta Bref stäldt til Hr Wald, Consistorial-Råd o. Professor i Königsberg. Försäkras, Stockholm 23 Jul. 1801, af Gjörwell.

[ocr errors]

in her Examinations Commission für dieses Helle Jahr unendlich obligirt; Ihaben minfelich die gütige Übernahme ineiner Stelle ich wünsche Gelegenheit zu finden diese gütige Gefälligkeit erwintern zu können. Wegen der Anzüfertigemen Tabelle te inikahi im vorgen semestre, habe durch das mir Zügeschälte Exemplar von Ihrer fürs vorige Wintersemestre verser tigten hinlängliches läft. – Wines aber mit einen Abschrichten der Prüfungsarbeiten. Devonat, die noch Berlin zu schäden sund zu halten sin, in welcher Fore sie abzusessen, 2) welche von denen herlig mit Kommenen Prüfungsantreten des vorigen Semester am rathsensessen wäre zum Abschreiben auszuwählen, bitte ich ergebenst mich durch neundliche information Is Stud. Lehman gütigst zu Belehren. Auch habe ich noch nicht das Ronorar für die Ansuren Bezihen ZeitungsVerlegen ninge forert. Für die Kantersche Gel Zeitung awinner mich rest 20 fe zu haben. Was für die Härtungsche critische Blätter ausgemach sey ist mir noch nicht bekannt geworden, und bitte mir solches gütigst anzügelzen ist Mit vorzüglicher Hochachtung und Freundschaft besäre ich zeitweit zu Zlin

[ocr errors]
[ocr errors]
[merged small][merged small][ocr errors][merged small]
« EdellinenJatka »