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Die Unruhen in der südafrikanischen Republik

im Dezember 1895 und Januar 1896.

Nr. 10800*). DEUTSCHES REICH. Der Staatssekretär des Aus

wärtigen an den Botschafter in London. Unter-
redung mit dem englischen Botschafter über die
südafrikanische Politik Deutschlands und Englands.
Berlin, den 1. Februar 1895.

Deutsches
Reich.

Euerer Excellenz beehre ich mich von einer Unterredung Kenntniss zu Nr. 10800. geben, die ich heute mit dem englischen Botschafter gehabt habe. Sir Edward Malet gab mir von einem an ihn gerichteten Privatschreiben Lord Kimberleys 1. Febr. 1895. Kenntniss, welches anknüpfend an den von dem Präsidenten Krüger auf Seine Majestät den Kaiser am 27. v. M. ausgebrachten Trinkspruch einige Bemerkungen über die Haltung Deutschlands gegenüber der südafrikanischen Republik enthielt. || Ich bemerkte dem Botschafter, wenn Lord Kimberley glaube, es werde durch die Haltung Deutschlands ein der internationalen Stellung Transvaals nicht entsprechender Geist in jenem Lande genährt, so habe er die Verpflichtung, Thatsachen anzugeben, um seine Annahme zu begründen. Erachte etwa Lord Kimberley den Trinkspruch des Präsidenten Krüger auf Seine Majestät den Kaiser als einen Ausdruck jenes Geistes und als bedenklich für die englischen Interessen? | Unsere Politik gehe einfach dahin, diejenigen materiellen Interessen gegen jeden Eingriff zu schützen, welche sich Deutschland durch Erbauung von Bahnen und die Anknüpfung von Handelsbeziehungen mit Transvaal geschaffen habe. Diese Interessen geböten die Aufrechterhaltung Transvaals als selbständigen Staates nach Massgabe des Vertrages von 1884 und die Sicherung des status quo bezüglich der Bahnen und des Hafens in der Delagoa-Bai. Damit sei der Ausgangspunkt und der Endpunkt unserer Politik in jenen Gegenden gekennzeichnet. Wenn Lord Kimberley ebenfalls die Erhaltung des status quo anstrebe, warum gebiete man Denjenigen nicht Einhalt, die unter recht unpassenden und unklugen Ausfällen gegen Deutschland ganz offen in London das Programm

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*) Die folgenden Aktenstücke bis Nr. 10821 sind entnommen den dem Reichstag am 12. Februar 1896 vorgelegten ,,Aktenstücken, betr. die südafrikanische Republik". Vgl. Nr. 7672, 7673, 8556. Red.

Staatsarchiv LVIII.

1

Reich.

Nr. 10800. einer Aufsaugung Transvaals durch die Kap-Kolonie proklamirten? Bevor man Deutsches sich mit mehr oder minder versteckten Vorwürfen an die deutsche Regierung 1. Febr. 1895. wende, möge man gewissen Bestrebungen entgegentreten, welche dem status quo zuwiderlaufen und welche allein die Ursache bilden, dass in Transvaal mehr und mehr die Stimmung um sich greife, welche Lord Kimberley beklage und auf deutsches Konto zu setzen geneigt sei. Sir Edward bedauerte jene Aeusserungen gegen Deutschland, glaubte aber in der jüngsten Rede des Dr. Jameson nicht die Absicht einer Annexion, sondern nur den Gedanken einer commercial federation der südafrikanischen Staaten finden zu sollen. Ich erwiderte, dass gerade der von Dr. Jameson entwickelte Gedanke, dass ,,Rhodesia" die ,,commercial union, amalgamation or federation of all the South African States" werden solle, unseren Interessen zuwiderlaufe, weil das, etwas kürzer ausgedrückt, politisch das Protektorat, wirthschaftlich das Handelsomnopol der Kap - Kolonie und den Ausschluss deutschen Handels bedeute. Wenn die englischen Kolonialfreunde in der Transvaalfrage empfindlich seien, so seien die unserigen es ebenfalls. Wolle Lord Kimberley die Erhaltung des status quo, so seien unsere Auffassungen durchaus identisch ich würde es gar nicht für ausgeschlossen erachten, dass wir diese Uebereinstimmung schriftlich fixirten. Ich betonte noch besonders, dass die von Herrn Rhodes verkündete Politik der allmählichen Aufsaugung des Transvaalstaates durch die Kap-Kolonie und der Gründung einer commercial federation zur Beschleunigung dieses Prozesses wohl kaum als eine Politik der Erhaltung des status quo bezeichnet werden könne. Marschall.

Nr. 10801. DEUTSCHES REICH.

Auszug aus einem Erlass an den Botschafter in London. Deutschland protestirt gegen die Aufsaugung Transvaals.

Berlin, den 15. Oktober 1895.

Nr. 10801.

Reich.

Ich hatte gestern mit Sir Edward Malet eine längere Unterredung, welche Deutsches die politischen Beziehungen Englands und Deutschlands im Allgemeinen zum 15. Okt. 1895. Gegenstand hatte. Bezüglich Transvaals bemerkte ich dem Botschafter, es chiene mir ungerecht, für die wenig freundliche Gesinnung, die gegenwärtig in Transvaal gegen England herrsche, Deutschland verantwortlich zu machen; viel näher läge die Frage, ob nicht Handlungen von englischer Seite die Erbitterung der Boers hervorgerufen haben, z. B. die Annexion des südlichen Amatongalandes; auch seien dort gewisse Treibereien seitens der Chartered Company im Gange, welche allmählich alle Elemente in Südafrika, welche nicht unter Mr. Cecil Rhodes' Abhängigkeit gelangen wollten, durch gemeinsame Erbitterung zusammenführten. Wiederholt hätten wir der englischen Regierung mitgetheilt, dass das Endziel unserer Politik in Transvaal ausschliesslich die Erhaltung des status quo sei und wir bei dieser Politik durch gewichtige Interessen vornehmlich kommerzieller Natur geleitet würden. Wir

Deutsches

beabsichtigten nicht, an dem Verhältnisse des Transvaalsstaates, wie es durch Nr. 10801. den Vertrag vom Jahre 1884 mit England fixirt sei, zu rütteln; wir müssten Reich. es aber allerdings als eine schwere Verletzung unserer Interessen betrachten, 15. Okt. 1895. wenn jener Staat die Selbständigkeit, die ihm in jenem Vertrage garantirt sei, verliere und zu einem Bestandtheil des grossen ,,Rhodesia" herabsinke ...

Marschall.

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Nr. 10802. DEUTSCHES REICH. Botschafter in London an das Auswärtige Amt. England will den status quo

in Transvaal aufrecht erhalten.

London, den 25. Oktober 1895.

Deutsches
Reich.

Telegramm. || Bei meiner Unterredung mit Lord Salisbury bemerkte der Nr. 10802. Premierminister unter Anderem, dass er selbst keineswegs die Transvaalfrage als einen schwarzen Punkt" zwischen Deutschland und England ansehe. Zwar 25, Okt. 1895. erachte er es als selbstverständlich, dass England an den ihm in Bezug auf Transvaal vertragsmässig zustehenden Rechten festhalten müsse; er begegne sich aber mit uns in dem Wunsch, dass in der südafrikanischen Republik der status quo aufrecht erhalten werde. Hatzfeldt.

Nr. 10803. DEUTSCHES REICH. Konsul in Pretoria an das
Auswärtige Amt. Es werden Unruhen erwartet.

Telegramm.

Pretoria, den 24. Dezember 1895.

6

25

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Vorm.

Abgegangen den 24. Dezember 1895, 4 Uhr 5 Min Nachm. Angekommen,, 25. Aus Johannesburg hierher gelangte Nachrichten lassen Nr. 10805 befürchten, dass daselbst die englische Partei für die nächsten Tage Unruhen vorbereitet. Die Regierung trifft dagegen Massregeln.

Herff.

Nr. 10804. DEUTSCHES REICH.-Staatssekretär des Auswärtigen
an den Botschafter in London.
afrika bevorstehend.

Unruhen in Süd

Berlin, den 28. Dezember 1895.

Deutsches
Reich.

24. Dez.1895.

Deutsches

Telegramm. Ich habe heute dem englischen Botschafter den Inhalt Nr. 10804 eines von dem Konsul von Herff in Pretoria hierher gerichteten Telegramms Reich. mitgetheilt, wonach in Johannesburg durch die englische Partei Unruhen vor- 28. Dez, 18o5. bereitet werden und dagegen die Regierung des Transvaalstaates Massregeln trifft. Im Anschluss hieran habe ich Sir Frank Lascelles auf die möglichen Folgen eines blutigen Zusammenstosses hingewiesen und wie bei früheren Anlässen betont, dass uns für die Erhaltung der Unabhängigkeit des Transvaalstaates, wie sie im Vertrage von 1884 festgesetzt sei, den leitenden Gesichtspunkt

Deutsches

Nr. 10804. bilde und wir in einer gewaltsamen Aenderung des bestehenden Zustandes nach der von gewisser Seite angestrebten Richtung eine schwere Beeinträch28. Dez.1895. tigung unserer Interessen erblicken müssten.

Reich.

Nr. 10805.
Deutsches

Reich.

Marschall.

Nr. 10805. DEUTSCHES REICH. Staatssekretär des Auswärtigen an den Konsul in Pretoria. Antwort auf Nr. 10803. Berlin, den 30. Dezember 1895.

Telegramm. || Bei Mittheilung Ihres Telegramms vom 24. Dezember habe ich der englischen Regierung gegenüber hervorgehoben, dass für uns die Er30. Dez. 1895. haltung der Unabhängigkeit des Transvaalstaates, wie sie im Vertrage von 1884 festgesetzt sei, den leitenden Gesichtspunkt bilde und wir in einer Störung dieses Zustandes nach der von gewisser Seite angestrebten Richtung eine schwere Beeinträchtigung unserer Interessen erblicken müssten. || Schärfen Sie dortiger Regierung nachdrücklich ein, dass sie jede Provokation strengstens vermeiden müsse, wenn sie sich deutsches Wohlwollen erhalten wolle. Marschall.

Nr. 10806.
Deutsches
Reich.

30. Dez. 1895.

Nr. 10806. DEUTSCHES REICH. Konsul in Pretoria an das Auswärtige Amt. Bericht über die englischen Umtriebe.

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Telegramm. Die englische Partei der sogenannten National - Union in Johannesburg hat am 26. Dezember ein Manifest veröffentlicht, worin Reformen von der Transvaal-Regierung und Ausdehnung des Wahlrechts gefordert werden. Zur Beschlussfassung über die zu unternehmenden Schritte ist von den Aufständischen eine Versammlung auf den 6. Januar einberufen worden. Das Manifest wird allgemein als Drohung gegen Regierung mit Gewaltmassregeln aufgefasst und ist nach zuverlässigen Nachrichten durch Mr. Rhodes angeregt und durch seine Freunde unterstützt, um den Boerenstaat dem kapländischen Einfluss zu unterwerfen, gleichzeitig auch einen Börsencoup auszuführen. Die englische Partei in Johannesburg hält Waffen und Mannschaften bereit, hat auch Mehl und Getreide aufgekauft und mit Schliessung der Minen begonnen, um Unzufriedenheit zu erregen. In Johannesburg jagen sich die tollsten Gerüchte; man glaubt, dass sich mehrere hundert entlassene Betschuana-Polizisten in der Stadt aufhalten. Es herrscht grosse Aufregung. Frauen und Kinder verlassen in grosser Anzahl die Stadt. Die Deutschen und die überwiegende Anzahl Angehöriger anderer Staaten verurtheilen das revolutionäre Vorgehen der englischen Partei auf das entschiedenste und haben ihrerseits eine Protestversammlung auf morgen in Johannesburg einberufen. Die Transvaal-Regierung beabsichtigt, der Bewegung ihren Lauf so lange zu lassen, als diese nicht in

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