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wegs aber lockern Gedanke und gemütliche Empfindung ihre alte innige Verschwisterung mit der handgreiflichen Umgebung. Sitte und Aberglaube schmiegen sich an dise; von ihr entlent die Sprache jene Bilder, mit denen sie nach und nach den Wortschaz der Nation in ganz änlicher Art bereichert, wie sich aus Bildern priesterlicher Hieroglyfen allmälig volkstümliche Lautzeichen, Buchstaben, abschliffen, deren ursprüngliche Bedeutung im Laufe der Zeit verloren ging. Die schönen Früchte, welche dis Zeitalter in Sprache, Sitte und Volksweisheit getragen, erquicken durch jenen kräftigen, die Abstammung verratenden Erdgeschmack, den man an manchen guten Weinen rümt. (I. Teil.)

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Indes vermert der rastlos strebende erfinderische Mensch in's Unabsehbare die Gegenstände seiner Umgebung, die Lebensbedürfnisse, die Herrschaftsmittel. Leider zersplittert sich zugleich seine Anschauung der Dinge, sie verliert ihre Frische und Sinnlichkeit; sie wird abstrakt. Wenn sich früher Sage und Weisheit um die Erscheinungen sammelten, so tritt ihnen jezt an der Seite historischer Kritik die Naturforschung gegenüber und bildet sich aus ihnen in neuer Weise Träger humaner Entwicklung; doch die Verbindung mit dem Gemüt des Menschen zerreist. (III. Teil.) Nur einige bevorzugte Gestalten bewaren ihre genauen Beziehungen zum Leben der Volkssele. Zwar treten auch sie aus der kräftigsten Beleuchtung heraus; niemals aber versinken sie ganz in Dunkel; denn in altertümlichen Gewonheiten uud Bedeutsamkeiten, in tausenden von Sprichwörtern und Redensarten, in Bilderrede, Begriffs übertragung und Namengebung erscheint ihr Bild bald deutlich erkennbar, bald auch abgeblast im Hintergrunde unsrer Volksgeschichte, stattet das fysiologische und historische Skelet mit Fleisch und Farbe aus und

zält auch noch heute zu unsrem vertrauten täglichen Umgange.

Eine der glänzendsten diser bevorzugten und dauerhaften Gestalten ist das Doppelwesen ,,Ross und Reiter." Jedem, der sich mit ihm beschäftigt, wird das Interesse mächtig zuwachsen. So erging es, wie gesagt, auch mir; und daher lag es in der Natur der Sache, dasz unter Benuzung reicher Hülfsquellen, aus einer ursprünglich nur skizzenhaft angelegten Monografie das vorligende Buch emporgewachsen ist.

Was jene Quellen angeht, so war es angesichts der auszerordentlichen Menge, die oft für eine einzige Seite zu citiren gewesen wäre, undurchfürbar, sie im Einzelnen anzugeben. Wo es nötig ist, sind sie genannt, wo es nicht geschehen ist, wird sich der Kenner wol immer durch den Zusammenhang orientiren können, wo er sie zu suchen hat; für die Nichtkenner aber wäre auch die Citation wertlos.

Ein Wort sei mir noch in Bezug auf meine Rechtschreibung vergönnt. Ich habe mich zu entschuldigen, dasz ich aus Rücksicht auf das verwönte Auge der meisten Leser die Wörter ihr, ihn und ihnen noch mit einem h schreibe. Hoffentlich kann auch diser Zopf bald abgeschnitten werden. Einige andere Inconsequenzen, die sich finden werden, bitte ich mit den nicht geringen Schwirigkeiten zu entschuldigen, welche jede gereinigte Schreibweise heut noch zu überwinden hat, ehe sie Urschrift, Abschriften und Druck übersteht.

Berlin, Herbst 1871.

Der Verfasser.

Inhalt des I. Bandes.

I. Teil.

Ross und Reiter im täglichen Leben und der Sprache der Deutschen.

Einleitung: Seite XXIII.

I. Hauptabschnitt.

Die Persönlichkeit des Pferdes.

1. Name des Pferdes: 1-39.

Einleitung: 1, Pferd: 2, Ross: 7, Gaul: 9, Caballus: 11, Märhe: 12, Pfage: 14, Hess: 14, Hangt: 16, Hengst: 16, Maiden: 18, Beschäler, Schwaiger, Stötter, Studren: 20, Stute: 21, Kobbel: 22, Wilde, Fole, Taete: 22, Gurre, Zöre, Strenze: 23, Strute, Strucke, Stirk, Motsche: 24, Walach: 25, Geltling, Heiler: 26, Reusz, Halbross, Füllen: 27, Burdi, Bickartlein, Kuder, Heinsz: 29, Wuschel, Watte, Schleichle: 30, Renner: 31, Run, Runzit: 32, Klepper, Zelter, Roller: 33, Laufer, Ridder, Ravit, Pranczel, Kracke: 34, Zagge, Vulz, Nickel: 35, Grämlein, Schnack, Muzer, Jäkel, Kofer: 36, Klebysz, Wos, Wigg, Ech: 37, Hoppe: 38, Schlusz: 39. 2. Aeuszere Erscheinung des Pferdes: 40-71. Farbe und Abzeichen: 40-52.

Das Har: 40, Schimmel, Rappe, Fuchs: 41, Brauner: 42, Nebenschattirungen: 42, Falbe: 42, Schäcke: 43, Vilfarbigkeit der zamen Tiere im Gegensaz zu den wilden: 43, Verhältnis der vier Hauptfarben zu den vier Temperamenten: 44, Verhältnis der Farben zu Mode und Tracht: 45, Verachtung faler Pferde: 46, Mistrauen gegen Schäcken: 47, Erenstellung des Schimmels: 47, Schimmel in Sprichwort und Redensart 48, Die Abzeichen: 48, Abergläubische Bedeutung derselben: 49.

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