Sivut kuvina
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jenige Person, der sie weichen könnte, möchte nicht allezeit als ein Frauenzimmer befunden werden, und ihren Sieg besser gebrauchen, als ich.

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Llikander. Ich habe meine Frau um Verzeihung ge beten. Willst du meinem Exempel nicht folgen? Du hast doch sehr Unrecht! Ich kann dich versichern, deine Frau verdient sehr viel Hochachtung; und es hat an mir nicht ges legen, daß sie nicht etwas weniger verdiente.

Agenor. Ich erkenne es selber, Juliane! und Ihre Unterredung mit Ihrem vermeinten Liebhaber, Ihre Klagen, und auch Ihre Zärtlichkeit gegen mich, haben mich überzeugt, daß ich bisher nicht den reelsten Weg gegangen bin, um vergnügt mit Ihnen zu leben. Ich bitte um Vers zeihung.

Juliane. Ihr Geständniß verdient mehr, als meine Verzeihung.

Agenor. Vergessen Sie, daß ich nicht mehr Vers trauen in Sie gesetzt habe! Ich schaffe die Aufseherin ab, die ich Ihnen habe geben wollen.

Kathrine. Und ich habe sie schon abgeschafft; und sle soll lange warten, bis man sie wieder holet.

Agenor. Behalten Sie Kathrinen zum Zeugen bei sich, daß ich Ihre Treue und Ihre Zärtlichkeit künftig besser verehren will.

Kathrine. Ich will nicht hoffen, daß Sie immer Zeus gen dazu gebrauchen werden.

Agenor. Hier, Kathrine, hast du eine Belohnung, daß du meiner Frau mit deinem eignen Schaden gehols fen haft.

Rathrine. Ich danke sehr. Ich will es auf Vorrath legen, wenn es wieder nöthig seyn möchte.

Agenor. Nein, Juliane, es steht Ihnen inskünftige alles zu Diensten, was Sie zu Ihrem Vergnügen verlangen tönnen.

Kathrine.

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Kathrine. Wir werden Sie zur gehörigen Zeit daran

erinnerh.

Agenor. Sie können Ihre Gesellschaft, Ihre Auss gaben, alles nach Ihrem eignen Gefallen einrichten. Sie können über alles, über mich selbst gebieten.

Juliane. Nicht zu viel, Agenor, nicht zu viel!

Kathrine. Die geschwindesten Bekehrungen sind sonst nicht allemal die aufrichtigsten.

Agenor. Die meinige ist aufrichtig.

Rathrine. Das Schlimmste ist, daß man bei bergleis chen Sachen sich auf das bloße Versprechen verlassen muß. Agenor. Nikander und Hilaria sollen Zeugen davon feyn. Ich bitte Sie, bleiben Sie hier.

Likander. Mit Vergnügen.

Philinte. Sie werden mich entschuldigen!

Nilans

der, Sie haben ein kurzes Gedächtniß. Haben Sie mich nicht diesen Abend auf ein hübsches Mädchen zu Gaste gebeten?

Tikander. Ich denke an kein hübsches Mädchen mehr, nachdem ich Sie wiedergefunden habe.

Bathrine. O! das klingt galant! Nun glaube ich es bald selber. Ihr Herren Ehemänner, ihr möget so wild oder so ausschweifend seyn, als ihr wollt. Eine gute Frau findet schon Mittel, euch wieder zurechte zu bringen.

III.

Geller t.

Die erzählende Poesie, in welcher Gellert, wie bes tannt, so vorzügliche Verdienste hatte, ward ihm Verans lassung, sich auch in der dramatischen zu versuchen. Seine Erzählung, die Betschwester, brachte ihn auf die Idee, diesen nåmlichen Stoff für die Bühne zu bearbeiten; und so

entstand

entstand sein Lustspiel gleiches Namens, welches zuerst in den Bremischen Beiträgen gedruckt wurde. Bald hernach, im J. 1747, erschien die Sammlung seiner Lustspiele, worin, ausser der Betschwester, noch die zärtlichen Schwestern, das Loos in der Lotterie, die krante Frau, und aufsers dem noch ein Singspiel, das Grakel, und ein Schäferspiel, Sylvia, enthalten sind. Bei der Beurtheilung dieser Stücke muß man die Zeitperiode, in welcher sie geschrieben wurden, und den damaligen noch so wenig gebildeten Zustand des deutschen Theaters in Erwägung ziehen, um diesem vers dienstvollen Schriftsteller auch von dieser Seite Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. ,, Unstreitig, sagt Lessing *), ist unter allen unsern komischen Schriftstellern Gellert derjenige, dessen Stücke das meiste ursprünglich Deutsche haben. Es find wahre Familiengemåhlde, in denen man sogleich zu Hause ist; jeder Zuschauer glaubt, einen Vetter, einen Schwager, ein Mühmchen aus seiner eignen Verwandts schaft darin zu erkennen. Sie beweisen zugleich, daß es an Originalnarren bei uns gar nicht mangelt, und daß nur die Augen ein wenig selten sind, denen sie sich in ihrem wahren Lichte zeigen. Unfre Thorheiten sind bemerkbarer, als bemerkt; im gemeinen Leben sehen wir über viele aus Guts herzigkeit hinweg; und in der Nachahmung haben sich unsre Virtuosen an eine allzuflache Manier gewöhnt. Sie machen fie ähnlich, aber nicht hervorspringend." Uebrigens hat man von den Gellertschen Lustspielen von jeher, und wohl nicht ohne Grund, geurtheilt, daß sie sich besser lesen, als sehen lassen; und schon seit mehrern Jahren haben sie sich ganz von unsrer Schaubühne verloren. Fast aber auch schon aus den Händen unsrer Leser, die immer nur nach neuen Schriften haschen, und die zu viel Ermüdung und Langes weile von jener Lektüre fürchten. Freilich wenn man Meis sterstücke

*) Hamb. Dramaturgie, St. XXII,

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fterstücke des komischen Wißes und der dramatischen Kunst, wenn man immer reges, lebhaftes Interesse, wenn man viele Feinheiten der Anlage und der Ausführung, mehr Handlung als Gespräch, und Auffallendes in Beiden erwars tet; so möchte man sich in dieser Erwartung hier wohl ges täuscht finden. Auch trägt ohne Zweifel die seitdem vorges `gangene beträchtliche Verändrung unsrer Sitten und Ums gangssprache dazu bei, daß uns. jezt in diesen Lustspielen manches mehr idealisch, als wahr, und nur wenig Scenen und Dialogen natürlich und leicht genug vorkommen. Håtte Gellert so viel entschiednes Originalgenie für die komische Dichtung, wie Shakspeare und Moliere besessen, so würde dieß Alles dem Eindrucke seiner Schauspiele weniger im Wege stehen. So aber ist es sehr verzeihlich, wenn màn fich in eine Welt und Gesellschaft nicht recht zu finden, und noch weniger lange daran zu ergößen weiß, die uns im wirks lichen Leben gar nicht mehr vorkömmt; zumal, da selbst zu Gellert's Zeiten der in seinen Schauspielen herrschende Ton, wohl mehr nur Leipziger, als allgemeiner deutscher Ums gangston war. Indeß haben auch von dieser Seite diese Lustspiele einen gewissen historischen und charakteristischen Werth; und ausserdem weiß man, welch ein strenger Beobs achter der Sittlichkeit dieser Dichter in allen seinen Werten war. Auch in seinen Lustspielen finden sich häufige Beweise, daß er, wie ihm Garve dieß Verdienst mit Recht beilegt, die moralische Welt auch in einem weiren Umfange kannte. ,,Er fannte die Empfindungen, das Betragen, die Sitten, die Neigungen, die Ausdrücke der verschiedenen Stände und der verschiedenen Charaktere. Was er schildert, ist allemat fenntlich; und das innere Gefühl eines jeden Lesers stimme bamit überein. Er kannte die Leidenschaften vielleicht nur in ihren sanftesten Aeußerungen; aber er war auch um so weniger in Gefahr, durch das Gemählde derselben schådlich zu werden.“ Gellert's Schriften find übrigens in

aller

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aller Hånden; und eine Probe aus einem seiner Lustspiele wåre daher überflüßig.

IV.

Krüger.

Johann Chriftian Krüger, geb. zu Berlin, 1722, geft. zu Hamburg, 1750. Seiner dürftigen Glücksumstände ungeachtet, studirte er zu Hallé und Frankfurt an der Oder Theologie, wurde aber hernach im J. 1742 Schauspieler bei der damals in Berlin befindlichen Schönemannischen Ges sellschaft, und spielte nicht ohne Beifall. Im folgenden Jahre machte er seinen ersten dramatischen Versuch, die Geistlichen auf dem Lande, bekannt, welcher aber kein sonderliches Verdienst hatte, und daher von Löwen, dem Herausgeber seiner poetischen und theatralischen Schriften (Leipz. 1763. 8.) der verdienten Vergessenheit überlassen wurde. Im J. 1747 und 49 lieferte er die Ueberseßung einiger Schauspiele des Marivaux, und überseßte noch ausserdem verschiedne Komédien aus dem Französischen, die in der Schönemannischen Schauspielsammlung abgedruckt find. Für eben diese Bühne schrieb er auch neun allegorische Vorspiele in Versen, und folgende eigne Lustspiele: Der blinde Ehemann Die Kandidaten, oder, die Mittel zu einem Amte zu gelangen - Der Teufel ein Bärenhåuter-Herzog Michel, nach einer in den Bremischen Beiträgen befindlichen Erzählung von Hrn. Schlegel

und

den Anfang eines Lustspiels: der glückliche Bankerotierer. Es bedarf allerdings vieler Nachsicht und Geduld, wenn man bei gegenwärtiger Lesung dieser Schauspiele, unter wels chen der blinde Ehemann und die Kandidaten wohl gewiß die besten sind, die bald einleuchtenden mannichfaltigen Feh ler ihrer Bearbeitung übersehen, und den Vorzug anerken nen will, den sie vor den meisten damaligen Theaterstücken in

eben

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