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Schreiben

an einen Freund.

17 5.2.

Hochwohlgebohrner Herr &c.

ch habe Eur. Hochwohlgeb. neuliches Schreiben empfangen. Sie dürfen gewifs nicht entfchuldigen, dafs Sie demfelben Zufammenhang und Kürze fehlen laffen. Für mich kön. nen Ihre Briefe nimmer zu ausführlich feyn. Die unter uns beftehende Offenherzigkeit der uneigennützigften, alten Freundfchaft und Zuverficht hat im Schreiben faft alle Rechte und Freyheiten einer lyrifchen Unordnung. Ich felbft darf mir heute eine Weitläuftigkeit geftatten, die ich fonft zu vermeiden fuche. Ich werde auf Ihren Brief, und alles, was ich von einigen vorigen noch zu beantworten habe, mich fo umständlich erklären, als ob ich Ihre Zuschriften, deren Vorzüge ich nicht erreichen kann, wenigftens darinnen übertreffen wollte. Müfste ich finnreich feyn, und, wie der scherz haftefte

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haftefte Ihrer Nachbaren, auf Unkoften des Voiture; fo mögte ich Ihnen gleich anfangs geftehen, dass ich nimmer fo ftolz bin, als wann ich die Ehre habe, Ihre Briefe zu erhalten, und nimmer fo demüthig, als wann ich fie beantworten foll. I Aber Scharffinnigkeit und Wortgepränge gehören nicht zu den Schönheiten der Freundfchaft, und Eu. Hochwohlgeb. müffen schon lange überzeugt seyn, dafs nur Ihre Gegenwart mich mehr erfreuen kann, als Ihre Briefe. Diefes werden Sie, auch in diesem Jahre, erfahren, wenn Sie Sich entschlieffen, einen Theil des nächsten Sommers in unfern Gegenden zuzubringen, und zu sehen, ob nicht die Elbe und Alfter noch immer fo reich an Ergötzlichkeiten find, als die Innen und vielen fo wohlgelegene Eyder und Treen.

Sie benachrichtigen mich hinlänglich von der geneigten Aufnahme, womit Ihre dortigen Freunde meine moralifchen Gedichte beehret haben. Nur Ihr Beyfall wäre mir, zu meiner Zufriedenheit, aus fchon genug ge wefen fo gern ich auch von Eur. Hochwohlgeb. vernehme, dafs von den Kleinigkeiten, die in diefer

I Pope nennet die zu fehr gefuchte und finnreiche Schreibart in freund

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nere,

diefer Sammlung zum erftenmale zum Vorscheine gekommen find, der schönen Witwe der Falke, ihrer Fräulein Schwefter die lehrreiche Erzählung von der Undankbarkeit des männlichen Gefchlechts, dem Herrn Obristen der Löwe, dem Herrn Stallmeister das Ritterpferd und der Klepper, und dem Herrn Archiater der grüne Efel gefallen. Der Ausfpruch des jungen Herrn von Tz... ist mir gleichgültig, und bestärket uns in der Meinung, dass niemanden der Zauberring des Grigri öftere Dienste geleiftet hätte, als ihm. So viel ieh mich erin. befand fich in diefem Ringe ein Stachel der dem Befitzer in den Finger fuhr, fo oft er im Begriffe war, etwas abgefchmacktes zu fagen. Die lächelnde Henriette liefet noch meine moralifchen Gedichte nicht, fondern von meinen Liedern nur einige, die ich felbft nicht mehr lefe. Aber fie verfertigt anacreontische Oden auf ihren Papagey, dem fie an Beredfamkeit fo ähnlich ift. In den ftolzen Gefundheiten, die fic einfetzet, und aus der beften Welt hernimmt, ift fie gründlich, philofophifch, erhaben. Einem ihrer poetischen Verehrer ift angerathen worden, ihr einen Roman zu entwenden, und

und er fagt im neunzehnten: I would cut off my own head, if it had nothing better than wit in it, and tear out

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my own heart, if it had no better difpofitions than to love only myself, and laugh at my neighbours.

...

und dafür die Erzählungen eines Ungenannten hinzulegen, den die wohlgefitteste Liebe die Sprache des Herzens gelehrt zu haben scheinet. Die Frau von WI . . . lobet mich, und zehn andere heutige Dichter, mit denen ich eine Ehre willig theile, die nur ihrer, faft uneinge fchränkten, Güte beyzumeffen. ftehet. Ihre Herren Brüder gehen noch weiter. Der eine, der edle Weidmann, findet jedes neue Buch das er zu lefen anfängt, und jede Speife, wo von er koftet, nach feinem gewaltigen Geschma cke. Er ist, wenigstens hierinn, mit dem Alcibiades zu vergleichen, der die schwarze Brühe der Spartaner eben fo efsbar zu finden wusste, als die niedlichsten Gerichte der Perfer. Der andre liebet feine Bücher fo, wie er feine egyptifchen Weine liebet: mit ihren Fehlern. Alle find ihm gut, wenn er fich nun einmal in die Unkoften gesetzt hat, fie anzufchaffen. fehr bin ich aber dem Herrn Oheim Eur. Hochwohlgeb. verbunden, dafs er meine Kleinigkeiten fich vorlefen laffen, nachdem ihn fein Geiftli cher verfichert, es habe auch ein protestantischer Abt gewünfchet, dafs davon ein zweyter Theil herauskommen möchte! Gleichwohl danke ich noch mehr Ihrem alten Verwalter, dem ehrlichen Greifen, der mich lobet, weil ich, wie er fagt, nicht heuchle, und oft Wahrheiten lehre,

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die wirklich verdienten, gepredigt zu werden. Zeigen fie ihm meine Lieder nicht, noch weniger gewiffe jugendliche Erzehlungen.

Erlauben Sie mir, die meisten dortigen, Lobfprüche als Folgen des, allen Ihren Freun den fo bekannten, Wohlwollens anzufehen, womit Sie mich zu dem Ihrigen gewählt haben, und feitdem meine poetifchen Verfuche Sich zu fehr gefallen laffen. Sie verpflichten mich da Sie mir nicht verhehlen, dafs einige mit meinen Gedichten weit zufriedener find, als mit meinen Anmerkungen. Ich mufs, weil fie es verlangen, mich hierüber noch einmal rechtfertigen, obgleich mir das wenige, das ich fchon in meinem Vorberichte angeführet habe, hinlänglich zu feyn fcheinet. Wie wird es mir aber gelingen, lange von mir felbft zu reden? Diefe Kunft ift weit fchwerer, als man glaubet. Sie verfällt gemeiniglich in die einschläfernde Sprache der, nur ihrem Befitzer erträglichen, Eitelkeit und Ruhmfucht.

2.

It makes Globofe a Speaker in the Houses
He bems, and is deliver'd of bis Moufe.
It makes dear felf on well-bred tongues
prevail,

And I the little Hero of each Tale,

YOUNG, Love of Fame, Sat. I'
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Ich

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