Der krug geht, wie ein alter spricht, So oft zum brunnen, bis er bricht. Der Canarienvogel und der Häher. Durch fragen wird man klug. Man kömmt Ι damit nach Rom. Ein wahres fprüchwort fagts, und felbft am Tiberflrom. Allein wir müffen nicht mit fragen die beehren, Die felbft nicht fähig find, was gründliches zu lehren. Wenn er voll meisterschaft, voll hochmuth, neid und zwift, An witz ein Polyphem, an wahn ein Argus ist. Ein 2 vid. HORAT. in Epist. ad Pifones v. 438. Carm. Lib. I. Od. 24. Ein vogel, der unlängst aus Teneriff gekommen, Glich, Arigoni, 3 dir, auch an bescheidenheit, War faft der einzige, der feine trefflichkeit Und feiner ftimme reiz nicht gnugfam wahrgenommen. Der fänger redte nun Marcolph, 4 den fchreyer, an, Den häher, welchem er fich auch nicht nähern follen. Sagt, fprach er, ob mein ton euch recht gefallen kann: Entdeckt mir, ob auch mich die kenner dulden wollen. Ich zweifle, lehrt Marcolph. Euch fehlt mein unterricht: Von mir läfst fich noch viel erfahren. Die kunstverständigen, wir häher und die staren, Wir kenner loben euch noch nicht. Folgt mir: ich finge fein, recht nach der tonkunft gründen; Ihr trillert fremd und falfch: man hört euch an, 3 Der berühmte FRANCESCO ARIGONI, welcher auf dem hamburgifchen Schauplatze, als Iarba, und lacht. Wer Cofroe, Berengario, Danao; und Ircano, gefungen hat. Seiner Stimme ift, wie man weift, nichts, an Schön Wer immer fich zum fchüler macht, Wird immer einen meister finden. Die Nachbarschaft der Bublerey. Die buhlerey, die oft fich liebe nennt, Erfcheint, vermummt, an einem feft der freude, Im fchlauften putz, in Neadarnens kleide, Wovon den werth fie und die jugend kennt. Ihr auge fpielt, die freyen blicke fliegen, Wie herz und bruft voll wilder feufzer wallt: Luft, vorwitz, fcherz, bewundrung und vergnügen ! Fliehn fchnell herzu, und loben die geftalt. Man folgt nur ihr, den holden reiz zu fehen. Wer fieht nicht gern, was fo gefallen kann? Sie neigt fich tief, um fchöner wegzugehen. Da fragt die luft: Wo treffen wir dich an? Entdeck es frey. Dich nimmer zu verfehlen, Dich oft zu fehn, wünscht niemand mehr, als ich. heit, zu vergleichen, als feine Bildung, und die befondere Kunft feiner Blicke und Geberden. Sie 4 Der Häher, Heyer oder Holzfchreyer wird_Marcolphus genannt.S.Döbels Jägerpractica, im ersten Theile, S. 77.78. Sie lacht und fpricht: Wer kann fich nachbarn wählen? Die meinigen find mir oft lächerlich. Zwar leb ich weit von der verlafsnen treue: Matronen nur ift, wo fie feufzt, bekannt: Doch, neben mir, zu meiner rechten hand, Wohnt felbftbetrug, und, zu der linken, reue. Die Taube, der Falk und der Tauber. Ein blaufufs fteigt zum neuem raube Aus neft und wald empor, reviert in hoher luft, Befchauet berg und thal, und sieht in einer gruft Des treusten taubers luft, die schönste turteltaube. Auf fie ftöfst er herab, erreicht, und greift fie bald, Und ift fchon im begriff, die arme zu zerreiffen, Als fie ihn girrend fragt: Wird diefes fiegen heiffen, Wo man nicht kämpft? Erweife die gewalt; Doch nicht an mir, die ich vor fchrecken fterbe. Nein, dafs dein muth den rechten fieg erwerbe, So falle nur den groffen reiher an, Den adler felbft, und was fich wehren kann. So So wehre dich verfetzt der falk, und dräute: So wehre dich! ift nicht dein fchnabel gnug zum ftreite? Zum ftreite? wie? er kennt nicht ftreit noch groll, Und hat nicht kraft, als wann er fchnäbeln foll. Es ift fein ftofs, die regung fanfter triebe, Nichts als ein spiel, ein reiz, ein kufs der liebe Für meinen freund . . . Und wer ift diefer freund? Mein tauber ifts: er fchläft auf einem zweige Man weck ihn auf: es ift dein held mein feind. Dir fteh er bey: ich will, dafs er fich zeige. Das täubchen feufzt: Ach nein, ich bitte, nein! Sonft würde nur mein jammer gröffer feyn. Noch feufzet fie, und fchnell erwacht der gatte, Er fliegt von felbft dahin, wo fie der räuber hatte. Mit ihr fcheint auch der tod ihm vor dem würger schön: |