Da fieht er bald, beftürzt, dafs feine kleider fehlen. Ein andrer hätte gleich den dieb vermaledeyt; Er aber sagte nur: Der frevel geht doch weit. Mir armen puckligten mein einzig kleid zu ftehlen! Dem fchelm gebührt ein fluch für feine mauferey. Doch darf der teufel ihn darum nicht eben holen: Nur wünfch ich, dafs das kleid, das er mir weggestohlen, Ihm fo gerecht, als mir, an brust und rücken, fey! D Melfon. er Dollmetsch, welcher oft mehr sprachen, als er wusste, Vor feiner königinn * fogleich erklären mufste; Der fchlaue Melfon fand durch feine munterkeit Den rath, den nur der witz verleiht. que fingulis, quid poffint, oftenderint. Nihil confefiim,nihil Jemel faciunt. Injuriae illorum praecipites, lenta beneficia funt. SENECA, Lib. II. de Beneficiis, C. V. Einft ** Anna von Oesterreich, Gemahlinn Königs Ludewig des Dreyzehnten von Frankreich, und Regentinn zur Zeit der Minderjährigkeit Ludewigs des Groffen. Einft kömmt aus Indien ein fchwarzer abge fandter Erfcheinet vor dem thron, und fängt den vortrag an, Den er nicht überfetzen kann; Denn keine Sprache war dem Melfon unbekannter. Doch hilft die lift ihm aus. Ihm winkt die königinn. Er nähert fich, und fpricht: Diess ift der rede finn: Grofsmächtigste, Dein ruhm dringt bis in Nur dich verehrt ein jeder theil der welt. Dein anblick, wie Dein geift, ift mehr als königlich. Diefs hört Tavernier, der fich im faal be fand. Des fremden fprache war ihm ganz genau be kannt. Er hatte, wie man weifs, von feinen vielen reifen Mehr, als ein ftammbuch, aufzuweisen. Er Er fagte: Königinn, was Melson itzo spricht, Das redte der gefandte nicht. Wer wird, fprach Melfon drauf, den mifchmafch wiffen wollen? Mir liegt die pflicht der ehrfurcht ob. Die königinn verdient das lob: Und hat ers nicht gefagt; so hätt ers fagen follen. Hobbes. Die meifte hüten nur die fätze, die fie erben, Wie einen todten fchatz, den niemand gröffer macht. Sie sammlen, was man meynt, und blättern tag und nacht, Bis fie, fich unbekannt und unentwickelt, fterben. Ihr unfruchtbarer witz hat nichts hervorgebracht. So ift ein Hobbes nicht erfahren. Er irrt zwar oft, doch hat er felbft gedacht. Homer, Virgil, Thucydides, Euclid. Die las er ftets mit wahl und unterfchied. Er wäre, fagt' er oft, wohl nie gefchickt gewefen, Die fchulgelehrte halb verftehn, Ein Crifpin von Pafs. ** in kleiner eigenfinn fey künftlern gern verziehen! Ich fetze mit bedacht: ein kleiner eigenfinn; Denn allen, die fich nicht um kunft und witz bemühen, Dem groben theil der welt, geh auch der gröfste hin! Ein * Lectio ejus pro tan- et regimini subsunt,praeto aetatis decurfu non ftitutas evagari audeant ; magna; authores verfa- cum etiam qui omnem bat paucos, fed tamen illam Scriptorum varieoptimos. Homerus, Vir- tatem, quà artes et sciengilius, Thucydides, Eu- tiae exultant, diligentius clides illi in deliciis erant. introfpiciat, ubique inIngentem librorum fupel- veniet ejusdem rei repelectilem, quam fuper- titiones infinitas, trabiunt Bibliothecae non clandi modis diverfas ; magnifecit, cum morta- inventione praeoccupa les plerumque pecorum tas, ut omnia primo inritu, antecedentium infi- tuitu numerofà, facto ftentes veftigiis, vix ex- examine pauca reperiantra tritas calles et femitas tur. Quin et illud faepe ab ipfis, quorum tutelae dicere Ein künftler, welcher fich des griffels ruhm er worben, Der einen Ridinger, und Schmidt, und Preissler ziert, Entwarf nicht leicht das bild der fürften, die verstorben, Noch der gelehrten bild, eh fie der tod entführt. Die meisten wufsten nicht die urfach anzugeben, Bis einft ich weifs nicht wer fie von ihm felbft erfuhr: Der fürften achtet man nicht länger, als fie leben, Und der gelehrte gilt nach feinem tode nur. dicere folitus eft, quod, fi tantum libris incubuif fet, quantum alii e Literatis vulgo faciunt, eadem cum illis ignorantia laborafet. VITA THOMAE HOBBES. p. 112. **Crifpin de Pafs, von Cöln, ift ein berühmter Schüler des Theodor Cornhardts, der zur Zeit des alten MeiftersCorneliusCort, welcher der gröfsten Mah. ler Werke inKupfer brach. te, lebte, und auch durch feine finnreichen Gedichte, und feine Schrift von der Religionsfreyheit wider den Lipfius fich Lob erwarb. Cornelius Blomart, ein Kupferftecher, von wel chem die Franzofen, fo wie von gedachtem Cort die Italiäner, nicht wenig erlernet, ift ein Schüler diefes Crifpin de Pafs ge wefen. S. die Kernhiftorie aller freyen Künfte und Wiffenfchaften im andern Theile, S. 95. 96.108. oder vielmehr Sandrarts deutfche Akademie der BauBild- und Mahlereykünfte, im dritten Buche des zweyten Theils, S. 357. und das, in Brüffel 1702. herausgekommene, Cabinet d'Architecture, Peinture &c. T. III. p. 362. |