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Denn man würde den Hauptcharakter dieses Romans sehr unrichtig fassen, wenn man ihn durchaus für schwärmerisch, lächerlich und abentheuerlich nähme. Vielmehr schildert Cervantes seinen Helden, dem Gange der menschlichen Natur gemäßer, als sehr gescheidt und vernünftig im Dens ten und Handeln, so lange der gefährliche Punkt seiner einges Bildren Dulcinee unberührt bleibt; und, wie ihn Boltaire ganz richtig nahm :

Très honnête homme, inftruit, brave, favant;
Mais dans un point toujours extravagant.

Bei aller Originalität steht indeß nicht zu leugnen, daß Cers vantes verschiedene seiner Vorgänger in der komischsatiris schen Manier, besonders den Lucian, Putci, und am meisten wohl den Ariost, vor Augen gehabt habe. Die beiden vornehmsten Charaktere des Don Quixote und Sancho Pansa hat Bodmer im achten Abschnitte seiner Betrachtungen über die poetischen Gemälde der Dichter gut entwickelt. Die lehte Arbeit des C. waren Los Trabajos de Perfiles y Sigismunda, ein Roman von geringerm Range, der erst nach seinem Tode im Druck erschien. Er enthält zu viel Episoden, und manche seltsame, aber allzu unwahrscheinliche, Begebenheiten; aber die Schreibart ist auch hier nicht ohne Schönheiten.

Quevedo.

9 Don #Francisco de Quevedo Villegas, aus einem angesehenen Geschlecht, geb. zu Madrid, 1570, gest. 1647. Einer der bekanntesten und wißigsten spanischen Schriftsteller, dessen Werke, obgleich von ziemlich ungleis chem Werthe, klassisches Ansehen erhalten haben. Am bes fiebtesten waren von jeher seine Sueños, oder Träume, reich an Herzenskunde, lebhaftem Wig und treffender Satire.

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Mehr aber gehört hieher, sein komischer Roman: Hiftoria y Vida del gran Tacaño, den Hrn. Bertuch in seinem Mas gazin der spanischen Literatur sehr gut übersetzt, und Leben und Thaten des Erzschalts betitelt hat. Die bes sondre und bei den Spaniern sehr beliebte Gattung, wozu diese Erzählung gehört, und worin allemal ein Betrüger oder Gauner (Picaro) die erste Rolle spielt, kann man nåher aus der Vorrede dieser Uebersetzung kennen lernen, wo von Quevedo's Arbeit geurtheilt wird, er habe dadurch seiner Nation einen sehr heilsamen und großen Dienst gethan; denn dieser Roman sen für jeden ehrlichen Mann der beste Pros bierstein aller Betrüger, Blutsauger, Scheinheiligen und feinen Spitzbuben, unter welcher Maste sie auch stecken mos gen.,, Welch eine Menge Gemålde nach dem Leben, von Volksfitten, Nationalmeinungen und Gebräuchen, giebt es da nicht! Freilich nicht alle im superfeinen und galanten Styl eines Boucher oder Matteau; und manches im Geschmack von Ostade und Brower, aber gerade dars um, desto wahrer und treuer nach der Natur gezeichnet. Wer billigt indeß und verzeiht nicht gern der Farce einen Aus druck oder ein Gemälde, das man im höhern, Trauerspiel oder in der Epopde auszischen würde? Eben dieß Vorrecht hat der komische Roman. Wenn er nur nichts enthält, was wahre Ehrbarkeit und Tugend beleidigt; eine niedrige Scene, ein Portråt aus dem Zuchthause, ein Gemälde aus sder- Schenke oder Zigeunerhütte erlaubt man ihm, gern. Wahr ist es wenigstens, daß tomische Romane- dieser Art jeder Nation unendlich mehr nußen, als die weinerlich ems pfindsamen, worin spinnenfüßige Metaphyfit der Gefühle, Liebe, Frommelei, Leiden und Klagen, in einen ekelsüßen Teig zusammengefnetet find." - Man hat eine franzd fische Uebersetzung dieses Romans unter dem Titel, Le FinMatois, wobei sich noch eine Fortseßung in sieben Kapiteln befindet, welche der Ueberseßer, sehr unwahrscheinlich aus einer Handschrift entlehnt zu haben vorgiebt...

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Mendoza.

Don Diego Hurtado de Mendoza, geb. zu Granada oder Toledo, gest. 1575; Abgesandter Karls V. in verschiednen Angelegenheiten, und Staatsrath Philipps II. Es war einer der gelehrtesten Männer, und einer der besten Dichter seiner Zeit, besonders glücklich in den sogenannten Redondillas und Quintillas. Der beliebte spanische kleine Volksroman, La vida de Lazarillo de Tormes, y de fus Fortunas y Advefidades, war ein Werk seiner Jugend, und wurde zuerst zu Tarracona, 1586, 12. hernach aber aufs neue zum öftern, gedruckt. Auch er enthält die Ges schichte eines verschlagenen Betrügers, und ist reich an Ers findung vornehmlich aber schäßt man daran die sehr kors rette Schreibart und den natürlichen Erzählungston. Hens rique de Lun a schrieb einen zweiten Theil dazu, der des erften nicht unwürdig ist.

Isla.

Joseph Franz Isla, ein spanischer Jesuit, ift' unter den neuern spanischen Romandichtern einer der bekann, testen und originalsten. Bon feiner Hiftoria del famofo Predicator, Fray Gerundio de Campazas gab er im ́J. *758 unter dem erdichteten Namen, Franz Lobón de Salazar, zu Madrid den ersten Theil heraus, der aber in Spanien verboten und unterdrückt wurde. Der Verfasser gab ihn indeß mit der Handschrift des zweiten Theils in die Hände eines seiner Freunde, vermuthlich des bekannten Baretti, der das Ganze zu London ins Englische übers feßen und im Jahr 1771 zu Lonton herausgeben® ließ. Aus dieser Ueberseßung lieferte Hr. Bertuch im J. 1773, in zwei Bånden, seine sehr glückliche Verdeutschung dieses Launigen und überaus unterhaltenden komischen Ros mans, der durchgängige Satire auf die spanische Geistlichkeit, und besonders auf ihre schlechte Predigtmethode, enthält, zus weilen aber doch ins Niedrige und Weitschweißige fällt.

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V.

Italian e`ri

Ueber den Ursprung und ersten Fortgang der roman, sischen Poesie dieser Nation findet man gute und umståndliche Nachrichten beim Crefcembeni, die vom Hrn. Prof. Schmitt zu Liegnitz in seiner Italiänischen Anthologie, Th. 11, S. 140 ff. in Auszug gebracht sind. - Zunächst ist dieser Ursprung gleichfalls aus der Periode der Trovatoren oder Provenzaldichter herzuleiten; und auch hier scheinen des Erzbischofs Turpin Geschichte Karls des Großen und der Roman von den Rittern der runden Tafel des Königs Arthur, die ersten Vorbilder gewesen zu seyn; obgleich das Alterthum dieses leßtern oder wenigstens seiner Quelle, wohl gewiß, nur vorgeblich ist. Man fieng frühzeitig, und schon vor Dante, an, ihn ins Italiänische zu übertragen, und in mehrern ähnlichen Erzählungen nachzubilden. Wie sehr aber Turpin's Roman auf die frühern, und nachher noch auf die mehr klassischen Dichter dieser Nation und die Ents würfe ihrer romantischen Heldengedichte gewirkt habe, ist bekannt genug. Auch der Amadis wurde aus Spanien nach Italien verpflanzt, und machte hier nicht weniger Eins druck, als dort. Der ältere Taffo zog, wie bekannt, sein Gedicht, Amadigi, daraus. Indeß waren doch die åltern eigentlichen Romane und Erzählungen der Italiåner nicht metrisch, sondern in Prose geschrieben. Von diesen leßtern ist die unter der Aufschrift, Novelle Antiche, ber Lannte Sammlung die merkwürdigste, hundert prosaische Ers zählungen von unbekannten Verfassern, die aber gewiß sehr salt, sund, wie es scheint, aus der provenzalischen Sprache gezogen und überseßt sind. Nicht unwahrscheinlich seßt man ihre Entstehung ins dreizehnte Jahrhundert. Den Stof eis niger darin vorkommenden Erzählungen findet man auch uns ster den altfranzösischen Fabliaux et Contes, und einiger fos gar unter den Fabeln und Erzählungen unsrer altschwäbischen deutschen

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deutschen Dichter. Die Ausgabe zu Bologna, 1525, 40 wird gemeiniglich für die älteste gehalten, und hat den Titel: Le ciento novelle antike, Fiori di parlare, di belle cortefie, e di belle valentie e doni fecondo ke per lo tempo passato anno fatto molti valenti uomini. Apos stolo Zeno versichert indeß in seinen Anmerkungen zum Fontanini, (T. II, p. 181.) einen noch ålteren. Abdruck ohne Angabe des Jahrs und Orts gesehen zu haben. Dieß Buch ist schon deswegen merkwürdig, weil es eins der allers åltesten unter den bisher gedruckten in italianischer Sprache ift. Die neueste Ausgabe ist von Domenito Maria Manni, zu Florenz, 1778, 79. in zwei Quartbånden besorgt, und mit Borghini's Erklärung der veralteten Wörter, auch mit vielen historischen Anmerkungen, und einer eignen, ehedem in der Akademie della Crusca verlesenen Abhandlung über diese Novellensammlung begleitet, worin er besonders zu zeigen sucht, wie viele Erläuterungen die Geschichte daraus erhalten kann. Nicht bloß aber das Als terthum, sondern auch die einfache, natürliche und schmucks Tose Erzählungsart, verbunden mit Richtigkeit und Genaus igkeit des Ausdrucks, machen diese Erzählungen schäßbar, die nicht alle erdichter sind, sondern zum Theil die Begebens Heiten denkwürdiger Personen enthalten.

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Boccaccio.

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Giovanni Boccaccio, geb. zu Florenz, ober in dessen Nähe, oder nach Tiraboschi's Bermuthung, zu Paris, 1313, gest. 1375; einer der berühmtesten - und ‹ vers dienstvollesten Wiederhersteller des Geschmacks in Italien, und vornehmlich durch die erste, Ausbildung merkwürdig, *welche er der italiänischen Prose gab, und durch das klassische Ansehen, welches seine Werke noch immer behaupten. Unter Diesen ist sein Decamerone oder Cento Novelle, das vor,

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