Sivut kuvina
PDF
ePub
[ocr errors]

Die besten Anstalten bleiben bei den eigennäßigen Privats absichten ohne Wirksamkeit; die noch übrigen einzelnen wohl gemeinten Gesinnungen verlieren den Muth, der Handel feinen Glauben, die erwerbenden Künste ihre Nahrung; der müthiose Ackermann verläßt seinen ergiebigen Acker, und glaubt eher seinen Unterhalt 'in den unbebauetsten Gegendent zu finden; der Zufluß der Nahrungsmittel hat mit den Abs flüssen tein Verhältniß mehr; die Anzahl der müßigen und dürftigen Hånde nimint immer zu, und die Armuch macht, weil kein allgemeiner wohlthätiger Geist da ist, der für ihre Beschäftigung und Nahrung sorgt, die innerliche Entkråfs tung immer größer. Aber wo der Regent, von menschens freundlichen Gesinnungen belebt, seine Unterthanen als seine Nächsten, und ihre Wohlfahrt als die seinige ansieht; wo er seine Vorzüge, feine Größe nur um ihrentwillen zu haben glaubt; wo alle öffentliche Landeseinkünfte ein heiliger Schat find, welcher der allgemeinen Wohlfahrt gewidmet bleibt; wo der Unterthan dagegen seine Freude in die Zufriedenheit feines Fürsten seßt, und nach dessen Würde und dem Glanze seines Hauses seine eigenen Vorzüge schäßt; wo er zur Bes förderung aller gemeinnüßigen Anstalten seine Kräfte «treu mit anwendet, und die Lasten, die dazu erfordert werden, willig trågt; wo dieser Geist des Wohlwollens alle Stände unter einander verbindet, und alle Glieder gegen einander von diesen freundschaftlichen Gesinnungen beseelet sind; wo Güte und Treue sich begegnen, Gerechtigkeit und liebreiche Gefälligkeit sich küffen, und wo ein jeder mit diesen Gesinnuns gen in die Empfindungen seines Nächsten hineingeht, dessen Wünsche und Angelegenheiten aufsucht, zu seiner Erhaltung und Aufnahme liebreich die Hånde bietet, den Kummer, den er an ihm gewahr wird, ihm zu erleichtern, sein Glück und seine Freuden ihn, so viel es ohne Krånkung des dritten ges schehen kann, noch mehr empfinden zu machen sucht: da ist die Wohlfahrt des Landes gesichert. Durch das glückliche Gefühl von seiner eignen Wohlfahrt gereizt, wird da alles

mit Eifer für die fernere Aufnahme desselben arbeiten; Arbeits famkeit und Fleiß werden sich ermuntert fühlen; der Erfins Þungsgeist wird erweckt werden; die Nahrungsmittel werden vermehret, der Dürftige wird zur Erleichterung des Staats fich selbst seinen Unterhalt verschaffen, und die Seinigen wiederum zu nůßlichen Gliedern desselben auferziehen können; überall werden sich neue Quellen des Seegens hervorthun, und der große Seegen, der auf dem Lande ruhen wird; tein Seufzer. Die Gerechtigkeit erhöhet ein Volk,

A

Aber M, 3. alle Vorstellungen von dem glücklichen Einfluß dieses allgemeinen Wohlwollens werden allemal nur sin Spiel unfrer Einbildung seyn, woran wir uns vielleicht eredßen, modurch wir auch vielleicht gerührt werden, wozu wir uns vielleicht auch, so lange die Vorstellung lebhaft ist, entschließen; aber unsre Entschließung wird nie zur Thätigkeit kommen, sie wird in leeren Worten und Wünschen sich vers Iteren, und unser Land wird die gepriesenen Folgen vergeblich erwarten, so lange wir nicht zugleich von dem höhern Geiste einer allgemeinen Liebe zur Ordnung und zur Tugend beseelt find, und dieser Geist die Herrschaft über unsre Leidenschafs ten nicht bekommen hat. Diese gewissenhafte Ehrerbietung für die Tugend ist der einzige wahre Grund der ächten Mens schenliebe, und ohne diese ist alles, was wir Menschenliebe und Patriotismus nennen, nichts als prachtige leere Worte, Wahres Wohlwollen und unbeherrschte Leidenschaften können unmöglich beisammen seyn. Denn wo sollen die edlen großs müthigen Gesinnungen, die die allgemeine Wohlfahrt und die Menschenliebe erfodern, ihre Wirksamkeit hernehmen, so lange die Unersättlichkeit der Begierden jenen alle Nahrung entzieht? Alle unordentliche Leidenschaften verengen das Herz, und machen das an sich zärtlichste hart und empfinds lich. Und wenn wir uns auch von den besten und edelsten Trieben belebt fühlen, so wird jener Unersåttlichkeit, unsrer Großmuth allezeit die Mittel aus den Hånden stehlen, die

wir der Wohlfahrt des Nächsten oder des Vaterlandes gewidi met hatten, und diesen nichts als leere großmüthige Wünsche übrig lassen. Diese ernsthafte und allgemeine Hochachtung für die Tugend muß also unsre sinnlichen Leidenschaften erst beherrschen, ehe die Gesellschaft, worin wir uns befinden, von unserm Wohlwollen die wohlthätigen Wirkungen sich versprechen kann. Wenn aber diese ssittsame Regelmäßigleit der herrschende Geist eines Volks ist, und Måßigkeit, Ordi nung und Zucht die ersten heiligen Pflichten in den Famillen sind, worauf die Jugend gleich zuerst gebildet, und gegèn die Verführung gesichert wird: dann wird die göttliche Kraft der Tugend, die sie unmittelbar vom Himmel hat, auf alle Stände und auf alle öffentliche und Privatgeschäfte allemal ihren sichern gesegneten Einfluß haben: da hergegen ohne sie, die Sünde mit ihrem unglücklichen Gefolge von 11nmäßig teit, Unenthaltsamkeit, Leichtsinn und Verschwendung, das gesegneteste Land verwüßten, und die ergiebigsten Quellen ers schöpfen muß, die allen Stånden ihren nåhrenden Zufluß ers theilen könnten. Ohne Tugend können zwar auch gewiffe wohlgewählte Anstalten ihre Wirkung haben. Die schönen Künste können herbei gerufen, die Industrie kann erweckt, Handel und Gewerbe können erweitert werden, und einen größern Zufluß von Reichthum verursachen. Aber der Sergent wird dennoch fehlen. Die schönen Künfte werden den Leichts finn nur so viel mehr reißen, der vermehrte Handel wird der Heppigkeit nur so viel mehr Nahrung zuführen, der Reichs thum wird die Unmäßigkeit und Verschwendung nur so viel unersättlicher machen, und den Untergang des Landes so viel eher beschleunigen. Die Tugend ist die Gesundheit des Staats, und hat ihren Einfluß auf den ganzen Körper. Sie delebt, fle nåhret, sie stärkt alles, sie hålt alle Theile die startern und schwächern, in ihrer gehörigen Verbindung und Wirksamkeit, und beffert die zufälligen kleinen Unordnungen ohne fremde Hülfe, bloß durch ihre innere gute Natur. Aber bei einer herrschenden lasterhaften Sinnlichkék sind alle Bei mühun,

[ocr errors]

mühungen, ein Land in Fior zu bringen, oder nur von feis nem Untergange zu retten, vergebens. Das Laster hat auf alle Theile seinen tödtlichen Einfluß; es entkräftet die wohls thänigsten Anstalten, vergifter die edelsten Säfte, greift alle Nerven des Staats an, und der Staat stirbt entweder an Entkråftung, oder in Convulsionen. Denn was einzelne Personen, einzelne Häuser und Familien glücklich oder uns glücklich macht, das befördert auch den allgemeinen Flor oder den Untergang eines Landes.

Spalding. :

Johann Joachim Spalding, Oberkonsistorialrath zu Berlin, geb. zu Triebfees, 1714. Den Namen dieses wärdigen, bells Denkenden, sanften und verdienstvollen Mannés, und eine Probe feiner mußterhaften Kanzelvortråae, fehe ich hier gleich nach feines verewigten, vertrauten Freundes Namen und Probe mit desto größerm Vergnügen, da der edle Greis nicht nur noch seines späten Lebens; sondern auch einer seltnen Heiterkeit und Thätigkeit des Geißes zu genießen fortfährt. Weber alle seine Schriften verbreitet fich Licht, Faßlichkeit, Gefühl und Eleganz in einem sehr vorzüg lichen Grade; und seine Predigten leisten das ganz, was er selbst in seinem lehrreichen Buche, über die Nutzbarkeit des Predigte amts und deren Beförderung als wesentlichße Eigenschaft der Kanzelvortrage fodert. Man könnte, faat er, das eigentliche charakteristische Merkmal einer guten und ihrem Zwecke semäßen Predigt darein feßen, daß der erste dadurch erreate lebhafte ses Danke, ganz von dem Herzen gefühlt, der seyn müsste: Wie waht ist das! Und nachher vielleicht je ipdter nachher, desto bese fer- könnte die zweite Empfi dung sich dußern: Wie schön ist das gesagt!"8. In seiner 1786 gedruckten Predigt, von der Einigkeit in der Religion, heisst es unter andern :

"

Vor allen Dingen lasset uns ja der wahren wünschenswür Digen Religionseinigkeit durch eine liebreiche vertragsame Duls dung beförderlich seyn, und zu dem Ende bei uns selbst `und bei andern auf alle Weise dahin streben, daß der unselige Geist des Hasses und der Feindschaft gegen unsern Nächsten wegen nicht gleicher Glaubensmemnungen und Glaubensber

tennts

Benhthiffe immer mehr unter den Chriften vertilget werde, Es ist für, ein gutes. Gemüth eine der traurigsten Empfins dungen in der Welt, zu sehen, wie die Menschen sich von jeher in diesem Stücke zu einem so, ganz verkehrten Sinn und Verfahren haben können hinreiffen lassen. Sie halten

Das für eigentliche, zur Seligkeit nothwendige Uebereinstimmung in der Religion, daß andere auch durchaus mit ihnen in den Vorstellungen von Kirchenlehren, in der Benennung nach einer und derselben Kirchenparthei, in den bei ihnen gewöhnlichen Ausdrücken und Formeln über gewisse, Glaus bensmaterien, so gar wohl in dem Gebrauch von einerlei Außerlichen gottesdienstlichen Ceremonien, bei welchem Allem sich doch nicht der geringste schädliche Einfluß einer solchen Verschiedenheit, weder zur Verschlimmerung noch zur troste losen Beunruhigung menschlicher Seelen denken lässt, einig feyn müssten; und wo sie das nicht finden, wo sie sich zum Theil auch nur von andern einen blinden Argwohn und Vers dacht der Irrgläubigkeit gegen Jemand beibringen lassen, von welcher sie selbst im Grunde nichts verstehn, da er erlauben Sie sich schon bloß deswegen den bittersten gehäßigsten Widers willen gegen einen Jeden, der anders, als sie glaubt oder spricht. Der ist dann in ihren Augen ein von Gott selbst gehaßter und verworfener Mensch, und so wird er auch ohne Bedenken von ihnen als ein Feind behandelt, weil sie ihn für einen Feind Gottes halten.

So die heiligen Bande der Liebe und Eintracht unter Menschen zu zerreissen, so, unter dem Vorgeben des Eifers für die Religion und reine Lehre, zu haffen, zu frånken, zu verfolgen, das ist die äußerste Schändung und Veruns ehrung, die jemal dem Christenthum und dem sanftmüthigen liebreichen Stifter desselben zugefügt werden kann. Denn wenn irgend etwas der Billigkeit im Urtheilen, die uns in dem Evangelium Jesu Christi so dringend und als eine wes fentliche Frucht unsers Glaubens empfohlen wird, augens scheinlich widerspricht, so ist es Haß um Meinungen willen

gegen

[ocr errors][ocr errors]
« EdellinenJatka »