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nichfaltigkeit der Dinge in der Natur, und ihrer aller Harmonie und Verbindung: diese Ideen sind schon, durch sich selbst, eben weil sie so grofs und so viel befassend sind, lebhaft. Drittens hat der Dichter die Kunst verstanden, der eigenthümlichen Dürftigkeit seiner allgemeinen Wahrheiten aufzuhelfen: theils, indem er sie in besondern Fällen vorträgt, die der Seele so viel mehr zu denken geben als die bloss allgemeinen Begriffe; theils, indem er seine Ideen mit andern ähnlichen oder contrastirenden in Verbindung bringt, wo wir statt Einer ihrer mehrere denken, wo eine Menge reeller oder verneinender Merkmaale, die sonst im Dunkeln würden geblieben seyn, an dem Gegenstande herausgehoben und zur Vorstellung gebracht werden. Er fragt nicht im Allgemeinen: Sollen die Dinge ihre Natur

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verlieren, weil gerade ein Mensch hie und da durch die Natur dieser sonst guten und für ihn selbst wohlthätigen Dinge leidet? Er nimmt besondere Fälle,' welche die Abgeschmacktheit eines solchen Wunsches weit schneller und unmittelbarer begreifen lassen:

Soll, wenn's ein Dichter wünscht, der zarte Leib ein Stein, o' 1

Ein Fieber, ohne Wuth; Gift, ohne Wirkung seyn?

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Er sagt nicht geradezu: Das was ist und geschieht, ist an sich selbst nicht böse, sondern es erscheint dir nur so; er trägt den Gedanken vermittelst einer Metapher vor, betrachtet den Gram als eine Krankheit der Seele, und findet unter den Krankheiten des Körpers eine ähnliche von ähnlicher Wirkung: 31I

Kurzsichtiger! der Gram hat dein Gesicht ver

gället,

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schen in diesem Leben, worauf der vollkommnere des künftigen folgen wird, ist

ihm ein Raupenstand: eins der reichsten i und der glücklichsten Bilder! und die kurze Dauer dieses Lebens, in Vergleichung mit der Ewigkeit, ist ihm ein Tropfen gegen das Weltmeer: ein ausnehmender Contrast, und eben deswegen von ausnehmender

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1.

theil gewinnt der Dichter, indem er die Begriffe einander gegenüberstellt, und aus zwei Sätzen durch die innigste Verbindung nur einen zu machen scheint:

Mach deinen Raupenstand, und einen Tropfen od, Cal, como e Zeit,

Den, nicht zu deinem Zweck, die, nicht zur

Ewigkeit!

Er giebt dem Geiste eine neue Beschäf

tigung, indem ers ihn zur Vergleichung

"

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veranlasst; und zugleich trägt er nun beide Sätze weit kürzer, mit weit weniger Worten vor, als es bei jeder andern Verbindungsart möglich wäre. Man fühlt die grofse Energie, die der Rede aub diesen beiden Vortheilen zuwächst.Endlich, dieh ganze Verbindungsart der Ideen: wie kurz, wie kühn, wie ohne alle ängstliche Méthode ist sie! Wie sehr verräth dieşer plötzliche Fortgang von: Idee zu Idee, diese Verschlingung aller zwischenliegenden und verbindenden Mittelideen, die lebhafte Rührung des Dichters!!

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9. Wenn wir dieses alles zusammennehmen und das Allgemeine daraus abziehn: woraufh wird es bei aller Lebhaftigkeit der Vorstellungen ankommen? Wie es -scheint, auf den Reichthum derselben, der die Seelé die ihn fassen will, in

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gröfsere Thätigkeit setzt, und ihrem Triebe nach Ideen volle Beschäftigung giebt. Denn, wie wir gesehen haben, so laufen alle jene Vortheile darauf hinaus: dafs der dürftigere allgemeine Begriff in einen vielhaltigen besondern verwandelt; dafs der, den wir nur einzeln und nur schwach gedacht haben: würden, in Verbindungen gestellt werde, wo wir ihn nicht nur mit mehrern zugleich, sondern auch Mehreres an ihm selbst denken; und endlich, dafs der Fortgang der Seele von Gedanken zu Gedanken beschleuniget werde. Die gröfste Lebhaftigkeit wird also eben ́da seyn, wo in der kürzesten Zeit die gröfste Menge von Vorstellungen in der 1Seele erweckt wird. Damit aber die Seele nur überall auf die Gegenstände achte, die man ihr darbeut, mufs sie ihren Reichthum von Vorstellungen durch dieselben

ཉ་

in

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