Je mehr sie dem Instinct in seiner Einfalt gleicht! Vom unbesorgten Vieh, vergnügt mit Quell und Weiden, Zu lernen, das sei eins: beglückt seyn und bescheiden! ,,Der Thor erniedrigt sie zur Dienstmagd für den Bauch; Allein der Weise kennt den würdigern Ge brauch. ,,Er sucht der Dinge Grund, durchschauet alle Räder, ,, Spürt der Bewegung nach und dringt bis an die Feder; Geht der Natur zur Hand, und sieht, mit ihr vertraut, Der grofsen Schöpfung zu, wie sie zerstört und baut. ,, Sieht, wie sie schöpferisch, des Lenzes Mor genstrahlen, ,,Das Rosenangesicht Aurorens auszumalen, ,, In Gluth den Pinsel taucht; wie sie zum bun ten Kreis ,, Der Iris, Edelstein aus Thau zu schmelzen weils ; ,, Wie sie den blauen Schlei'r, worin der Erd ball schwebet, ,, Aus Fäden schwarzer Nacht und lichten Äthers webet. ,,Steigt, voll von Lehrbegier, bald in der Erden Herz, „Bald legt er Flügel an und schwingt sich him " melwärts; Geht unerschrocken nach ins Rüsthaus ihrer. Waffen, Und sieht sie Hagel, Schnee, Sturm, Blitz und Donner schaffen; Durchschauet dann die Welt, wie Alles voll gedrängt, ,, Geordnet, Glied an Glied, eins an dem an dern hängt. ,, Sieht, wie im weiten Raum, an unsichtbaren Seilen, ,,In unverrücktem Schwung die Mond' um Son nen eilen; ,, Folgt dem Planeten nach, und sieht in seinem Gang ,,Den Grund, warum der Tag bald kurz ist und bald lang; Den Grund, warum der Mond, in seinem Wech selgange, ,, Bald nur die halbe färbt und bald die ganze Wange; ,, Schiefst durchs Unendliche, behorchet, was nur sie, „Vernunft, allein vernimmt, der Sphären Har monie ; ,, Sieht ihr zahlloses Heer sich nach Gesetzen drehen, ,, Und in der Irrbahn selbst Kometen richtig gehen. " Vortrefflich ist der Geist, der deine Leiter steigt, Erhabene Natur! und uns den Schöpfer zeigt! Der deine Spur verfolgt mit heiligem Erbeben, Und hier mit Ehrfurcht lernt, vor diesem Schöpfer leben! Doch wenn, was Inbrunst soll, dem eitlen Dä dalus Vermessne Neubegier die Schwingen künsteln mufs; Wenn er aus Ehrsucht da, wo er Gott suchen sollte, Den Namen des Geschöpfs bei Sternen zeich nen wo! [ Wenn er mit kalter Brust von allen Weisen gern Am schärfsten wünscht zu sehn, und sucht nur einen Stern: Wie würde Sokrates ihn befsre Weisheit lehren, Zur Kenntnifs seiner selbst in sich zurück zu kehren! O Blinder! rief er ihm, der du den Himmel wölbst, Und kennest jeden Stern; o! kennest du dich selbst? Der Wohllaut hört im Zwist des Guten und des Bösen; Vermag der auch, in sich den Missklang aufzulösen? Der der Natur Gesetz entfaltet; kann der wohl Erfüllen was er lehrt, und leben wie er soll? Statt Eintracht, Maass, und Gang, die Leidenschaft zu lehren, Erforscht er Gang und Maafs und Eintracht in den Sphären; Statt dafs er in sich selbst der Lüste Zwiespalt dämpft, Entdeckt er, wie der Zwist der Elemente kämpft; Vergifst, aus Neubegier die Werkstatt durchzu schauen Der bauenden Natur, die Kunst, an sich zu bauen; Schwärmt überall umher, und wird frucht loser Fleifs! Ein Unglückseliger, ein Thor, der Alles weifs. köpfe Der wachsenden Begier allmählich niedertrat; Gesetze gründete, und auf Gesetz den Staat; Geschickt, die Neigungen der Guten und der Bösen ,, Und so in Harmonie den Mifsklang aufzulösen ; ,, Wer in ein einzig Joch feindsel'ge Kräfte bog, ,Und allgemeines Wohl aus Zwist der Theile zog; ,,Den Richter waffnete mit Stärk' und mit Ge |