Sivut kuvina
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Alte Maus.

Kind, sag' ich, gehe nicht!

Junge Maus.

Was wird sie mir denn thun? Welch ehrliches

Gesicht!

Katze,

Komm, kleines Närrchen, komm!

Junge Maus.

Ach Mutter, hilf! Ach weh!

Sie würgt mich. Ach die Garstige!

Alte Maus.

Nun ists zu spät, nun dich das Unglück schon betroffen.

Wer sich nicht rathen läfst, hat Hülfe nicht zu

hoffen.

WILLAMO V.

Viertens: Müssen die Personen, die in der Fabel auftreten, nothwendig Thiere seyn? Wir finden, dass die Dichter auch andere Wesen: Bäume, Pflanzen, Steine, selbst menschliche Kunstwerke, nehmen, und sie, ihrer Absicht gemäss, zu vernünftigen und moralischen Wesen erhöhen.

Der wilde Apfelbaum.

In dem hohlen Stamm eines wilden Apfelbaums liefs sich ein Schwarm Bienen nieder. Sie füllten ihn mit den Schätzen ihres Honigs, und der Baum ward so stolz darauf, dafs er alle andere Bäume gegen sich verachtete. Da rief ihm ein Rosenstock zu: Elender Stolz auf geliehene Süssigkeiten! Ist deine Frucht darum weniger herbe? In diese treibe den Honig herauf, wenn du es vermagst; und dann erst wird der Mensch dich segnen.

LESSING.

Der Demant und der Bergkrystall.

Ein heller Bergkrystall, und roher Diamant, Die ein verfolgter Dieb verloren,"

Geriethen auf ein Häufchen Sand,

Und warteten, für wen das Schicksal sie erkoren,

Der Demant war getrost. Ich denke, sprach

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Gewifs nicht allzualt zu werden;

Ich habe meinen Werth in mir:

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Der erste, der mich sieht, der nimmt mich von

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Ja, sagte der Krystall, den Werth räum' ich

dir ein,

Allein dabei befürcht' ich immer,

Du werdest niemand sichtbar seyn;

Denn, unter uns geredt, es fehlt dir noch der Schimmer,

Jetzt fiel der Bergkrystall schon einem ins

Gesicht,

Der ihn mit Sorgfalt zu sich steckte;

Den guten Demant sah er nicht,

Den kurz darauf der Sand bedeckte.

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L... Der Weltmann steigt empor und der Pedant bleibt sitzen.

Die Sitten können mehr, als die Gelahrtheit

nützen.

LICHTWEHR.

Doch warum sollten es auch immer nur Wesen seyn, die der Dichter erst zu vernünftigen macht? Warum nicht auch solche, die es schon sind? Oder warum nicht auch dann und wann höhere Wesen der Phantasie?

Der Blinde und der Lahme.
Von ungefähr muss' einen Blinden
Ein Lahmer auf der Strafse finden,

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Und jener hofft schon freudenvoll,

Dafs ihn der Andre leiten soll.

Dir, spricht der Lahme, beizustehen?

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Ich armer Mann kann selbst nicht gehen; ì
Doch scheints, dass du zu einer Last
Noch sehr gesunde Schultern hast.

Entschliesse dich, mich fortzutragen,

So will ich dir die Stege sagen:
So wird dein starker Fufs mein Bein,
Mein helles Auge deines seyn.

Der Lahme hängt, mit seinen Krücken, Sich auf des Blinden breiten Rücken.

Vereint wirkt also dieses Paar,

Was einzeln keinem möglich war.

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GELLERT. I

Minerva.

Lafs sie doch, Freund, lafs sie, die kleinen hämischen Neider deines wachsenden Ruhmes! Warum will dein Witz ihre der Vergessenheit bestimmte Namen verewigen?

In dem unsinnigen Kriege, welchen die Riesen wider die Götter führten, stellten die Riesen der Minerva einen schrecklichen Drachen entgegen. Minerva aber ergriff den Drachen,

und schleuderte ihn mit gewaltiger Hand an das Firmament. Da glänzt er noch; und was so oft grofser Thaten Belohnung war, ward des Drachen beneidenswürdige Strafe.

LESSING.

Sonderbar aber scheint es doch, dass die Fabulisten Thiere, Bäume u. s. w. genommen haben. Warum nicht gleich lieber Menschen? Vielleicht deswegen nicht, weil bei Erzählungen aus der menschlichen Welt sich sogleich unsre Leidenschaften mit ins Spiel mischen und die Überzeugung von der Wahrheit verhindern. Und dann ist auch das ein sehr grofser Vortheil, dass die Charaktere und Verhältnisse, auf die der Dichter seine Erzählung gründet, in der thierischen Welt schon bestimmt und Jedermann bekannt sind, ohnedals er sie erst lange schildern dürfte. Diese Welt giebt ihm lebhaftere,

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