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Ordnung, nach welcher ich die gewählten Stücke reihen wollte, war leicht gefunden: ich beschlofs, sie nach den verschiednen Dichtungsarten zu reihen. Aber, aufser dem Ekel den ich bald bei dieser Arbeit empfand, ward es mir, während des Sammelns, immer einleuchtender: wie unphilosophisch man bisher bei Bestimmung der Dichtungsarten verfahren; wie man ganz verschiedne Gründe der Eintheilung durch einander geworfen, zufällige für wesentliche gegriffen, sich bei Bestimmung der Gattungen blofs auf das eingeschränkt wovon man bei den Alten Beispiele fand, Manieren einzelner Dichter zu Regeln gemacht, nirgend bis zu allgemeinen deutlichen Begriffen hinaufgestiegen, wichtige Un

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tersuchungen fast gar nicht berührt, und durch alle diese Fehler zur Ver

achtung der Theorie und Kritik nur

allzuviel Grund gegeben. Ich fafste

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den Entschluss, diesen Hauptmängeln der Kritik durch einen fortlaufenden, zwischen die Beispiele eingestreuten, Discurs, nach meiner besten Einsicht, abzuhelfen; allein ich fand es unmög lich, diesen speciellern Theil der Dicht kunst zu bearbeiten, ohne zugleich von dem allgemeinern Theile, der das Wesen des Gedichts überhaupt und Alles was dem anhängt entwickelt, wenigstens das Vornehmste mitzunehmen. Doch wollt' ich das nur gelegentlich einstreuen, und es weniger vollständig vortragen, weil ich den Zuhörer, wenn er künftig einst tiefer in die

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Materien eindringen wollte, schon auf Schriften verweisen konnte, in denen Licht und Bestimmtheit herrschte. Auch hielt ich diese allgemeinere Theorie für zu schwer, und den Fähigkeiten meiner in die Philosophie noch nicht eingeweihten Schüler zu wenig angemessen. Eben deswegen habe ich mich fürs erste in dem was ich davon beigebracht, noch nicht mit aller Genauigkeit und Schärfe ausgedrückt; ich habe z. B. lieber,, Lebhaftigkeit“ als sinnliche Vollkommenheit gesagt, weil mir dieser Begriff, wenigstens bis nach gewissen Entwickelungen, die erst im zweiten Theile folgen sollen, noch allzufein schien. Jene speciellere Theorie, glaubte ich, würde sich klarer and fasslicher vortragen lassen; aber

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meine Hoffnung, wie ich mitten in der Arbeit gewahr ward, betrog mich. ¡Es war nur noch die Art des Vortrags zu wählen; und ich wählte die analytische: theils, weil ich in ihr die Gründe meiner Erklärungen und Eintheilungen am besten vorlegen konnte; theils, weil ich sie bei allem Unterricht in der Philosophie und was ist Dichtkunst anders, als ein abgerissener Theil der Seelenlehre? — für besser und bildender als die gewöhnliche halte. Man hat mir gegen das

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Lob, das ich schon sonst dieser Lehrart ertheilt, eine Einwendung gemacht, von der ich gestehen muss, dafs ich sie nicht begreife. Man glaubt, dass die Wahrheiten sich bei dieser Lehrart dem Gedächtniss nicht so gut, wie

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bei der gewöhnlichen einprägen.Ich sollte denken: besser; eben weil sie hier mehr mit dem Verstande gefafst werden, und der Lehrling um soơ gröIseres Interesse an ihnen gewinnt,'' jé länger und je mühsamer er sie hat suchen müssen Allein gesetzt auch, sie entfielen dem Gedächtnifs wieder; ist denn der eigentliche Hauptzweck des philosophischen Unterrichts der, dafs man das Gedächtnifs fülle, oder der, dass man den Scharfsinn erhöhe? Der Schüler der Philosophie ist ein junger Künstler, nicht ein angehender Kaufmann, und der philosophische Hörsaalist ein Übungs-, nicht ein Marktplatz wo Waaren verhandelt werden. Alles was man daraus mitnehmen soll, ist Fertigkeit in der Kunst zu

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