Vollständige Sammlung klassischer und volkthümlicher deutscher Idyllen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, herausgegeben von Anton Dietrich. Dresden, in der Wagner'schen Buchhandlung. 1 8 2 8. Vorwort. Es ist schon mehrmals öffentlich ausgesprochen worden, daß unsre Literatur, und namentlich die sonst so mannichfach ausgestattete neueste, an guten Idyllen nicht so reich ist, als man bei einer Dichtungsgattung erwarten sollte, in welcher schon die alten Griechen und Römer Mu sterstücke geliefert haben, die zum Theil bis auf unsere Zeit gekommen sind. Nach getroffener Auswahl behielt daher der Sammler, da er auch in seinen Mittheilungen aus den Dichtern, die sich in einzelnen Gebieten der schönen Wissenschaften hervorthäten, z. B. hier aus Voß, nicht allzufreigebig sein darf und durchgängig bestimmte Gränzen zu beobachten genöthigt ist, einen im Verhältnis zur Masse des Vorgefundenen nur geringen Vorrath. Die chronologische Anordnung, welche bei der Legendensammlung unzulässig erschien, ist bei der Idylle, weil sie zu verschiedenen Zeiten einen sehr verschiedenen Charakter zeigte und stufenweise Fortbildung geschichtlich nachweisen läßt, nach den im Vorworte zu den Balladen und Romanzen ausführlicher angegebenen Grundsä: hen wieder gewählt worden, so daß die Eintheilung in vier Bücher eben so viel Entwickelungszeiträume bezeichnet. Bei dieser Gelegenheit werde zugleich bemerkt, daß ich, meinem ursprünglichen Plane getren, ohne Rücksicht auf die etwansonst, gewöhnlichen allgemein - literargeschichtlichen Eintheilungen, jede Dichtart als ein unabhängiges für sich bestehendes Ganzes betrachten, muß und daß demnach ein und derselbe Dichter het verschiedenen Dichtarten je nach den Umständen in verschiedenen Zeiträumen auftresten kann, we * Um den Leser mit dem Charakter der ersten Periode bekannt zu machen, die aus der Schule der alten Klassiker hervorging und sich beinahe lediglich auf Schilderungen des arkadischen und arkadisirenden Schäferlebens beschränkte, habe ich zwei Idyllen von Rost und eine von Pfeffel, welche ebenfalls ganz im Geifte dieser Seit geschrieben ist und bei weitem zu den bessern dieser Gattung gehört, für ausreichend gehalten, zumal da späterhin bei dem Liede noch manche |