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Opig. Der Gunst zur Gottesfurcht. So ward vor dieser

1

د.

Zeit

Der frommen Brüder Paar vor Etna auch befreyt,
Die, als die andern zwar ihr Geld und Güter trugen,
Der Eltern süße Last um ihre Schultern schlugen,

Das Reichthum ihrer Pflicht. O eine schöne Waar,
Der Mutter krummer Hals, des Batern graues
Haar,

Ein Feuer wahrer Treu, versichert vor den Flammen,
Wohin sie beide gehn, da laufen sie zusammen,
Sind schamroth, ihnen nur zu thun ein kleines Leid,
Und machen freye Bahn. Wie ist die Frömmigkeit
Dem Menschen fort und fort sein bester Schirm und
Schatten!

Indem die Felder nun mit Pech und Schwefel bras
ten,

Die Luft im Feuer steht, die Büsche hin und her
Zu Grund' und Boden gehn, und das bestürzte

Meer

Die Wellen in sich schluckt, indem des Nachts die Ster
nen,

Die Sonn' im Tage zagt: steht alle Welt von fernen,
Und weiß nicht, wessen sie nunmehr gewårtig sey;
Nach vieler Meinung rückt der große Tag herbei,

An dem der höchste Vogt soll Recht und Urtheil hes.

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Wir haben diesen Wahn, es sei der Feuerregen,
Der aus den Wolken her viel Städte hat verzehrt,-
Wo ist noch der Gestank des Asphaltites währt,
Den Wilo und Vogel fleucht, den keine Luft beweget,
Der selber weder Fisch, noch Frucht am Ufer tråget,
Und nur das Pech gebiehrt, aus welchem man erkiest,
Wie Gott das Lafter straft, das nicht zu sagen ist.
Es ist das arme Volk im Zweifel aller^achen;,
Man sieht ganz Stabia, Salern und Nola wachen:
Es beber Capua; die Königinn der See,

Des Landes bester Ruhm und Zier, Parthenope,
Bermeinet durch den Bliß und Danner zu zersplits

tern;

Die Thiere fürchten sich; des Volkes Herzen zittern.

Der

Der klagt die Seinigen, und jener fremde Noth,
Viel wünschen ihnen auch aus Todesangst, den Tod,
Und sehen, was nicht ist. Der allermeiste Haufen
Kommt auf die Tempel zu mit heißer Brunst gelaufen,
Sagt seine Sünden auf, spricht theiles etwas an,
Das selbst im Feuer steht, und wenig rathen kann,
und theiles weiß den Sinn doch besser zu erhöhen,
Zu dem, der einig hilft: so pflegt es herzugehen;
Wenn böser Zustand ist, da nimmt man Gottes wahr,
Wo gutes Glücke wohnt, raucht selten ein Altar.

Opitz.

von

v. Haller.

von Haller.

359.

--

S. B. II. S. Die didaktischen Stellen seines, `berühmten Gedichts, die Alpen, haben freilich mehr Werth, als die mahlerischen, obgleich jene nur zur Hebung und Verschönerung dieser leßtern bestimmt waren. Der Dichter fühlte selbst die Unbehülflichkeit des Ganzen, und · den Zwang, den er sich durch die Wahl der zehnfylbigen Stros phen, und durch den Vorsaß auferlegt hatte, in jede dieser Strophen ein besondres Gemåhlde einzufassen, und ihrem Schlusse jedesmal einen besondern Nachdruck zu geben. Auch fürchtet er, daß man in der Diktion dieses Gedichts, noch manche Spuren des Lohensteinischen Geschmacks wahrnehmen werde. Ift dieß der Fall, so haben doch freilich diese Spuren das Gepråge der bessern, und nicht ganz verz werflichen lohensteinischen Manier. Völlig frei davon aber ist folgende Stelle, die eine schöne Schilderung der Alpenbes wohner und ihrer Lebensart, in den verschiednen Jahrszeis, ten, enthält.

Aus dem Gedicht: Die Alpen.

Entfernt von eitlen Tand der mühsamen Ges
schäfte,

Wohnt hier der Seelen Ruh, und flieht der Städte
Rauch.

Ihr thatig Leben stårkt der Leiber reife Kräfte,
Der tråge Müssiggang schwellt niemals ihren Bauch.
Die Arbeit weckt sie auf, und stillet ihr Gemüthe,
Die Lust macht sie gering, und die Gesundheit leicht;
In ihren Adern fließt ein unverfälscht Geblüte,
Darin kein erblich Gift von siechen Våtern schleicht,
Das Kummer nicht vergållt, kein fremder Wein befeus
ret,

Kein geiles Eiter fåult, kein welscher Koch versäuret,

So bald der rauhe Nord der Lüfte Reich verlies v. Haller.

ret,

ind ein belebter Saft in alle Wesen dringt,

Wann sich der Erde Schooß mit neuem Schmucke zies

ret,

Den ihr ein holder West auf lauen Flügeln bringt;
So bald flieht auch das Volk aus den verhaßten Grüns
den,

Woraus noch kaum das Eis mit trüben Strömen

Und eilt den Alpen zu,

fließt,

das erste Gras zu finden, Wo kaum noch durch den Schnee der Kräuter Spike

sprießt *)

Das Vieh verläßt den Stall, und grüßt den Berg mit
Freuden,

Den Frühling und Natur zu seinem Nußen kleiden.

Wenn kaum die Lerchen noch den frühen Tag bes
grüßen,

Und uns das Licht der Welt die ersten Blicke giebt,
Entreißt der Hirt sich schon aus seiner Liebsten Küssen,
Die seines Abschieds Zeit zwar haßt, doch nicht vers
schiebt,

Er treibt den trågen Schwarm, von schwer beleibten
Kühen

Mit freudigem Gebrüll, durch den bethauten Steg,
Sie irren langsam um, wo Klee und Muttern **)
blühen,

Und måhn das zarte Gras, mit scharfen Zungen weg;

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*) Im Anfange des Maimonats brechen, aus den Städten und Dörfern, die Hirten mit ihrem Vieh auf, und ziehen mit einer eigenen Fröhlichkeit erst auf die niedrigen, und im Brachmonat, auf die höhern Alpen.

**) Ein Kraut, das in den Weiden allen andern vorgezoz gen wird. Sefeli foliis acute multifidis umbella purpurea. Enum, Helv. p. 431.

v. Haller. Er aber seßet sich bey einem Wasserfalle,
Und ruft mit seinem Horn dem lauten Wiederhalle.

Wann der entfernte Strahl die Schatten nun
verlångert,

Und Phobus müdes Licht sich senkt in kühle Ruh,
So eilt die satte Schaar, von Ueberfluß geschwängert,
Mit schwärmendem Gebläck gewohnten Stållen zu.
Die Hirtin grüßt den Mann, der sie mit Lust erblis
cket,

Der Kinder froh Gewühl frohlockt und spielt um ihn.
Und, ist der süße Schaum der Euter ausgedrücket,
So fiht das müde Paar zu schlechten Speisen hin.
Begierd' und Hunger würzt, was Einfalt zubereitet,
Bis Schlaf und Liebe sie umarmt ins Bett begleitet.

Wann nun von Titans Glanz die Wiesen sich ents zünden

Und in dem falben Gras des Volkes Hoffnung reift;
So eilt der muntre Hirt nach den bethauten Grünr
den,

Eh noch Aurorens Gold der Berge Hdh durchstreift.
Aus ihrem holdem Reich wird Flora nun verdrånget,
Den Schmuck der Erde fållt der Sense krummer
Lauf,

Ein lieblicher Geruch aus tausenden vermenget,
Steigt aus der bunten Reih gehäufter Kräuter auf,
Der Ochsen schwerer Schritt führt ihre Winters
speise,

Und ein frohlockend Lied begleitet ihre Reise.

Bald, wann der trübe Herbst die falben Blätter
pflücket,

Und sich die kühle Luft in graue Nebel hüllt,
So wird der Erde Schooß mit neuer Zier geschmücket,
An Pracht und Blumen arm, mit Nußen angefüllt;
Des Frühlings Augenlust weicht größerem Vergnügen,
Die Früchte funkeln da, wo vor die Blüthe stund,
Der Aepfel reifes Gold, durchstriemt mit Purpurzügen,
Beugt den gestüßten Aft, und nåhert sich dem Mund.

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