Doch welcher Sprache fehlt der Ausdruck nicht, Zu sagen, was der Jüngling fühlt, wenn er Nun liebt, und sichs bewußt ist, daß er liebt? Er wünscht sich Glück, daß nun die trage Ruh Von ihm gewichen ist, die seinen Tag In ungenoßnen Freuden umtrieb. Stets Erfüllten sie sein Herz nur halb. Und ganz Befriedigt es die Freundschaft selbst nicht. Dieß Kann nur die Liebe. Sie beschäftiget
Die Seele ganz. Wie jauchzet er ihr zu, Daß er sie kennt, Wie stolz ist er, von ihr Beherrscht zu seyn! Wie neu scheint um ihn her Ihm die Natur! Wie neu scheint er sich selbst?
Die Lieb allein, und nicht der Lenz, vergnügt Die Schöpfung ihm. Und alles, was er sieht, Ist, wie er selbst, verliebt: Die Nachtigall, Die ihre Zärtlichkeit die Haine lehrt; Der Schmetterling, der um die Rose scherzt; Der schmeichlerische West, der Floren küßt; Der Bach, der an dem blumichten Gestad', Entzückt von seiner Pracht belebter rauscht.
Er ist nun nicht mehr leerer Wünsche voll, Die oft, unwissend, was sie forderten, Im Ueberfluß der Güter, und im Arm Der Freuden, ihn zu Seufzern zwangen. Jest Weiß er, wornach er schmachtet. Er hat schon Die Liebenswürdige gesehn, die er So lange suchte. Diesen Ungestům Der Leidenschaft, der in der Seele stürmt, Den Aufruhr seiner Brust, der jeden Trieb Aufwiegelt, und die Ruhe weit verscheucht, Wie liebt er ihn! Wie gern fühlt er von ihm Sich überwältigt! Wie verhaßt ist ihm Die Stille nun, in der er schlummerte, Bis er aus seiner Bruft sie weichen hieß!
Die Liebenswürdige zu sehn, nur das
Ist ihm sein Glück, sein Leben. Da, wo Sie
Nicht ist, würd' alles für ihn dd' und wüßt', Und todt, und nichts, wie vor der Schöpfung, seyn, Wenn ihn nicht stets ihr Bild begleitete. Nur dieß belebt die Gegenden, die nicht Von ihrem Wink erheitert lächeln; nicht Ihr fanftes Ohr zu reizen, Harmonie Und Freude tönen, oder sie von Ihr Auf ihre Lippen horchend, lernen: nicht Von ihrer Gegenwart erquickt, erfrischt, Wie von dem Morgenthau ein Frühlingsfeld, Nur Anmuth athmen. Ein Gedank an Sie Ist ihm mehr werth, als einer Welt Besik, In der Sie seinem Herzen mangelte. So dichterisch begeistert den, der liebt, Die Königinn der Leidenschaften. Er Verliert in süße Träume sich. Vor ihm Liegt hoher, nie geschmeckter Freuden voll Die Zukunft grånzenlos verbreitet. Schon Durchirrt er sie, indem ihm sein Gefühl Entzückt sie weissagt, vom Genuß berauscht Und nie gesättigt. Schon gesteht er Ihr Die Flamme, die ihr Aug entzündet hat. Schon hört Sie sein Geständniß gern. Schon wird Sie nie, es mehr zu hören, müde. Schon Vergilt Sie es ihm durch das ihrige. Die so Geliebte muß ihn lieben. Sie Muß ihm ein Leben, das nur ihr sich weiht, Sie muß es ihm versüßen. Denn ihr Blick Ist Zärtlichkeit, und jede Miene spricht Großmüthige Empfindlichkeit und Huld.
Wenn ihn die Muse liebt, und mit der Kunst Der Saiten ihn beschenkt hat: So erwacht Auf seiner Laute jeder Wohllaut, Sie Tönt nur von Lieb, und der, die ihn sie lehrt, Er wandelt gern im melancholschen Thal, In dessen Schatten Still und Einsamkeit Und unbetrübter Tiefsinn ihn empfångt; Im tühlen Busch, umflüstert von dem West, -Der durch die Birken rauscht, und vom Conzert ›
Der Vögel unterhalten, nicht gestört 'In seinen Tråumen; oder liegt und ruht Am Rücken eines Walds auf einer Hdh', Und sieht dem unruhvollen Lärm der Welt Zu seinem Fuß von fern zu; oder siht An einer Quelle, deren Murmeln ihn Zu fingen reizet. Alles schweigt um ihn, Indem er die Geliebte singt. Dereinst Wird sie mit ihrem Kuß ihm jedes Lied Belohnen. Schöner ward von Venus nicht Anakreon belohnt, als für ein Lied Dem Liebling fie der Tauben schönste gab. Sie aß aus seiner Hand, von seiner Kost, Und trånkte sich mit seinem Wein, den er Ihr zutrank, tanzť um ihn, und schlief Auf des geliebten Dichters Leier ein, Und wünschte nie aus seinem Dienst sich fret. Beglückter ist der Jüngling, wenn er einst ́ Bon seiner Schönen Lippen für sein Lied Den Lohn empfångt, wenn er in ihrem Arm Den zärtlichen Gesang Jhr wiederholt, Und ihm ihr Auge, das nie ihn verläßt, Gefällig Freude, Beifall, Dankbarkeit Und Liebe winket, bis er den Gesang Bergißt, verstummt, und nur durch Küsse spricht.
E. B. II. S. 235. von Kleist's wohlklingende, und dieses so schåßbaren Dichters noch harmonischere Hexameter find freilich für den minder glücklichen Versbau Zacharid's keine günstige Nachbarschaft. Auch wird man in folgendem schönen Gemählde noch edleres und wärmeres Kolorit, und hinreissendes Gefühl mit sanfter Mahlerei und lebhafter Erzählung meisterhaft verwebt finden. Durch den elegischen Anstrich des Vortrages gewinnt diese Beschreibung ein noch stärkeres Interesse.
Hellebec,
eino seeländische Gegend.
Die mich oft auf wehenden Flügeln des rosigen Morgens,
Oft in thauenden Düften der Abendkühle besuchte, Die mir begegnet' auf hangenden Pfaden der heiligen
Und auf grünlichen Wellen des Sees im tanzenden Nas
Mich ergriff, daß ich dem Sohne der Felsenkluft zurief: „Warum stürzest du, Jüngling, herab die donnernden
In den stilleren See? noch bist du frei, wie die Gdt
Wie die Götter, noch stark! dort unten harret der
Ruhe dein! Enteile nicht, Jüngling, dem nåheren
O Begeistrung, wo warst du, da ich, mit flehender
Dich in mitternächtlicher Stunde, vom Monde beschies
F L. Graf zu Einsam wallend am Ufer des wogenrauschen den Meeres,
In der Fluthen Geräusch, im Schimmer der Sterne
Sanft umsåuselten mich und hehr die nächtlichen Schauer;
Sinkendes Abendroth weilte noch über Schwedens Ges
Und es tanzten die röthlichen Gipfel auf Wogen des Nordmeers.
Heller strahlte der Sund vom steigenden Monde beschies
Lieblich glitten auf beiden Meeren, mit schwellendem
Schiffe, gerüstet mit ruhenden Bligen, und hüpfende
Hier im Mondschein, dort im sterbenden Schimmer des Abends.
Ueber mich wehten, auf hohem Gestade, die heiligen Buchen,
Deren kein nordischer Sturm, kein Sturm von Osten geschonet.
Blitzerschmetterten Wipfeln entsauset festliches Raus
Das mit Erinnrung und Ahndung den ernsten Waller
Ach! mir lispelte freundlich die Stimme der jungen Er: innrung;
Denn hier sah ich vor wenigen Stunden, mit euch, ihr Geliebten, *)
Sinken die Sonn' in Wogen des unermeßlichen Meeres. Siche hier den Stein, an welchem Emilia hinsank, Still erröthend vom Schimmer des Abends und sanfs ten Gefühlen.
Und wir sanken zu ihren Füßen. Von Seligkeit truns
*) Das Gedicht ist an den Grafen Ernst von Schimmelmann, und die Gräfin Emilie von Schimmelmann, geb. Gr. von Rauzau, gerichtet.
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