Sivut kuvina
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Und einsam låsst man mich mit meinem Lichte wans P. Nicolai.,

Und pack ich einen

dern,

an, so schwört er, jedem an:

dern

Sei mehr Glückseligkeit verliehn.

So sagt, wo wohnt sie denn? O! schreien die

Poeten,

Im stillen Hirtenstand, in dunkler Hütten Schoos Währt noch die goldne Zeit, da Milch und Honig floß.

Laß sehn! Allein anstatt der frohbelebten Flöten,

Der Sylvien und der Damsten,

Sehr ich ein elend Volk, das für die Trågen pflügt,
Mit Sonnenschein und Regen mißvergnügt

In eteln Lappen steckt, durch Steuren ausgezeht

ret

Sich kümmerlich mit hartem Brodte nåhret,

Und seinen Junker doch betrügt.

O glücklicher Cotill! (Dieß ist des Pöbels Lehre) Er hat des Fürsten Gunst, ihm regnet Gold und Ehre.

Das blinde Volk! Es sieht allein

Der Treffen Glanz an ihm, und der Juwelen
Schein,

Der Diener, der Klienten Heere,

Der Laufer Paar, das vor dem Wagen keucht,
Und seine bunte Brust, die einem Wappen gleicht.
Allein das zehrende Verlangen

Noch größ're Gaben zu empfangen,

Die Angst, mit welcher er des Fürsten Ohr bes

wacht,

Den Zwang, der ihn zum Sklaven macht,

Den Argwohn auf geheime Stricke,

Den Neid bei einer Neider Glücke,

Tes Feindes ekelhaften Kuß,

Den er mit unterdrücktem Grolle

v. Nicolai. In heißen Schwären zahlen muß,

Der Langenweile Qual, und die so schwere
Rolle

Durch seichten Wih und Schmeichelein
Den blöden Fürsten zu erfreun,

Und seine Launen ihm demüthig zu verzeihn,
Des Hofes Haß, wenn er dem Prachte wehret,
Des Volkes Fluch, wenn er die Bürde mehret,
Den Undank, wenn sein Rath gelingt,
Den Vorwurf, wenn er Schaden bringt,
Und nach so vielen Kümmernissen
Noch sein beschwerliches Gewissen,
Das ihn, troß allen falschen Schlüssen,
Im Herzen dennoch schuldig spricht,
Dieß alles sieht der Pöbel nicht.

Vom hohen Throne weit und von der niedern
Hütte,

Im süßen Mittelstand, hebt hier der Weise an,
Da suche den glücksel'gen Mann.

Doch sagt mir eigentlich: Wo ist sie, diese Mitte?
Ein jeder siehet nur empor,

Ein jeder glaubt, daß er am Fuß der Leiter stehe,
Und ihres Restes halbe Höhe

Kömmt ihm als ihre Mitte vor.

Der Bauer lobt dès Handwerksmannes Künste,
Und der des Kaufmanns reichere Gewinnste,
Der das gewisse Brodt des Pfaffen, den entzückt
Des Richters leichtes Amt, der in dem Rathe nickt,
Dem Richter fehlet noch des Adels Ehre,
Der Junker sucht ein Ansehn in dem Heere,

Der Oberste wünscht sich zum General,

Der in der schiefen Bånder Zahl,

Der Ritter endlich zum Minister.

Dieß ist der Wünsche steter Lauf:

Vom Küster steigt man sö bis zu dem Kaiser auf,
Und nie herab vom Kaiser bis zum Küster.

Den

Den Reichthum, theurer Fries! hat dir das stol v. Vicolai..

ze Wien,

Dir hat dein Vaterland der Freiheit Gold verliehn,

Ich seh dich noch an Kraft und Jahren blühn, (Der edelste von allen Schäßen)

Du kannst, auf Brief und Siegel kühn,.

Den Kaiser und das Reich in deinen Titel sehen,
Und hoher Freunde Mund mit theurem Weine
neßen.

Herr deiner Arbeit, deiner Ruh,

Wenn dich Geschäfte nicht ergößen,
So lächelst du der zarten Gattin zu,

So lehrst du deinen Sohn zu vieren fünfe feßen.

Wie? solltest du nicht glücklich seyn ?
Ein jeder außer dir spricht ja, du selber, nein.
Und thu ich dir aus tausend Gründen
Den Vorzug deines Schicksals dar,
Das jeden Vortheil zu verbinden
Für dich besonders sinnreich war,

So thust du mir aus noch weit mehrern Gründen
Die Sorgen, die dich quålen, dar.

Und haben gleich, mich zu beglücken,

Die Musen wenig nur, das Schicksal nichts gethan,
So siehst du doch in manchen Stücken
Mein Loos vor deinem schåßbar an.

Du irrest, liebster Fries! Auch meine stillen Tage
Bezeichnet oft Verdruß und Plage;

Wie spräch ich denn so viel von Schmerz und Unges

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Wenn ich das wahre Glück' empfånde ?

Und lief ich ihm vielleicht mit der Laterne nach,
Wenn ich es in mir selber fånde?

Glückseligkeit-Ein süßes Wort! Allein

Bielleicht ein leerer Ton, vielleicht ein falscher Schein,
Ein Traum, ein Jrrwisch, eine Feye,

Vielleicht die Larve künft'ger Reue,

Ein Labyrinth, das nie zum Ende führt,
Und wo der Thor und Weise sich verliert,

Cin

v. Nicolai., Ein Räthsel, eine Sphynx, die einen Thron uns bietet, Indeß der Wünsche Pest in Theben immer wütet.

Doch wie? So hat mit uns die Vorsicht nur ge spielt?

So ist das brennende Verlangen,

Die Nothdurft, die mein Herze fühlt,
Nur eine Falle mich zu fangen?

So hieß der Himmel mich entstehn,

Um boshaft mich zu hintergehn?

So leben wir allein verdammt zum Jammerstande?
So leben wir der Schöpfung Schande?

Nein! Dieses, liebster Fries, geht mein Gefühl nicht
ein.

Gewiß, Glückseligkeit muß wo zu finden seyn.

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Pfeffel

S. von ihm B. I. S. 71.

t

Ich weiß die bisherige Auswahl poetischer Briefe nicht würdiger zu schließen, als mit folgender schönen, lehrreichen und empfindungsvollen Epistel, welche von diesem durch Herz und Geist verehrungss werthen Dichter an seine Tochter gerichtet ist.

Epistel an Phobe;

auf ihren vierzehnten Geburtstag.

Heut vierzehn Jahre; theures Kind!
Wie bald vollendet! Wie geschwind
Eil ich von meines Mittags Höhe
Ins dde Schattenthal herab!
O! meine Phobe, gerne fldhe
Ich aus dem Lerm ins stille Grab
Zu meinem Sunim, meinem Stab,
Wenn ich nicht Küß die süße Zähre
Mir weg Gemahl und Vater wåre;

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Wenn doch der Gott, der euch mir gab,
Wog unser Loos auf seiner Wage
Und maß den Faden meiner Tage
Am Zepter seiner Weisheit ab.
Vergieb mirs, Kind, die feige Klage,
Ein Dankfest soll dein Tag mir seyn.
Komm, laß mich dich mit Rosen krönen,
Mit diesem Kuß, mit diesen Thrånen
Weih ich dich mir zur Freundinn ein.
Nicht wahr, du fühlst ihn, gute Phobe,
Des Titels Werth, den ich dir gebe?
Hinfort nicht mehr dein Vater, nein,
Dein Freund bin ich, der dich begleitet
Durchs Land der Täuschung, und dein Herz
Zum Leiden sachte vorbereitet;

Denn leiden wirst du; Lust und Schmerz

Sind,

Pfeffel.:

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