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Dann spottet sie der Thorheit, und reißt dem Bd, Dusch.

sewicht

Im heilgen Gewande die Larve vom Gesicht.

Ihr freyer Satyr straft die Laner selbst des Gihen,
Den Größ und Stärke schüßt vor Richtern und Geses

hen;

Der Macht, zu deren Füßen die bange Themis liegt,
Die Wahrheit schamroth schweigt, im Staub der P8:
bel kriecht, *)

Und, wie des Niles Volk dem Krokodil, den Sünden
Der Fürsten sich bequemt/ ein Rauchwerk anzuzünden.
Ihr scharfer Spott verrichtet, was nicht Lycurgs Gez
bot,

Lacht alte Thoren weise, und Schamvergeßne roth.

Den Wütrich lehret sie die eigne Schuld empfins

den,

Und straft sein hartes Herz in Strafen andrer Sün
den,

Wenn sie in Trauerspielen die Todten auferweckt,
Und ihn in fremden Bildern mit seinem eignen schreckt:
Wenn er bey fremden Fall, von Ahndungen ergriffen,
Den Stahl, der **) Gußmanns_trift, sieht auf sich
selbst geschliffen:

Wenn er von jedem Dolche, der Cåsars ***) Bruft
durchwühlt,

Den Stoß in Todesångsten an seinem Herzen fühlt.

Herzenzähmerin! wer kann dir widerstehen? Wer ohne Seufzer kann Oedipens ****) Elend Tes

hen?

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*) Wem diese und ähnliche Reime eine Entschuldigung nöthig zu haben scheinen, den will ich an die gegründete Anmerkung Voltairens erinnern, daß wir nicht für das Auge, sondern für das Ohr reimen.

**) Man sehe Voltairens Alzire. ***) Shakespears Cåsar.

****) Sophokles Oedipus.

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Wer fühlt nicht Würd im Herzen', wênn Roms Orá: fel *) spricht?

Wer, wenn Alzire seufzet, nicht Thrånen in Gesicht?
Wenn' in **) Seidens Hand der Dolch des Opfers blins
fet,

Und am Altar erwürgt, sein grauer Vater sinket, '
Haucht jede Brust Entseßen: allmächtigs Mitleid fast
Die bebende Versammlung, und jede Wang' erblaßt.
Mit süßer Bangigkeit, mit angenehmen Schmerzen,
Vergnügend fürchterlich erschüttert sie die Herzen:
Wenn Hoffnung oder Schrecken durch alle Scenen
irrt,

Die Seele, wie die Bühne, Tumult und Aufruhr
wird,

Und glühend, außer sich, so, wie die Kunst gebietet,
Mit Wollust Thrånen weint, und mit Verstande wis

tet.

Hinweg den kalten Dichter, der ohne Feur correct,
Nicht unsre Zähren fodert, nicht rühret, noch er:
schreckt!

Zu großer Denkungsart den Geist empor zu heben,
Die Herzen mit Gefühl der Tugend zu beleben,

Zu zeigen, wie sie immer sich gleich, in sich vergnügt,
Erhaben ist im Glücke, und groß, wenn sie erliegt:
Das menschliche Geschlecht im Beyspiel sie verehren,
Daun, was es fühlt, und sieht, auch thun, und wers
den lehren;

Die Herzen zu erweichen durch Schauer des Gefühls,
Das war per Musen Absicht, der Zweck des Trauer:
spiels. ***)

Dann singt die Evopde, im Klange der Posaunen; Aus allen Tönen haucht Verwundrung und Erstaunen Von ihrem Geist beseelet, wird alles, was nicht war, Gleich einer neuen Schöpfung, lebendig, wunderbar.

Vor

*) Cato, in Addisons Trauersp.

**) Im Trauerspiele Voltairens le Fanatisme.

***) Gedanken Vorens in seiner Vorrede zu Addisons Cato.

Bor ihren Winken stehn gestorbene Geschichten
Aus alten Gråbern auf, und leben in Gedichten.
Begeistert von der Dichtung, singt iho ihr Gesang
Den Ursprung eines Reiches, ist seinen Untergang:
Wie Troja, zehn Jahr vertheidigt und bekrieget,
Zuleht, der Feinde Raub, in seiner Asche lieget:
Wie der erboste Grieche, des Priamus Geschlecht
Im letzten Sohn vertilgend, des Paris Schandthat
råcht.

Dann führet sie den Sohn der Bonus mit den Göttern
Der Stadt, die Troja war, umsonst verfolgt von Wet

tern

Der Juno, durch Gefahren an seiner Mutter Hand
Nach Latiens Gestaden, ins neue Vaterland.*)

Bald singet sie den Held, der alle Schaaren hemmite,
Womit ganz Asien der Perser überschwemmte:
Singt, wie, gleich einem Felsen, geruhig, unbewegt
Von hundert tausend Wellen, womit das Meer ihn

schlägt,

Der große Feldherr **) stand, und fahe, wie die Wogen
Des Kriegs von seiner Brust gebrochen rückwärts flo:
gen,

Bis er mit wenig Edlen den Lohn der Helden fand,
Den besten Tod zu sterben, den Tod fürs Vaterland.

Bald fliegt sie Himmel an, singt, wie ein Heer Rez
bellen,

Bewaffnet wider Gott, hinabgestürzt zur Höllen,
Und obgleich überwunden, ohnmächtig, tief versenkt
In Qual von Scham und Reue, doch noch auf Rache
denkt:

Voll seiner Nachbegier, sich durch die Schöpfung schwin:
get,

Und einer jungen Welt die neue Sünde bringet:
Singt, wie der Tod die Menschen erwürget, und ein

Fluch,

Um ihrer Sünde willen, den bangen Erdkreis schlug. ***)

*) Virgils Acneis.

03

Leonidas in Glovers Gedichte.
Miltons verlornes Paradies.

Bald

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214

Dusch.

Lehrgedichte artistischen Inhalts.

Bald wieder, wie von Gott zu der verfluchten
Erde

Ein zweytes Schöpfungswort herunter rief: es werde!
Wie der, der aus dem Busen der Nacht die Sonne
schlug,

Jht sterblich, als Erldser die Schuld der Menschen trug,
Verfolgt von Priesterstolz, verkauft vom schnöden Geize,
Geschmäht, gegeisselt, blaß und blutend hing am Krews

ze;

Bie Gott mit Richterblicken, gefühlt auf Golgatha *)
Vom leidenden Versöhner, vom Thron herunter sah;
Wie, da des Todes Schaur den Sterbenden erschüs
tern,

Licht wird zu Finsterniß, und alle Welten zittern. -
*) Der Messias; man zielt auf einige besondre Stellen,

Be

Beschreibende

Gedichte.

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