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uz.

Ein stürmisch Glück

Schlägt wieder ihn zurück:
Wie eine tråge Regenwolke

Sich auf des Windes Flügeln hebt,
Und über einem ganzen Volke
Mit fürchterlichem Schatten schwebt,
Sie rauscht in ungewohnter Sphåre:
Nicht lange! denn die eigne Schwere
Drückt sie zur Erde bald herab,
Die ihr den Ursprung gab.

Gieb nicht im Frühling muntrer Jahre
Verblendeten Begierden Raum;

Und überlaß den Geiz der Kindheit grauer Haare,
Dem Stolz der Ehre Sommertraum.

Die Sorgen stören ihn mit schreckenden Gestalten:
Durch Niederträchtigkeit wird, was ihn reizt, erlangt,
Durch Niederträchtigkeit erhalten;

Und schmilzt wie Frühlingsreif, der an der Sonne
prangt.

Der große Liebling großer Fürsten

Mag unerquickt nach Ruhe dürsten:
Sie flieht ihn schüchtern überall.

In jedem dunkeln Laut, in Blicken und Gebehrden
Zeigt bange Furcht ihm seinen Fall:

Der Sklave fürchtet, frei zu werden!

Freund, von des Irrthums Brust entwöhnt,

Laß dich kein Puppenspiel von goldner Freiheit scheiden;

Und brich die Rosen aller Freuden,

Die keine Reu, umdornt, kein spätes Ach! umtônt.

Der weisen Wollust sei dein Garten eingeweihet,
Die, von der Weisheit Hand gekrönt,

Mit ernster Tugend nie entzweiet,

Die ernste Tugend selbst mit Fröhlichkeit versöhnt.

Seh ich unter grünen Lauben,
Bei dem Gotte froher Trauben,
Und beim Saitenspiel der Musen,
An des besten Mädchens Busen,
Dich, vom sichern Busch verdeckt,
Unter Blumen hingestreckt?

Hör ich unter Nachtigallen

Deine füßen Lieder schallen?

uz.

Lieder, wie mein Chaulieu sang,
Wann er frei von eklem Zwang
Und bei spåtem Weine wachte!
Bacchus, wann sein Lied erscholl,
Ließ den trunknen Becher voll,
Der ihm in die Augen lachte;
Und, gelehnt auf seinen Stab,
Der vom heilgen Epheu rauschte,

Hing er schweigend hin und lauschte,

Bis der Dichter durstig schwieg, Bacchus ihm den Bes cher gab.

Doch meinen Dichtergeist umnebeln leichte Träume!
Du ruhest jest wohl nicht im Schatten deiner Bäume,
Nun, da sie fast entblåttert stehn,

Und rauhe Winde nur in dden Garten wehn:
Da nach des Herbstes mildem Segen,

Das greise Jahr mit kaltem Regen

Die Fluren umgewühlt, wo Raben einsam gehn.
Wann Zephyr die verjüngten Blåtter

Und Floren und die Liebesgötter

Aus duftendem Gefieder bringt,

Und in der Frühlingsluft die frühe Lerche singt:

Alsdann wird Amor dich im Grünen wieder finden,

Dich, der sein Sklave schon, ihm nur entwischet war,

An seinen flammenden Altar

Mit Blumen ewig feste binden,

Zu seiner andern Sklaven Schaar.

Laß von den Grazien dir eine Gattin wählen,

Die nicht von den gemeinen Seelen,

Bloß wirthlich, reich, vielleicht getreu,

Doch ohne Zärtlichkeit und lauter Pöbel sey.

Zwar wir, wie unsre Våter, wissen,

Von keinen englischen Clarissen:

An ihre Würde reicht kein sterblich Mädchen hin.

Ach! Harlow's Tochter starb! auf Erden war kein Satte
Für sie, die nichts vom Weibe hatte,

Als Reizungen und Eigensinn.

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uz.

Du, Freund, bist selbst ein Mensch, und wirst ein menschlich Wesen

Zu einer Gattin dir erlesen:

Zu glücklich, wenn sie dir, vom Himmel mild bedacht,
In einem holden Leib, zu schlauer Lust gemacht,
Auch eine Seele zugebracht,

Die denkt und edel denkt, die Tugend liebt und kennet,
Und dich, als Freundinn, liebt, wann sie dich Gatten
nennet!

O Wollust, nicht bloß einer Nacht!

Die Tage werden dir in ihrem Arm verschleichen,

So ruhig, als ein Bach, der unter finstern Sträuchen,
Von hohen Bäumen rund umwacht,

Stets ungerunzelt lacht:

Hoch über ihm hinweg braust unter nahen Eichen
Der schwarzen Stürme Wuth, die niemals ihn erreis

chen.

Gleim.

Gleim.

--

S. B. II. S. 55. Ihm, dem so manche Gattung, in der er dichtete, gelang, dem Sånger lachender, fröhlis cher Laune, mußte auch der poetische Briefton, mit aller seis ner Anmuth, vorzüglich gelingen. Seiner Episteln find viele; und er hat erst unlångst eine neue Auswahl derselben, mit neuem Zuwachs bereichert, abdrucken laffen. Sie sind zu bekannt, als daß es hier zur Probe einer långern brauchte, als der folgenden, die ich vornehmlich der schönen, ihrer ganz würdigen Antwort wegen wähle.

Un K. E. K. Schmidt.

Freund, in deiner kleinen Hütte
Wohnt noch die alte, gute Sitte
Der Schäferwelt; auf deine Bitte,
Kåm' ich und wåre gern dein Gast,
Und wohnt' ich gleich in dem Pallast
Zu Sanssouci! Bei dir tråf' ich
Die Musen an, die, leider! mich,
Versammelt all' in einen Haufen,
Verlassen haben lange schon!
Bei dir, dem jungen Musensohn!

Die Musen und die Nymphen laufen

Vor meinem grauen Haar, o Gott!
Wir Alten sind der Kinder Spott!
Was ists? Wir leben und wir sterben;
Und haben wir nicht einen Erben
Der Unschuld unsers Herzens, dann
Mein Lieber sind wir übel dran!
Wir werden aller Menschen Haß,
Und thaten keinem was zu Leide!
Wir sterben, und kein Aug ist naß!
Und darum macht mirs große Freude,

2D4

Mas

Gleim.

Was deine Liebe mir vertraut
Von einem Erben deiner Tugend,
An welchem schon der Schöpfer baut,
Den, in der Blüthe deiner Jugend,
Welch' eine Wonne! welch' ein Glück!
Du sehen wirst mit Waterblick!

Odu, mein Lieber, Treuer, bitte
Mich bald doch nur in deine Hütte,
Damit ich recht, als Biedermann,
Noch in den ersten Schöpfungstagen,
Freund, meine Freude dir kann sagen,
Weil ich sie nicht mehr singen kann!

K. E.

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