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daß auch andere sich eben so entrüsten. Meine wahre Gesinnung kann ich einem jeden Gegner nicht bündiger, als mit diesen Worten aus dem Metastasio, zu erkennen geben:

Se'l moffe

Leggerezza; no'l curo:

Se Follia; lo compiango:

Se Raggion; gli fon grato : e fe in lui fono
Impeti di malizia; io gli perdono.

Hamburg, den zten März, 1750.

Schreis

1752.

Hochwohlgebohrner Herr z.

Ich habe Eur. Hochwohlgeb. neuliches Schreibeir empfangen. Sie dürfen gewiß nicht entschuldigen, daß Sie demselben Zusammenhang und Kürze fehlen lassen. Für mich können Ihre Briefe nimmer zu ausführlich seyn. Die unter uns bestehende Offenherzigkeit der uneigennüßigsten, alten' Freundschaft und Zuversicht hat im Schreiben fast alle Rechte und Freyheiten einer lyrischen Unordnung. Ich selbst darf mir heute eine Weitläuftigkeit gestatten, die ich sonst zu vermeiden suche. Ich werde auf Ihren Brief, und alles, was ich von einigen vorigen noch zu beantworten habe, mich so umständlich erklären, als ob ich Ihre Zuschriften, deren Vorzüge ich nicht erreichen. fann, wenigstens darinn übertreffen wollte. Müßte ich sinnreich seyn, und, wie der scherzhafteste Ihrer Nach baren, auf Unkosten des Voiture; so mögte ich Ihnen gleich anfangs gestehen, daß ich nimmer so stolz bin, als wann ich die Ehre habe, Ihre Briefe zu erhalten, und nimmer so demüthig, als wann ich sie beantworten foll. I Uber Scharfsinnigkeit und Wortgeprånge gehd. ren nicht zu den Schönheiten der Freundschaft; und Eur. Hochwohlgeb. müssen schon lange überzeugt seyn, daß

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nur Ihre Gegenwart mich mehr erfreuen kann, als Ihre Briefe. Dieses werden Sie, auch in diesem Jahre, erfahren, wenn Sie Sich entschliessen, ein Theil des Sommers in unsern Gegenden zuzubringen, und zu sehen, ob nicht die Elbe und Alster noch immer so reich an Ergeßlichkeiten sind, als die Ihnen und vielen so wohlgelegene Eyder und Treen.

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Sie benachrichtigen mich hinlänglich von der gez neigten Aufnahme, womit ihre dortigen Freunde meine moralischen Gedichte beehret haben. Nur Jhr Bey= fall wåre mir, zu meiner Zufriedenheit, aus. schon genug gewesen: so gern ich auch von Eur. Hoch wohlgeb. vernehme, daß von den Kleinigkeiten, die in dieser Sammlung zum erstenmal zum Vorscheine gekommen sind, der schönen Witwe der Falke, ihrer Fräutein Schwester die lehrrreiche Erzählung von der Uns dankbarkeit des männlichen Geschlechts, dem Herrn Obristen der Löwe, dem Herrn Stallmeister das Rits terpferd und der Klepper, und dem Herrn Archiater der grüne Esel gefallen. Der Ausspruch des jungen Herrn von Tz... ist mir gleichgültig, und bestärket unš in der Meynung, daß niemanden der Zauberring des Grigri öftere Dienste geleistet håtte, als ihm.: So viel ich mich erinnere, befand sich in diesem Ringe ein Sta= chel, der dem Befißer in die Finger fuhr, so oft er im Begriffe war, etwas abgeschmacktes zu sagen. Die Jächelnde Henriette lieset noch meine moralischen Ge Dichte nicht, sondern von meinen Liedern nur einige, die ich selbst nicht mehr lese. Aber sie verfertigt anacreon= tische Oben auf ihren Papagen, dem sie an BeredsamFeit so ähnlich ist. In den stolzen Gesundheiten, die fie einsehet, und aus der besten Welt hernimmt, ist sie gründlich, philosophisch, erhaben. Einem ihrer poetischen

schen Verehrer ist angerathen worden, ihr einen Roman zu entwenden, und dafür die Erzahlungen eines Ungenannten hinzulegen, den die wohlgesittetste Liebe die Sprache des Herzens gelehrt zu haben scheinet. Die Frau von Wl... lobet mich, und zehen andere heutige Dichter, mit denen ich eine Ehre willig theile, die nur ihrer, fast uneingeschränkten, Güte beyzumessen stehet. Ihre Herren Brüder gehen noch weiter. Der eine, der edle Weidmann, finder jedes neue Buch, das er zu lesen anfångt, und jede Speise, wovon er kostet, nach seinem gewaltigen Geschmacke. Er ist, wenigstens hierinn, mit dem Alcibiades zu vergleichen, der die schwarze Brühe der Spartaner eben so eßbar zu finden wußte, als die niedlichsten Gerichte der Perser. Der andere liebet seine Bücher so, wie er seine ågyptifchen Weine liebet: mit ihren Fehlern. Alle sind ihm gut, wenn er sich nun einmal in die Unkosten gesehe hat, sie anzuschaffen. Wie sehr bin ich aber dem Herrn Oheim Eur. Hochwohlgeb. verbunden, daß er meine Kleinigkeiten sich vorlesen lassen, nachdem ihn sein Geistlicher versichert, es habe auch ein protestantischer Abt gewünschet, daß davon ein zweyter Theil herauskommen mögte! Gleichwohl danke ich noch mehr Ih rem alten Verwalter, dem ehrlichen Greisen, der mich lobet, weil ich, wie er sagt, nicht heuchte, und oft Wahrheiten lehre, die wirklich verdienten, gepredigt zu werden. Zeigen Sie ihm meine Lieder nicht, noch weniger gewisse jugendliche Erzählungen.

Erlauben Sie mir, die meisten dortigen Lobsprüche als Folgen des, allen ihren Freunden so bekannten, Wohlwollens anzusehen, womit Sie mich zu dem Jh rigen gewählet haben, und seitdem meine poetischen Ver. fuche Sich zu sehr gefallen lassen. Sie verpflichten ba

mich,

mich, da Sie mir nicht verhehlen, daß einige mit meinen Gedichten weit zufriedner sind, als mit meinen Anmerkungen. Ich muß, weil Sie es verlangen, mich hierüber noch einmal rechtfertigen, obgleich mir das wenige, das ich schon in meinem Vorberichte angefüh ret habe, hinlänglich zu seyn scheinet. Wie wird es mir aber gelingen, lange von mir selbst zu reden? Diese Kunst ist weit schwerer, als man glaubet. Sie verfällt gemeiniglich in die einschläfernde Sprache der, nur ihrem Besizer erträglichen, Eitelkeit und Ruhmfucht.

It makes Globofe a' Speaker in the House:
He hems, and is deliver'd of his Mouse.

It makes dear felf on well-bred tongues prevail,'
And I the little Hero of each Tale.

YOUNG, Love of Fame, Sat. I.

Ich will nicht sagen, daß diejenigen, die sich an dem Terte meiner Gedichte vergnügen, mir auch eine einge. wurzelte Gewohnheit nicht sehr verübeln mögten, nach welcher ich, durch die hinzugefügten Noten, den Fragen einiger Leserinnen und Leser zuvorkomme, die ich, so genau als ihre Fragstücke kenne. Noch weniger will ich, als unwidersprechlich, anführen, daß, mit Erlaubniß des vornehmen, galantern Geschmacks, gute Gedichte, die mit guten und folchen Anmerkungen verfehen sind, welche anzeigen, warum etwas so, und nicht anders gesagt worden, zu ihrem Vortheile, auch das Gefällige der Schriften erhalten, wo die, vielen Kennern so unangenehme, Monotonie des beständigen Syl. benmaasses und Reims zu vermeiden, die ungebundene Rede mit der gebundenen abwechselt. Ich kann mich auch nicht entschliessen, Ihnen iho zu entdecken, daß verschiedene, die wirklich weder Unwissende, noch, wie ich

hoffe,

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