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Anmerkungen als ein Mittel angesehen habe, sowohl Winke zu weiterem Nachdenken zu geben, wenn ich wifsentlich etwas in der Feder lasse, und nur Schriftsteller benenne, die mich erklären können, als einem möglichen Widerspruche zu begegnen: um so mehr, da ich, wie Sie wissen, keine ausführliche Abhandlungen schreibe, noch mit kurzen Auffäßen die Monatschriften oder Wochenblåtter beschwere. Um der Einfältigen willen, die fast immer Werkzeuge der Unart und Bosheit sind: um auch ihrem Klügeln zu wehren, gereichen Anmerkungen zu einiger Sicherheit. Ihre falsche Einsicht, ihre ungerechten Auslegungen beweisen täglich, wie wahr dieser Sak bleibe; De tous les animaux le pire c'est un sot

Plein de fineffe.

Ich mag nicht wiederholen, wie sehr die Ausleger englischer, französischer uud welscher Dichter, eine Anzahl, die sich immer vermehret, meinen Anmerkungen zur Rechtfertigung dienen. Mir wäre es genug, nur den einzigen Wernicke anzuführen, wenn ich auch die Unwissenden widerlegen wollte, die es als eine Neuerung ansehen und ta= deln, daß ich selbst meine Kleinigkeiten erläuterte, und zwar ohne mich an eine bestimmte Länge oder Kürze in Anmerkungen zu binden, in welchen ich dem Leser etwas nüßliches oder angenehmes, oder sonst etwas zu sagen habe, das mir alsdann nicht gleichgültig ist.

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Hingegen will ich Eur. Hochwohlgeb. ein kleines Geheimniß offenbaren. Hier lebte ein schwarzer Ritter aus dem Königreiche Latium, wenn ich des Ausdrucks eines Finnreichen Freundes, den ich nicht zu sehr hochschäßen kann, mich bedienen darf: ein ehrlicher, belesener, in allen Arbeiten und Schicksalen zu fleißiger Scribenten wohler

9 S. des Herrn Steuerrevifor Rabeners Sammlung satyrischer Schriften im dritten Theile. S. 206.

wohlerfahrner Mann: ein eifriger Gönner meiner Versuche in der Dichtkunst, der aber so wenig ein Brossette war, als ich ein Boileau bin. Dieser sammelte schon zu meinen Gedichten einen Schatz von Anmerkungen, deren, meines Er achtens, ganz überflüßiger Anwachs und Ausgabe durch die meinigen am besten gehindert werden konnte, von welchen er, fast bis an seinen, unbemerkt erfolgten, Lod, männlich behauptete, daß ihrer zu wenig wåren, und viele ausführlicher und gelehrter seyn sollten.

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Nun ich Ihnen iho von allen, so wie Sie verlangen, ausführlich Rechenschaft gegeben habe, erinnere ich mich allererst der aus dem Voltaire von mir angeführten Zeile. Ich will also Eur. Hochwohlgeb. nur noch dieses einzige vermelden, daß die moralischen Gedichte mit Epigrammatischen vermeh ret worden. Sie werden sich bald bey ihnen einstellen, und die Stelle eines Briefes vertreten. Das menschliche Leben ist zu kurz, zu edel, um immer Briefe zu schreiben. Diese Zus fäße zu der neuen Ausgabe sind auch nicht arm an Anmerkun gen. Ich erlaube dem scharfsichtigen Leser gerne, einige nicht zu kurz zu finden, wenn ich ihm nur nicht ältle, Sollte ich nicht bereits an den Erzbischof von Granada, und den Gil Blas von Santillana gedenken? Sie wissen, was einer unserer besten Dichter lehrt:

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A

Ein Autor wird sehr zeitig alt:
Aus Eifer fürs gemeine Wesen
Empfindet ers nur nicht so bald,
Als die es fühlen, die ihn lesen.

Ich bin, mit vollkommener Hochachtung und Ergebenheit.

Eur. Hochwohlgeb.

gehorsamer Diener Fr. v. H.

h. 1.

10 Quisquis ille, qualiscun- vid. I. F. GRONOVIVS ad que, fileatur: quem infignire, exempli nihil, non infignire, humanitatis plurimum refert. PLINIVS, Lib. VIII. Ep. 22.

11. Les Avantures de Gil Blas de Santillane, Lib. VII. Ch. II. III. IV.

Allge

Allgemeines Gebeth,

nach dem Pope.

Ferr und Bater aller Wesen, aller Himmel, aller

Welten,

Aller Zeiten, aller Völker! Ewiger! Herr Zea

baoth!

Die Verehrung schwacher Menschen kann Dein Wohlthun nicht vergelten,

Gott, dem alle Götter weichen! Unaussprechlich großer Gott!

Weise, Heilige, Barbaren fühlen, denken und bekennen Dich, Du Ursprung aller Dinge! Unerforschter Geist der Kraft! Mein Verständniß ist begränzet: nur Dich groß und gut zu

nennen,

Und mich selber blind zu wissen, das ist meine Wissenschaft.

Doch, in diesem dunklen Stande meiner Sinnen und Ge
danken

Gabst Du mir zu unterscheiden, was hier gut und übel sey.
Stellte gleich der Arm der Allmacht der Natur gemessne
Schranken:

Ließ dennoch das freyste Wesen Willen und Gewissen frey.

Lehre

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Lehre mich das Gute lieben, lehre mich das Bdse hassen, Aus dem allerreinsten Triebe dem Gewissen folgsam seyn: Wenn es dieß zu thun befiehlet, oder das zu unterlassen, Dieß mehr als den Himmel suchen, das mehr als die Hölle

scheun.

Laß mich auf den Segen achten, den wir nur von Dir erlangen,

Auf die Milde deines Reichthums, auf der Gaben Ueberflus, `Ihm, dem Geber, wird vergolten, wenn wir Menschen recht empfangen:

Der Gehorsam, den Er heischet, ist ein fröhlicher Genuß.

Laß mich aber Deine Güte nicht an unsern Erdkreis binden: Herr, sey mir ein Gott der Menschen; doch der Menschen nicht allein!

Andre Körper und Geschöpfe müssen Deine Huld empfinden,~ Und, in mehr als tausend Welten, Spiegel Deiner Größe seyn.

Nimmer werden meine Hånde, bey der Schwäche so verz

wegen,

Mit den Waffen Deines Eifers, Deinen Keilen, umzugehn, Und mit donnerndem Verdammen Land und Volk zu widera

legen,

Die, nach meiner blöden Einsicht, Deiner Wahrheit widerstehn!

What Confcience dictates to be done,
Or warns me not to do,

This, teach me more than Hell to fhun,
That, more than Heav'n purfue.

What Bleffings Thy free Bounty gives,
Let me not caft away:

For Got is pay'd when Man receives,
T' enjoy, is to obey.

Yet not to Earth's contracted Span
Thy Goodness let me bound,
Or think Thee Lord alone of Man,

When thousand Worlds are round.

Let not this weak unknowing Hand

Prefume Thy Bolts to throw,

And dea! Damnation round the Land,
On each I judge thy Foe.

Bin

Bin ich auf dem rechten Wege; so verleihe Deine Grade, Diesen Weg nicht zu verlassen, da mein Fortgang dir gefällt. Srr ich, als ein Kind des Irrthums; ach! so bringe mich zum Pfade,

Bo die Füße feltner straucheln, und Dein Licht die Bahn erhellt.

Schüße mich vor eitelm Stolze, der sich bey dem Gut erhebet, Das dem Sterblichen Besitzer Deine Milde nur geliehn: Auch vor rohem Misvergnügen, das umsonst nach Dingen

strebet, Die ihm Deine Macht und Weisheit theils versagen, theils

entziehn.

Bilde selbst mein Herz, o Vater! daß es sich zum Mitleid

neige,

Und um andrer Wunden blute, Fehler decke, die es schaut; Würdige mich des Erbarmens, das ich fremder Noth erzeige, Froh im Ausfluß des Vermögens, das mein Gott mir ans

vertraut.

Zwar bin ich gering und nichtig; doch wird der gering ers funden,

Den Dein Odem selbst beseelet, Herr der Jahre, Tag' und Zeit? Ordne Du, an diesem Tage, meine Wege, meine Stunden, Bie Du willst, zu weiterm Leben, oder auch zur Ewigkeit.

If I am right, Thy Grace impart

Still in the right to stay;

If I am wrong, oh teach iny Heart,
To find that better Way.

Save me alike from foolish Pride,
Or impious Discontent,

At ought Thy Wisdom has deny'd,
Or ought Thy Goodness lent.

Teach me to feel another's Woe,
To hide the Fault I fee;

That Mercy I to others fhow,
That Mercy fhow to me.

Mean tho' I am, not wholly fo

Since quickned by Thy Breath.

Oh lead me wherefoe'er I go,

Thro' this Day's Life or Death.

Ich

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