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Der Fuchs ohne Schwanz.

einife verwirrte fich

Reinie

In die ihm gelegten Stricke,
Und, wiewohl er selbst entwich,
Ließ er doch den Schwanz zurücke.

Um nicht lächerlich zu seyn,
Predigt' er den Füchsen ein,
Auch den ihren abzulegen.
Seine Hörer zu bewegen,
Sprach er, als ein Cicero:
Erstlich wills der Wohlstand so,
Um sich zierlicher zu regen:
Denn man trabt damit zu schwer,
Und zu unbequem einher.

Zweytens macht ein Schweif zu kenntlich.
Drittens hålt er in dem Lauf

Oft den schnellsten Brandfuchs auf.
Viertens riecht er vielen schändlich.

Stumpfer Redner! schweige du,
Rief ein alter Fuchs ihm zu;
Was du lehrest, wird verlachet.
Nur der Neid ist, was dich quålt,
Der den Vorzug, der dir fehlt,
Andern gern zuwider machet.

Der Hirsch, der Hund und der Wolf.

Ein

man

tin jeder Frommer thut, was man in Hamburg thut: Das Gute glaubt er oft, allein das Böse selten. Ihn lehrt der Lauf der Welt, daß Neid und Frevelmuth Der Tugend Henker sind, und auch die Frömmsten schelten. Sonst ists ein bloßes Glück, wenn einen Bdsewicht Die Unschuld und das Recht, troß seiner Kunst! beschåmen,

Ein Wolf jagt einen Hund. Der bat, aus Zuversicht, Den Hirsch, ihn ungesäumt in seinen Schuß zu nehmen.

Der

Der Flüchtling wird erhört; doch ihn verfolgt sein Feind,
1nd spricht: Ich komm, o Hirsch, dein einzig Kalb zu råchen.
Der Schnaphan hats erwürgt; ich sah es, ich, dein Freund
Und den verwirkten Hals soll ihm kein andrer brechen.
Der Hund verneint die That. Er fleht, und schwört dabey;
Es sey ihm, von Natur, das Wildpret recht zuwider.
Ihm zeigt der strenge Hirsch sein fürchterlich Geweih.
Beklagter seufzt und heult, und wirft sich vor ihm nieder.
Als drauf sein Klåger ihm mit neuen Zeugen droht,
Kömmt, gleich zu rechter Zeit, das Hirschkalb hergesprungen.
Den frechen Lügner trifft Verwirrung, Furcht und Tod;
Doch dieses Beyspiel schreckt nur wenig Låsterzungen.

Der Hase und viele Freunde.

Was tockwort Elingt doch gar zu fein,

e soll man echte Freundschaft finden ?

Und kann, die Herzen zu verbinden,
Der Anlaß schönster Hoffnung seyn.
Man pflegt den milden Stein der Weisen
Uns, als ein Wunder, anzupreisen.
Man lehrt, er mache mehr, als reich:
Fürwahr, ihm ist die Freundschaft gleich.

Ein jeder, der in diesen Jahren
Mir ohne Lachen widerspricht,
Ist glücklich, falls er nicht erfahren,
Wie oft man Treu und Glauben bricht.
Wird er den Vorzug nur erwerben,
In diesem füßen Wahn zu sterben;
So soll einst seines Grabes Stein,
Der Welt ein seltnes Denkmaal seyn.

Ein Häschen von beliebten Sitten,
Ein kleines Thier von schneller Kunst,
Erhielt durch Schmeicheln und durch Bitten
Berschiedner Thiere Lob und Gunst.

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1

Die

Die Hasen hatten ja vorzeiten
Weit mehr, als iho, zu bedeuten.
Als keiner unsern Stußern glich',
Da war auch keiner lächerlich.

Er wandte sich zu allen Freunden,
Um ihren Beytritt zu erflehn,
Den Hunden, feinen årgsten Feinden,
Zu steuren, oder zu entgehn.

Man sprach: Dein Leben zu erhalten,
Soll unser Eifer nie erkalten;

Der deinem Balg ein Härchen krümmt,
Dem ist von uns der Tod bestimmt.

Der muntre Hänsel ist zufrieden,
Und schäßt sich großen Hansen gleich.
Die Sicherheit, die ihm beschieden,
Bertauscht er um kein Königreich.
Ihn will so mancher Beystand schüßen.
Was darf er nun in Aengsten sißen?
Nein, unter vieler Starken Hut
Fehlt es auch Hasen nicht an Muth.

Er lebet ohne Noth und Sorgen,
So unverzagt, als ungestört,
Weil sich mit jedem schönen Morgen,
Mit jedem Thau sein Frühstück mehrt.
Sein rascher Lauf verlässt die Wälder,
Durchstreift die Triften und die Felder,
Wo in beglückter Sicherheit

Ihn Gras und Laub und Frucht erfreut.

Wie oft vergållt erwünschte Stunden
Berhaffter Stunden Ungemach!
Ein Jäger eilt mit schlauen Hunden
Der Spur des armen Hänsels nach.

Hier ist kein Freund, ihm ist zu rathen:

Er fährt, er läuft durch Busch und Saaten,
Er drückt sich oft, so gut er kann;

Doch alle Hunde schlagen an.

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Er rennt, und seht durch Forst und Stege:
Sein Absprung aber hilft ihm nicht.
Doch endlich kömmt, auf einem Wege,
Sein Freund, das Pferd, ihm zu Gesicht.
Er sagt: Dieß tolle Heßenreiten
Scheint meinen Tod mir anjudeuten.
Doch nimmt mich nur dein Rücken auf,
So spürt kein Stober meinen Lauf.

Das Pferd verseßt: Mein Herr, ich sehe
Des Unfalls Größe noch nicht ein.
So mancher Freund ist in der Nähe,
Und jeder wird behülflich seyn.

Die Treu erleichtert Müh und Bürde;
Sie wissen, wie ich dienen würde:
So aber wohnt nicht weit von hier
Ein ungleich stårkrer Freund, der Stier.

Er eilt durch Heide, Busch und Hecken,
Und fleht den Stier um Rettung an.
Der spricht: Ich will nur frey entdecken,
Warum ich dir nicht helfen kann.

Du kennest meiner Freundschaft Triebe;
Jedoch die Freundschaft weicht der Liebe.”
Dort lässt sich meine Schöne sehn.
Du musst zu jener Ziege gehn.

Die Ziege hört des Hasen Klagen,

Mit angenommner Traurigkeit,
Und hält, ihm alles abzuschlagen,
Sich zu der Ausflucht schon bereit.
Sie meckert: Dich ist aufzunehmen,
Wird jenes Schaf sich bald bequemen.
Dir ist ja seine Gutheit kund.
Mir, leider! ist der Rücken wund.

Der Arme flieht mit bangen Schritten,
Sucht und erreicht das ferne Schaf,
Das, unbewegt bey seinen Bitten,
An Furcht den Flüchtling übertraf.

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Es klagt: Vor Feinden dich zu schüßen,
Wird meine Schwäche wenig nüßen.
Ich zittre ja so sehr, als du;

Doch eile jenem Füllen zu.

Das sprach: Wenn wir iht Beystand hätten,
So troht ich gerne die Gewalt.

Ich bin zu jung, dich zu erretten,
Und mein Herr Vater ist zu alt.
Ich sehe schon die Hunde kommen:
Mur frischen Muth und Lauf genommen!
Doch, wenn dein Tod uns trennen soll;
Geliebter Hånsel, fahre wohl !

Der

Bår und der Liebhaber seines Gartens.

Ein unerfahrner Vår voll wilder Traurigkeit,
Den in den dicksten Wald sein Eigensinn verstecket,
Vertrieb, unausgeforscht, durch Klipp und Berg gedecket,
Wie ein Bellerophon, die Zeit.

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Hier straubet sich der Peß; er liebt nur diese Kluft,
Und meidet stets die Spur der Båren, seiner Brüder.
Mit Brummen wälzt er sich im Felsen auf und nieder;
Sein schwaches Haubt 2 scheut freye Luft.

1 Bellerophon wollte auf seis nem Flügelpferde nach dem Hime mel retten, vielleicht um seine Abentheuer recht heldenmüthig zu beschließen. Er hatte aber das Unglück, zu erblinden, und aus der Luft in eine wüßte Gegend hers abgeworfen zu werden, in welcher er lange Zeit herumirren, und endlich vor Kummer und Hunger umkommen mußte. LA FONTAINE nennet daher seinen Bdren

Dieß

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