Du bist mein Meisterstück. Es sey die Erde dein! Weil ich zum Leben dir nur dreyßig Sommer sehe. Bereichert mich mit deinen besten Gaben; Doch, soll mein Daseyn nur so wenig Jahre haben? Dem ich die Zeit erließ, die ist der Mensch erhält. Ganz unveränderlich ist dieser Götterschluß. Uns wollte Jupiter nur dieses Alter geben. Ach hätte doch dieß Flehen nichts erreicht, Und uns kein Wahn verführt, nach fernerm Ziel zu streben! Der Haus- und Ehestand, Geschäffte, Pflichten, Würden, Vermeidet den Gebrauch, entbehret, was er hat, Noch glücklich, wenn er nicht auch dessen Schicksal hätte, Lilyffes Ulysses und seine Gefährten. lysses und der Rest der ihm getreuen Scharen, Die, vielen Helden gleich, nur selten glücklich waren, Verliessen kaum der Låstrigoner Land, Als ihr Verhängniß sie zu einer Insel führte, Mo Circe königlich regierte, Die mit Medeens Kunst Medeens Reiz verband. Im Thal steht ihr Palast. Gekrümmt zu ihren Füßen, Vier Tochter der Natur, der Wälder und der Quellen, Der Nymphen Göttinn singt. Die frohen Haine hallen, Sie labt Ulyssens Volk: es zecht mit sicherm Muthe, Dieß Volk zu Thieren schlägt, und ihre Kraft beweist. Da soll ihm nun Mercur ein Kraut * verehret haben; Der güldne Wucher ist sein heutger Lebenslauf. Doch war es nicht dieß Kraut, das damals ihn beschüßte, Es war die Männlichkeit in seinen Heldenblicken, Was ihr die Kraft und Lust, ihn zu verwandeln, nahm. * Moln. Siche ANGELI MARIAE RICCII Differtationes Ho $3 Ach! mericas (Florent. 1740.) T. III. Ach! ruft Ulysses aus, ach Circe! laß dich rühren, Die vorige Gestalt, die Sprache, die Vernunft. Göttinnen dürfen stets ihr ganzes Herz erklåren. Aus Mitleid, sagt sie ihm, werd ich dir nichts gewähren; Ich will es, daß sie dir, als Menschen, folgen sollen: Dein Löwe kömmt hieher! laß ihn den ersten seyn. Ulysses redt ihn an: Mein Wächter, mein Getreuer, Es endigt heute sich dein seltnes Abentheuer.. So bald du willst, bist du ein Mensch, wie wir. Der Löwe, der sogleich aus wildem Eifer schnaubte, Spricht, da er noch zu brüllen glaubte: So thōricht bin ich nicht; die Menschheit gönn ich dir. Ich bleibe, was ich bin. Nur so erweck ich Grauen, Durch meiner Zähne Raub und durch den Sieg der Klauen. Mir kömmt kein Feind unüberwindlich nah.. Sonst war ich dein Soldat: ein Kriegsknecht gilt nur wenig In jenem Walde bin ich König: Den reizt kein Bürgerstand in deinem Ithaca. Nun wird der Bår befragt: Willst du zum Menschen werden? Du warst der schönste Kerl an Bildung und Geberden: Nun sieht man fast nichts häßlicher, als dich.. Ich håßlich? brummt der Bår: Nein! schön, nach Art der Båren. Das könnte dir mein Schah erklären: Die liebt den Honig selbst nicht halb so sehr, als mich. Woher bist du so klug? Was macht, daß von Gestalten Dir jene widrig sind, und die dein Lob erhalten? So packe dich aus meinem Wege. Mit Lust geh ich zu Holz, und bleibe, was ich bin. Ulysses spricht zum Wolf: Wie viel ist dir entrissen! Die Hoffnung und das Recht, die Schäferinn zu küssen, Die nun das Schaf, das du verschlingst, beweint. Die Herden fliehen dich; sonst schüßtest du die Herden: Jhn hört der Wolf, und sagt: Wo giebt es Menschenfreunde ? Die Kunst, zu gleicher Zeit zu schmeicheln und zu hassen, Seit ich vom Hofe bin, fällt mir die Fatschheit schwer. Das Schaf, das ich, aus Trieb und aus Beruf, gefressen, Dann bin ich glücklicher; die Reye trifft nur euch. Stand, Ruhm, Unsterblichkeit reizt sie zu keinem Neide. Nicht weiser ist der Mensch: er wählt, was ihm gefällt. Und was gefällt uns denn ? Kann Wahrheit uns vergnügen? Onein! wir sind geneigt, uns selber zu betrügen, Empfindungen weicht unsrer Schlüsse Kraft. Vergnüget uns ein Recht, das aller Wohlfahrt stüket? Mas-unser Thun bestimmt, ist Wahn und Leidenschaft. Die Ameise und die Grille. Die ganze Sommerzeit, Da sich in aller Stille *Die Ameise ist sowohl nach dieser alten Fabel klug, (welche, Die $ 4 wie in der Bibliotheque Raisonnée, 1746. P. I. pag. 32. angezeigt wird, Die Grille singt voll Freude |