Sivut kuvina
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Du bist mein Meisterstück. Es sey die Erde dein!
Für dich sey sie so schön, so fruchtbar, so völl Schäße.
Versäume nicht, dich zu erfreun,

Weil ich zum Leben dir nur dreyßig Sommer sehe.
Fast wie beym ersten Blik, beym ersten Donnerschlag
Erschrack der Mensch, und sagt: O Zevs, dein Schöpfungstağ

Bereichert mich mit deinen besten Gaben;

Doch, soll mein Daseyn nur so wenig Jahre haben?
Das ist bejammernswerth! Dafern ich wählen mag,
So wähl ich mir zu meinem längern Leben,
Was Esel, Hund und Aff an ihrem aufgegeben.
Es sey! spricht Jupiter: doch dieß bleibt festgestellt:
Dein längres Alter soll, nach jenen dreyßig Jahren,
Auch jedes Thieres Stand erfahren,

Dem ich die Zeit erließ, die ist der Mensch erhält.

Ganz unveränderlich ist dieser Götterschluß.
Nur unsre Jugend ist der Sih der Fröhlichkeiten.
Wir spielen dreyßig Jahr, ohn Ernst und Ueberdruß,
Wir kennen nicht den Zwang der strengern Folgezeiten,
Und unser Leben ist Genuß.

Uns wollte Jupiter nur dieses Alter geben.

Ach hätte doch dieß Flehen nichts erreicht,

Und uns kein Wahn verführt, nach fernerm Ziel zu streben!
Kaum, daß der Menschen Lenz, die Zeit der Luft, verstreicht,
So überladen uns mit ungewohnten Bürden

Der Haus- und Ehestand, Geschäffte, Pflichten, Würden,
Bis daß der Thiere Herr dem trägsten Lastthier gleicht.
Der Funfzigjährige besitzt nur seine Güter,

Vermeidet den Gebrauch, entbehret, was er hat,
Häuft, rechnet, zählt, verschliesst, scheut Diebstahl und Verrath
Ist schlaflos, wie sein Hund, auch ein so scharfer Hüter.
Der ganz verlåhmte Greis, der kümmerlich sich regt,
Siht, wie der Halbmensch, an der Kette.

Noch glücklich, wenn er nicht auch dessen Schicksal hätte,
Daß Kind und Knecht und Magd ihn zu belachen pflegt.

Lilyffes

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Ulysses und seine Gefährten.

lysses und der Rest der ihm getreuen Scharen,

Die, vielen Helden gleich, nur selten glücklich waren, Verliessen kaum der Låstrigoner Land,

Als ihr Verhängniß sie zu einer Insel führte,

Mo Circe königlich regierte,

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Die mit Medeens Kunst Medeens Reiz verband.

Im Thal steht ihr Palast. Gekrümmt zu ihren Füßen,
Lässt sich ihr Löwe dort von ihrem Arm umschließen.
Ihr Wolf verlernt die würgende Gewalt.

Vier Tochter der Natur, der Wälder und der Quellen,
Und der ins Meer verströmten Wellen,
Bedienen Circen stets in jenem Aufenthalt.

Der Nymphen Göttinn singt. Die frohen Haine hallen,
Da Zephyrs Hauch und Scherz in ihren Haaren wallen,
Die uns Homer, der Haare Kenner, preift.

Sie labt Ulyssens Volk: es zecht mit sicherm Muthe,
Bis plöhlich ihre Zauberruthe

Dieß Volk zu Thieren schlägt, und ihre Kraft beweist.
Eurylochus entrinnt, und sagt, daß diese Thoren
Der Sängerinn gefolgt, und alle sich verloren.
Llys macht sich, sie zu entdecken, auf.

Da soll ihm nun Mercur ein Kraut * verehret haben;
Jht aber schenkt er reichre Gaben;

Der güldne Wucher ist sein heutger Lebenslauf.

Doch war es nicht dieß Kraut, das damals ihn beschüßte,
Noch sein entblößtes Schwert, womit er drohend blißte,
Als er nunmehr vor Circens Augen kam.

Es war die Männlichkeit in seinen Heldenblicken,
Und ihre Sehnsucht, ihr Entzücken,

Was ihr die Kraft und Lust, ihn zu verwandeln, nahm.
Er sah, und konnte das nicht ohne Zähren sehen,
Er sah, die er gesucht, als Thiere, vor sich stehen,
Doch unerkannt bey ihrer Wiederkunft.

* Moln. Siche ANGELI MARIAE RICCII Differtationes Ho

$3

Ach!

mericas (Florent. 1740.) T. III.
Diff, LIV.
p. 120. fqq.

Ach! ruft Ulysses aus, ach Circe! laß dich rühren,
Und gieb, aus Mitleid, diesen Thieren

Die vorige Gestalt, die Sprache, die Vernunft.

Göttinnen dürfen stets ihr ganzes Herz erklåren.

Aus Mitleid, sagt sie ihm, werd ich dir nichts gewähren;
Aus Liebe nur geh ich dein Bitten ein.

Ich will es, daß sie dir, als Menschen, folgen sollen:
Doch frage sie, ob sie auch wollen.

Dein Löwe kömmt hieher! laß ihn den ersten seyn.

Ulysses redt ihn an: Mein Wächter, mein Getreuer, Es endigt heute sich dein seltnes Abentheuer.. So bald du willst, bist du ein Mensch, wie wir. Der Löwe, der sogleich aus wildem Eifer schnaubte, Spricht, da er noch zu brüllen glaubte:

So thōricht bin ich nicht; die Menschheit gönn ich dir.

Ich bleibe, was ich bin. Nur so erweck ich Grauen, Durch meiner Zähne Raub und durch den Sieg der Klauen. Mir kömmt kein Feind unüberwindlich nah..

Sonst war ich dein Soldat: ein Kriegsknecht gilt nur wenig In jenem Walde bin ich König:

Den reizt kein Bürgerstand in deinem Ithaca.

Nun wird der Bår befragt: Willst du zum Menschen werden? Du warst der schönste Kerl an Bildung und Geberden: Nun sieht man fast nichts häßlicher, als dich..

Ich håßlich? brummt der Bår: Nein! schön, nach Art der Båren. Das könnte dir mein Schah erklären:

Die liebt den Honig selbst nicht halb so sehr, als mich.

Woher bist du so klug? Was macht, daß von Gestalten

Dir jene widrig sind, und die dein Lob erhalten?
Nur Vorurtheil, Gewohnheit, Eigensinn.
Gefall ich dir denn nicht, so meide dieß Gehege,

So packe dich aus meinem Wege.

Mit Lust geh ich zu Holz, und bleibe, was ich bin.

Ulysses spricht zum Wolf: Wie viel ist dir entrissen! Die Hoffnung und das Recht, die Schäferinn zu küssen, Die nun das Schaf, das du verschlingst, beweint.

Die Herden fliehen dich; sonst schüßtest du die Herden:
Doch, was du warst, das kannst du werden.
Bolan! Sey wiederum ein Mensch und Menschenfreund.

Jhn hört der Wolf, und sagt: Wo giebt es Menschenfreunde ?
Die Menschen selber sind der Menschen ärgste Feinde,
Und einer ist dem andern Wolf und Bår.

Die Kunst, zu gleicher Zeit zu schmeicheln und zu hassen,
Will ich euch Menschen überlassen:

Seit ich vom Hofe bin, fällt mir die Fatschheit schwer.

Das Schaf, das ich, aus Trieb und aus Beruf, gefressen,
Das hättest du wol selbst, doch zierlicher, gegessen.
Herr, mein Geschmack ist hier dem deinen gleich.
Soll ich, als Wolf, als Mensch, ja Räubereyen treiben;
So will ich stets ein Wolf verbleiben.

Dann bin ich glücklicher; die Reye trifft nur euch.
Laertens Sohn erforscht die übrigen Gefährten,
Und die erklären sich, wie jene sich erklärten.
Sie sind mit Luft den Thieren zugesellt.

Stand, Ruhm, Unsterblichkeit reizt sie zu keinem Neide.
Der freye Wald ist aller Freude.

Nicht weiser ist der Mensch: er wählt, was ihm gefällt.

Und was gefällt uns denn ? Kann Wahrheit uns vergnügen? Onein! wir sind geneigt, uns selber zu betrügen, Empfindungen weicht unsrer Schlüsse Kraft.

Vergnüget uns ein Recht, das aller Wohlfahrt stüket?
So lang es unsrer Absicht nüßet.

Mas-unser Thun bestimmt, ist Wahn und Leidenschaft.

Die Ameise und die Grille.
Es fang die heischre Grille

Die ganze Sommerzeit,

Da sich in aller Stille
Die Ameis auch erfreut.
Sie häuft der Zellen Fülle
Mit kluger Emsigkeit. *

*Die Ameise ist sowohl nach dieser alten Fabel klug, (welche,

Die

$ 4 wie in der Bibliotheque Raisonnée, 1746. P. I. pag. 32. angezeigt wird,

Die Grille singt voll Freude
Um Feld und Busch und Hain,
Und sammelt kein Getreide
Zum nächsten Winter ein.
Als endlich sich die Sonne
Umwölkt dem Schüßen naht,
Die Erde keine Wonne,
Und alles Mangel hat;
Da fühlt sie das Geschicke
Der darbenden Natur,
Und hoffet Trost und Glücke
Von ihrer Freundinn nur.
Sie sagt: O leiht mir Weizen,
Geliebte Nachbarinn.
Ihr werdet ja nicht geizen,
Ihr wißt, wie arm ich bin.

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