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Nasidien.

Mafidien, ein Herr von hohem Stande,

Ergrübeite fich täglich neue Pein,

Und hielt es sich für keine kleine Schande,
Den Bauern gleich, gesund und stark zu seyn.
Er klagte jüngst dem Leibarzt, dem er zollte,
Ihn quale stets, er wisse selbst nicht was;
Nur wiß er wohl, daß ihn nicht Hippocras,
Nicht Chocolad und Gallert heilen wollte.

Wie ist ihr Schlaf? hört man den Doctor fragen, Acht Stunden lang. Noch fehlt die Agrypnie.* Eie essen? Stark, ja bey kaum leerem Magen. Das nennen wir, auf griechisch, Bulimie. 2 Ach freylich ist der Menschen kurzes Leben Mit Noth beschwert, wie Avicenna spricht. Der Fraß! der Schlaf! allein sie sorgen nicht: In kurzer Zeit will ich schon beydes heben.

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Turpill.

urpill, der reiche Filz, gab einmal, doch im Traum, Ein königliches Mahl, und hatte funfzig Gäste. Aus Cypern war der Wein bey diesem Freudenseste. Der Schüsseln Menge fand nicht auf der Tafel Raum.

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Hora namque feptima tu moriturus es:

Zugleich

Philoxenumque fubjeciffe: Ad finem perducta mihi funt omnia,

O Medice, ac jamdudum recte difpofita:

Dithyrambos relinquo, Deorum virtute, in ætatem
Virilem adultos, ac coronatos omnes:

Hos Mufis coalumnis meis dedico:

Curatores illorum effe volo Bacchum, ac Venerem :
Teftamenti mei tabulæ id declarabunt: at quandoquidem
Timothei ac Niobes Charon mihi negotium exhibet,
Et transvehendus ad Lethes ut fretum accedam, inclamat,
Accerfitque Parca tenebricofa, cui mos gerendus est,
Ut cum eis rebus omnibus procurram ad inferos.
Quod Polypi reliquum eft, mihi vos date.
1 Die Schlaflosigkeit.
2 Die Freßkrankheit.

Zugleich sieht er sich selbst im besten Stußerkleide.
Wie krümmt und quålet sich der åchzende Turpill!
Ihn wecken Geiz und Angst. Gleich schwört er tausend Eide,
Daß er, so lang er lebt, nicht wieder träumen will.

Lysimachus und Philippides.

As zu hund Gluck befall,

Is Wiß zu Würden half, die Weisheit der Poeten

Und mancher König ohn Erröthen
Gedichte schrieb, und Dichter las,
Ward zu des Hofes Ehrenstufen
Philippides vom Lysimach berufen.

Nimm, sprach der Held, an meiner Länder Heil, An allem, was ich habe, Theil!

Philippides verseßt: So müßt ich mich bequemen,
An vielem, vielem Theil zu nehmen.

Doch was du mir bestimmst, verehr ich dankbarlich:
Nur mit Geheimnissen, Monarch, verschone mich.

Abdallah.

sbdallah, Hassans Sohn, der vor dem Großvizier, Wie vor dem Mahomet, sich bis zur Erde krümmte, Fleht um ein reiches Umt, das der dem Seraskier, Dem Bascha Bajazet, freundvetterlich bestimmte. Ihn hört der Großvizier, und sagt geschwinde: Nein. Er dankt. Wie? Dein Gesuch wird gänzlich abgeschlagen! Abdallah kniet, und spricht: Die Huld ist ungemein, Daß ich nicht harren darf, da sie mirs gleich versagen.*

Der måßige Eifer des Frontins.

rontin, der fast Aesop, an Wuchs und Bildung, glich, Sprang muthig in den Strom, und schwamm recht meisterlich. In:

*Nihil æque amarum, quam diu pendere. Aequiore quidamn animo ferunt præcidi fpem fuam, quam trahi. Plerisque autem hoc vitium eft, ambitione prava dif

ferendi promiffa, ne minor fit rogantium turba. Quales regia potentiæ miniftri funt, quos delectat fuperbiæ fuæ longum fpe&taculum: minusque fe judicant

poffe,

Indessen kömmt ein Dieb, bestielt den sichern Schwimmer,
Der nach der Taucherkunst mit Fluth und Wellen spielt.
Frontin vertieft, erhebt und wirbelt sich noch immer,.
Und rudert sich zurück, gereinigt und gekühlt.
Da sieht er bald, bestürzt, daß seine Kleider fehlen. :
Ein andrer håtte gleich den Dieb vermaledeyt;
Er aber sagte nur: Der Frevel geht doch weit.
Mir armen Pucklichten mein einzig Kleid zu stehlen?
Dem Schelm gebührt ein Fluch für seine Mauserey.
Doch darf der Teufel ihn darum nicht eben holen:
Nur wünsch ich, daß das Kleid, das er mir weggestohlen,
Ihm so gerecht, als mir, an Brust und Rücken, sey!

Melson.

jer Dollmetsch, welcher oft mehr Sprachen, als er wußte,
Vor seiner Königinn* sogleich erklåren mußte;

Der schlaue Melson fand durch seine Munterkeit
Den Rath, den nur der Wih verleiht.

Einst kömmt aus Indien ein schwarzer Abgesandter,
Erscheinet vor dem Thron, und fångt den Vortrag an,
Den er nicht überseßen kann;

Denn keine Sprache war dem Melson unbekannter.
Doch hilft die List ihm aus. Ihm winkt die Königinn.
Er nähert sich, und spricht: Dieß ist der Rede Sinn:

Großmächtigste, Dein Ruhm dringt bis in unsre Grånzen. Nur dich verehrt ein jeder Theil der Welt.

Wo sollte nicht, in Marmor aufgestellt,

Dein Bild und Lob den spåtsten Enkeln glånzen?
Es ist dir Brama hold. Zur Ehre schuf er Dich.
Dein Anblick, wie Dein Geist, ist mehr als königlich.

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Dieß hörte Tavernier, der sich im Saal befand.
Des Fremden Sprache war ihm ganz genau bekannt.
Er hatte, wie man weiß, von seinen vielen Reisen
Mehr, als ein Stammbuch, aufzuweisen.

Er sagte: Königinn, was Melson iko_spricht,
Das redte der Gesandte nicht.

Wer wird, sprach Melson drauf,den Mischmasch wissen wollen? Mir liegt die Pflicht der Ehrfurcht ob.

Die Königinn verdient das Lob:

Und hat ers nicht gesagt; so hätt ers sagen sollen.

Hobbes.

ie meisten hüten nur die Säße, die sie erben,
Wie einen todten Schak, den niemand größer macht.
Sie sammlen, was man meynt, und blåttern Tag und Nacht,
Bis sie, sich unbekannt und unentwickelt, sterben.
Ihr unfruchtbarer Wiß hat nichts hervorgebracht.
So ist ein Hobbes nicht erfahren.

Er irrt zwar oft, doch hat er selbst gedacht.
Des stolzen Britten Lehrer waren
Homer, Virgil, Thucydides, Euclid.

Die las er stets mit Wahl und Unterschied.
Er wåre, sagt er oft, wohl nie geschickt gewesen,
Die Dinge tiefer einzusehn,

Die Schulgelehrte halb verstehn,
Hått er so viel, wie sie, gelesen. t.

Lectio ejus pro tanto ætatis decurfu non magna; authores verfabat paucos, fed tamen optimos. Homerus, Virgilius, Thucydides, Euclides illi in deliciis erant. Ingentem librorum fupellectilem, qua fuperbiunt Bibliothecæ, non magnifecit, cum mortales plerumque pecorum ritu antecedentium infiftentes veftigiis, vix extra tritas calles & femitas ab ipfis, quorum tutelæ & regimini fubfunt, præftitutas evagari audeant; cum etiam qui omnem

Crispin

illam Scriptorum varietateın,qua artes & fcientiæ exultant, diligentius introfpiciat, ubique inveniet ejusdemn rei repetitiones infinitas, tractandi modis diver fas, inventione præoccupatas, ut omnia primo intuitu numerofa, facto examine pauca reperiantur. Quin & illud fæpe dicere folitus eft, quod, fi tantum libris incu buiffet, quantum alii e Literatis vulgo faciunt, eadem cum illis ignorantia laboraffet. Vita Thema Hobbes, p. 112.

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Crispin von Paß. *

in kleiner Eigensinn sey Künstlern gern verziehen!
Ich sehe mit Bedacht: ein kleiner Eigensinn;
Denn allen, die sich nicht um Kunst und Wiß bemühen,
Dem groben Theil der Welt, geh auch der größte hin!
Ein Künstler, welcher sich des Griffels Ruhm erworben,
Der einen Ridinger, und Schmidt, und Preißler ziert,
Entwarf nicht leicht das Bild der Fürsten, die verstorbent,
Noch der Gelehrten Bild, eh fie der Tod entführt.
Die meisten wußten nicht, die Ursach anzugeben,
Bis einst ich weiß nicht wer sie von ihm selbst erfuhr:
Der Fürsten achtet man nicht långer, als sie leben,
Und der Gelehrte gilt nach seinem Tode nur.

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