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Als nun die Stille zugenommen,
Da kommt, vielleicht von ungefehr,
Ein spielendes Delphinenheer,

Zu aller Trost, herbeygeschwommen.

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Dieß Thier pflegt Menschen gern zu dienen.

Selbst Plinius erzehlt es so.

An welchem Ort? ich weis nicht wo;

In dem Capitel von Delphinen.

Der Affe naht sich mit Entzücken.
Da nimmt ein solcher Menschenfreund,
Dem er ein Mensch, wie andre, scheint,
Ihn unverzüglich auf den Rücken.

Er freuet sich der stolzen Bürde.
Sein Reuter ziert sich auch so schön,
Daß, wer ihn nicht zu scharf besehn,
Ihn für Arion2 halten würde.

Der junge Herr wird fortgetragen,

Bis endlich sein Erretter ruht,
und höflich diese Frage thut,

Wie ihn der Sturm hieher verschlagen.

Sie sind ja von Athen gekommen?...

Ja freylich komm ich von Athen.
Mon Cher, da bin ich angesehn;
Hat er noch nichts von mir vernommen?

Burcard Waldis, in seinen 1565 gedruckten Esopus, Bl. 102. Bon dem sinnreichen Waldis sind nachzusehen des Hrn. Profeffor Gellerts Nachricht von alten deutschen Fabeln, vor dem ersten Theile seiner Fabeln und Erzeh lungen, und die, im Jahre 1753, herausgekommenen Briefe, nebst andern poetischen und prosaischent Stücken, S. 79 102. Die Geschichte des Arions wird ausführs

€ 5

Hat

lich beschrieben indes Hrn. LaR-
REY Hiftoire des VII Sages T. I.
p. 257-273. Das übrige samm-
len die Ausleger des achten Schä-
fergedichts des Virgil, zu den
Worten v. 55. 56.

Certent & cycnis ululæ: fit
Tityrus Orpheus,
Orpheus in fylvis, inter Del
phinas Arion.

Hat ihnen diese Stadt gefallen?
Er fragt? wem steht Athen nicht an?
Mein Vetter, der berühmte Mann,
Ist Archon3 dort, und gilt bey allen.

Mon Cher, wie werden die Verwandten
Um meine Rettung fröhlich seyn!
Wie wird sich mein Papa erfreun,

Ma Sœur, mon Frere, nebst den Tanten! . .

So ist auch (doch kaum brauchts der Frage)
Piraus ihnen wohl bekannt?

4

O der? Pirâus hat Verstand;
Wir sahen uns fast alle Tage.

Das hieß nun recht die Klugheit zeigen!
Kein Meister hat das Schloß erdacht,
Das rohe Mauler sprachlos macht.

wüßten Affen doch zu schweigen!

Er wird erkannt, und muß ertrinken.
Man wirft ihn in das Meer, und spricht:
Delphinen retten Affen nicht;

Fort; du magst schwimmen, oder sinken!

Das Hühnchen und der Diamant.

in verhungert Hühnchen fand

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Und verscharrt' ihn in den Sand.

Mögte doch, mich zu erfreun,
Sprach es, dieser schöne Stein
Nur ein Weizenkörnchen seyn!

3 Archon war der oberste Regent in Athen. Die Athenienser führeten diese Würde, nach dem Tode ihres lehten Königes, Codrus, ein.

Unglück

4 Pirdus oder Pirdeus ist der Haven, den Themistocles vor Athen anlegen, und durch Mau ern an die Stadt anhängen ließ.

Unglückselger Ueberfluß,

Wo der nöthigste Genuß

Unsern Schäßen fehlen muß!

Die Henne und der Smaragd.

es Glückes hämscher Eigensinn

Wirst viele Schätze dieser Erden
Unwürdigen Besißern hin,

Durch Reichthum lächerlich zu werden.
Wo finder beydes sich zugleich:
Geld und Verstand zu edlen Thaten?
Vielleicht im tausendjährgen Reich,
In Wahrheit nicht in unsern Staaten.

Aus eines Bischofs Schah verlor sich ein Smaragd,
In dem ein helles Grün mit reinen Farben spielte,
Den, wegen strahlenreicher Pracht,

Ein jeder, der ihn sah, für unvergleichlich hielte.
Dieß Kleinod fand ein weiblich Thier,

Das von dem leichten Volk, so sich in Federn kleidet,
Des Kammes kronengleiche Zier,

Die Wachsamkeit (die Phyllis nie beneider)
Und treue Dummheit unterscheidet;

Das blinde Gütigkeit von guten Männern borgt,
Und Junge fremder Art,* als seine Zucht, versorgt.
Was that die Henne hier? Sie fand.

Sie fand; und finden ist die Kunst von vielen Erben;
Doch beyder Fund wird übel angewandt ;

Denn jene scharrt den Stein in Sand,

Und diesen kann ihr Gut kein wahres Glück erwerben.

* Anferinis & anatinis ovis incubat Gallina. Vid. VANIERII Prædium rufticum, L. XII. p. m. 238. Siehe aber auch, was von einer Endte mithühnerfüssen und Spornen, die aus einer von einem

Die

Hahn getretenen Endte entstans den, vom fel. Reinbeck, in den philosophischen Gedanken über die unsterblichkeit der Seele, (Berlin 1739.) § CXXXII. p.266. gemeldet wird.

Die Fabel von dem Huhn und von dem Diamant
War mir und dir und tausenden bekannt.

Mein Freund! den Einwurf kannst du sparen.
Sie war bekannt vor tausend Jahren:

Ihr ändert nur mein Reim die äussere Gestalt;
Und keine Wahrheit wird zu alt.

Der Marder, der Fuchs und der Wolf.

in Marder fraß den Auerhahn;

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Den Marder würgt ein Fuchs; den Fuchs des WolfesZahn.

Mein Leser, diese drey bewähren,

Wie oft die Größern sich vom Blut der Kleinern nähren.

Der Adler, die Sau und die Kaße. Tyranninn! die du jung und alt

Mit unumschränkter Macht regierest!

Dich mit der weiblichen Gestalt

Der meisten Modelaster zierest,

Und bald des Stolzes, bald der List,
Auch oft der Einfalt Zuflucht bist,

Verläumdung! deren Mund die Wahrheit selbst betäubet,
Der Mund, den Zucht und Unschuld scheut;

Dir sey zum erstenmal ein Blatt von mir geweiht,
Das ist ein Meisterstück, das du vollführt, beschreibet!

Es hatt' auf einem hohen Baum

Der Vögel Königinn den Obersih genommen.
Die Kahe wählte sich der Eiche mittlern Raum.

Den untersten hatt' eine Sau bekommen.

Die hielten gute Nachbarschaft;

Durch Argwohn war noch nie die Eintracht unterbrochen; Doch endlich trennte sie der Bosheit Höllenkraft.

Die Kahe kam zum Adler hingekrochen,

Und

Und sprach: Hört! unsrer Kinder Tod,

Wo nicht der unsere, (doch, das zu unterscheiden,

Fällt Mutterherzen schwer ). scheint gar nicht zu vermeiden.
Ein guter Freund warnt in der Noth.

Seht, ach! ich bitte, seht! wie wühlt die wilde Sau!
Sie gråbt, und will den Baum ganz aus der Wurzel heben.
Trau, schaue rem; wie muß ich arme Frau

An unsern Kindern das erleben!

Ihr kennt nicht die Gefahr; mir aber, mir ist bange!
So bald die Eiche fällt, die schon beschädigt ist,
So seh ichs, wie die Sau die lieben Käßchen frißt,
Die ich verlaßnes Weib noch voller Furcht umfange.
Ich bin den Lügen gram; ich suche keinen Zwist;
Nein, ehrlich, ehrlich währet lange.

Nachdem sie das gesagt, und mit verstelltem Sinn
Den Argwohn gleich erweckt, auf den ihr Reden zielte,
So schlich die schlaue Frau stracks zu der Bache hin;
Die unten ihre Wochen hielte.

Ach! allerliebste Nachbarinn,

Euch ahuts wohl nimmermehr, warum ich traurig bin.
Die Kinder jammern mich, die eure Brüste saugen.
Man traue keinen Adleraugen!

Könnt ihr auch schweigen? Gebt doch Acht,

Wie über uns der böse Vogel wacht.

Ich weiß es nur zu wohl, er schärfet schon die 'Klauen,
Und raubet, wenn ihr euch aus eurem Lager macht,
Die schönen Kinderchen; doch alles im Vertrauen.
Nur sagt mir nicht hernach: Das hätt ich nicht gedacht!
Dick wiederholt sie oft, wünscht seufzend gute Nacht,
Und klettert in ihr Loch zurücke,

und freut sich der gelungnen Tücke.

Der Adler hütet stets das Nest,

Damit der Bache Zahn nicht seine Jungen spieße,
Wie gegentheils die Sau die Eiche nicht verläßt,
Damit der Adler nicht auf seine Ferkel schieße.
So groß nun beyder Mangel war;

So fürchteten sie doch der Ihrigen Gefahr,
Und da sie jederzeit in ihrer Wohnung bleiben,
Wo jedem Kost und Wasser fehlt;

So wurden auch, wie Phädrus uns erzehlt,

Sie

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