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Der schöne Kopf, an

Za, ja, es reizt auch mich das blühende Gesicht,
Auch ich empfinde selbst die Kraft von diesen Blicken.
Der Mund, das Auge kann entzücken,

Und wer verehrt den vollen Busen nicht,

Der alles das an Liebreiz übersteiget,

Was Paris je gesehn, und Venus je gezeiget?

Doch Phryne schwaht,u, scherzt. Mein erster Trieb wird kalt,
Ihr lächerlicher Wit, ihr unerträglich Scherzen
Verliert die schon gefangnen Herzen:

Ich merke kaum die täuschende Gestalt.
Es wird ihr Sieg befördert und gestöret,
So oft man sie erblickt, so oft man sie gehöret.

Mein Freund, dir ist gewiß Aesopus noch bekannt,
Der klügste Phrygter, der uns vom Fuchs erzehlet,
Daß er ein Bild, dem nichts gefehlet,

Den schönsten Kopf bey einem Künstler fand.
Er rief: Wie schön ist Auge, Mund und Stirne!
Bewundernswerther Kopf, ach hättest du Gehirne!*

Die Maske und das Gesicht.
Bey Hof, an einem Carnaval,

Sprach einst die Maske zum Gesichte;

Gieb Acht, wie ich hier überall

Jht deinen Ruhm und Stolz zernichte,
Und mancher, den du sonst entfernt,
Mir folgen und mir schmeicheln lernt.
D 2

Findet man aber Ursache, warum
ein so wisiges Thier, als der
Fuchs ist, von dem Rechte, unge:
hirnter Köpfe zu spotten, mehr,
als ein andres, ausgeschlossen seyn
follte? Nach der Meynung des
gelehrten Herrn Canonici Brei:
tingers will La Motte durch un

Bene:

autre nicht ein anderes Thier dem Fuchse hier vorziehen, sondern nur sagen, daß diese Materie sich besser für eine menschliche Fabel geschicket hatte; in welchem Sins ne er ihm mit Recht beypflichtet. S. den ersten Theil seiner critis schen Dichtkunst, S, 240, 241,

Venedig ist mein Vaterland;
Drum schüß ich Freyheit, List und Liebe.
Wer scheinet oder ist galant,

Durch den ich keinen Streich verübe?
Man lebt, man ehrt mich tausendfach,
Und spürt und tanzt und schleicht mir nach.
Ich lehr in diesem Federhut

Die kronenscheuen Männer krönen.
Ich schaffe stillen Wünschen Muth,
Dem Muthe Glück, dem Glücke Schönen.
Es können hier durch mich allein,

Die Ungestalten grausam seyn.

Ein wenig Prahlen steht dir frey:

War des Gesichtes Gegenrede.
Doch stimme meinem Vorzug bey,
Und schäme dich der kühnen Fehder
Weil dieß nur deine Schönheit ist,
Daß du mir oft so ähnlich bist.

Das Herz wird nur durch mich erkannt,
Durch mich, den Spiegel vom Gemüthe.
Mein hoher Ernst erweist Verstand,
Mein Lächeln zeugt von Treu und Güte.
Die Maske sprach: Mein stolz Gesicht!
Bielleicht wol sonst; bey Hofe nicht.

Der arme Kranke und der Tod.

in Greis, den Alter, Frost und Gram,

Und Sicht und Krampf und Hunger krümmten, Dem oft sein bittres Weh die Lust zum Leben nahm, Das Zeit und Schicksal ihm bestimmten,

1 Es erhellet folches aus den Worten des Macenas bey dem Seneca:

Debilem facito manu,
Debilem pede, coxa:
Tuber adftrue gibberum,
Lubricos quate dentes:
Vita dum fuperest, bene est.

Rief

Hanc nihi, vel acuta.
Si fedeam cruce, fuftine.
Man kann hierüber dasjenige
nachsehen, was I. H. Meibom zur
Erörterung dieser Stelle und zu
ihrer Vertheidigung anführet, im
Macen, C. XXIV. p. 151. S. auch
MON-

Rief voller Ungeduld und Noth:
Ach! komm doch bald, gewünschter Tod!
Der Tod erschien, die Qual zu heben;
Da fleht' er, aus verzagtem Sinn;
Freund, geht zu meinem Nachbar hin,
Und last mich armen Alten leben.

So weibisch ist der meisten Herz;
Auch brechend wünscht es kaum zu sterben.

Verfolgung, Drangsal, Schimpf, Noth, Armuth, Krankheit,
Schmerz,

Nichts wird dem Tode Gunst erwerben.

Ihn hält ein zärtlicher Mácen

Auch auf der Folter nicht so schön;*
Vielleicht starb Cato nicht gelassen.2

Oft scheuet der, den Krebs und Aussak frißt,
Der sein und andrer Scheusal ist,

Mehr als dieß alles, sein Erblassen.

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Der Berg und der Poet.

Götter, rettet! Menschen, flieht!

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Ein schwangrer Berg beginnt zu kreissen,
Und wird ist, eh man sichs versieht,
Mit Sand und Schollen um sich schmeissen.
Er brüllt, er kracht, und Thal und Feld
Sind durch gerechte Furcht entstellt.

MONTAGNE, L. II. c. 37. and BAYLE in den Nouvelles lettres de l'auteur de la Critique de l'Histoire du Calvinisme, T. II. Lett, XXII. § VIII.

2. La Fauffeté des Vertus humaines par Mr.L'ESPRIT,p.97.

D 3

Was

und La Motte in den Remarks upon the Death of Cato and the Book which he read before he killed himself in der History of the Works of the Learned, und die Bibliotheque Britannique T. XI. p. 381. fqq.

Was kann dem nahen Unfall wehren?
Es wird ein Wunderwerk geschehn:
Er muß mit Städten trächtig stehn,
Und bald ein neues Rom gebåhren.

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Suffenus schwißt und lärmt und schäumt:
Nichts kann den hohen Eifer zåhmen:
Er stampft, er knirscht; warum? er reimt,
Und will ist den Homer beschämen.
So seht sich Pythons Priesterinn
Halb rasend auf den Dreyfuß hin,
Und spürt in Hirn und Busen Wehen.
Was ist der stolzen Feder Frucht?
Was wirkt des Dichters Wirbelsucht?
Zum mindsten, glaub ich, Odysseen!

Allein, gebt Acht, was kömmt heraus?
Hier ein Sonnet, dort eine Maus.

Der Eremit und das Glück.

s lebt ein Eremit, der, eitlem Zwange feind,
Die Kunst der schlauen Wollust lernet,

Die keine Mühe kennt, vom Ekel weit entfernet,
Nach dem Genusse schöner scheint.

Verzeiht es mir, erhabne Musensöhne,

Für die schon unsre Pflicht den Lorbeerkranz bestellt;
Mein Held ist kein gelehrter Held;

Und er besaß auf dieser Welt

Nichts, als ein Buch, ein Glas, und eine Schöne.
Doch diese drey, ihn zu erfreun,

Sind, wie man sagt, nur selten ungelesen,
Unangefüllt, und ungeküßt gewesen.

Er lebet. Wie gar viel schließt dieses Wort nicht ein!
Ihr Weisen, saget mir, heißt leben mehr, als seyn?

Ihn hält ein Schieferdach vor Neid und Hohn verstecket.
Einst, als er unbesorgt bey seiner Phyllis saß,
Und so die Welt, wie ihn die Welt, vergaß,

Ward er um Mitternacht durch einen Lårm geschrecket.

Man

Man klopft an seine Thür. Er horcht. Wer ists? Das Glück.
Macht auf! ich bin es selbst. Ihr selbst? Wer darf es wagen,
Wer ist so groß, nur einen Augenblick

Dem Glück, und was ihm folgt, die Einkehr abzuschlagen?
Ihr zögert? macht uns auf! Der Eremite spricht:
Geht weiter, Freund, ich kenn euch nicht,

Die Herberg ist zu klein, zu schlecht, euch zu empfangen,

Ruhm, Ehre, Hoheit sind bey mir,

Erwiederte das Glück: sie kommen ist zu dir.
Das ist mir wahrlich leid; es ist kein Plak allhier,
Bewirthe doch zum mindsten das Verlangen.

Auch dieses wird, verseßt der Bidermann,
Hier diese Nacht kein Lager kriegen;
Man trifft ein einzig Bett hier an;
Und das gehöret dem Vergnügen.

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Ja und Nein.

in Barde hieß, aus frommer Pflicht,
Ein ganzes Heer von Sylben ringen.
Ich will nur zwo zur Sprache zwingen,
Weil doch in Fabeln alles spricht.
Es sind die, so ich reden lasse,
Machtwörter von der ersten Classe,
Die in der Welt was rechtes schreyn,
Die alten Feinde: Ja und Nein.

Es rüsten beyde sich zum Streit.
Sie wollen nun als Helden fechten,
Und nicht, wie kleine Hadrer, rechten.
Kurz: sie bestimmen Ort und Zeit.
Nein troht auf kriegerische Freunde;
Ja täuscht, verlockt, besticht die Feinde.
Nein pocht auf Fauftrecht und Gewalt;
Ja traut auf seinen Hinterhalt.

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