Romantische Heldengedichte. Luigi Pulci. Die, größtentheils fabelhaften, Erzählungen, welche Turpin, Erzbischof zu Rheims, in seine Historiam de Vita Caroli M. et Rolandi (S. Reuberi Scriptt. Rer. Germ. T. L p. 67.) zusammen getragen hatte, wurden eine fruchtbare Quelle für die italiänischen Dichter des funfzehnten und sechszehnten Jahrhunderts, und veranlassten die Entstehung der eigentlichen romantischen Epopse, die von den frühern versificirten Ritterromanen der Provenzaldichter und ihrer Nachahmer, an Stof und Ausführung, verschieden war. Vornehmlich wählte man die in jener Geschichte aufgeführ ten Ritter oder Paladine, den Roland, Rinaldo, Olivieri, Uggeri, u. a. m. zu handelnden Personen dieser Gedichte, und suchte in ihre Abentheuer immer mehr Auffallendes und Wunderbares zu legen. Die Bahn eröffnete Luigi Pulci, ein Florentiner, aus einem angesehenen Geschlechte, geb. 1432, gest. 1487. Sein Gedicht, Il Morgante Maggiore, bes steht aus acht und zwanzig Gesängen, in achtzeiligen Stan: zen. Roland ist der vornehmaste Held desselben, der durch eine Verråtherei des Gan von Maganza gezwungen wird, sich von dem Hofe Karls des Großen zu entfernen, und nun auf Abentheuer ausgeht. Er geråth unter andern an eine von drei Riesen beunruhigte Abtei; zwei derselben erlegt er; der dritte, Morgante, wird ein Christ, und durchirrt, in Roland's Gesellschaft, mehrere Länder, bis er bei Nonceval wieder zu seinen Landesleuten kommt, und daselbst stirbt. Unter den besten italidnischen Kunstrichtern ist es fireitig, ob Luigi Pulci Luigi Pulci., dieß Gedicht zur ernsthaften oder zur komischen Gattung ges håre; es ist aber eine Mischung aus beiden, worin jedoch Das Komische vorzüglich herrscht. Am auffallendsten ist die Mischung geistlicher und profaner Ideen und Gegenstånde. Die Schreibart ist rein und voller Naivetät; aber auch reich an frrüchwörtlichen florentinischen Nedensarten, die es uns übersehbar machen. Zur Probe lese man hier die Erzählung eines son Rsland mit einem Drachen und einem Niesen bes Fandenen Abentheuers. IL MORGANTE, Canto IV. St. 7 Era dinanzi Rinaldo a cavallo, E Ulivier più volte aveva detto, E'l leon par che con lui s'accapigli, Bajar Bajardo cominciò forte a nitrire E terminò di dargli al fin foccorfo, E adorando, fentiva una voce, Parve il lion di ciò fuffe indovino, Diffe Rinaldo: e' fia di Satanaffo 213 Cre Luigi Pulci. |