Ihr Löwen, brüllt zu seiner Ehr' im Hain! Singt ihm, ihr Vögel, singt! Seyd sein Altar, ihr Felsen, die er traf, Der Wiederhall lob' ihn! und die Natur Sing' ihm ein froh Concert! Und du, der Erden Herr, o Mensch, zerfleuß In Harmonieen ganz! Dich hat er, mehr als alles sonst, beglückt: Er gab dir einen Geist, Der durch den Bau des Ganzen dringt, und kennt Die Räder der Natur. Erheb' ihn hoch, zu deiner Seligkeit; Die niedern Neigungen und Laster fliehn, Die Sonne steige nie aus rother Flut, Daß du nicht deine Stimm' vereinigst mit Lob' ihn im Regen und in dürrer Zeit, Im Sonnenschein und Sturm! Wanns schneyt, wann Frost aus Wasser Brücken Und wann die Erde grünt. baut, In Ueberschwemmungen, in Krieg und Pest Trau' ihm, und sing' ihm Lob! Er sorgt für dich; denn er erschuf zum Glück Das menschliche Geschlecht. Und o! wie liebreich sorgt er auch für mich! Statt Gold und Ruhm giebt er Vermögen mir, die Wahrheit einzusehn, Und Freund' und Saitenspiel. Erhalte mir, o Herr! was du verliehst, Mehr brauch' ich nicht zum Glück. Durch heil'gen Schau'r will ich, ohnmächtig sonst, Dich preisen ewiglich! In finstern Wäldern will ich mich allein Mit dir beschäftigen, Und seufzen laut, und nach dem Himmel sehn, Der durch die Zweige blickt; Und irren an des Meers Gestad', und dich In jeder Woge sehn; Und hören dich im Sturm, bewundern in Auf Felsen soll mein taumelnd Auge durch Zerriß'ne Wolken sehn, Und suchen dich den Tag, bis mich die Nacht In heil'ge Träume wiegt. Cissides und Paches. Erster Gesang. Zwey Freunde sing' ich, die, von Ruhm entflammt, Sich muthig gegen ein gewaltig Heer Als Alerander starb, vor dessen Muth Der Orient gebebt, erkühnte sich Athen, gereizt durch niedern Eigennuß, Vom macedon'schen Reich Thessalien An sich zu reißen, und versammelte Gar bald ein zahlreich Heer. Leofthenes War Führer. Wie ein Strom, im frühen Lenz Von Regengüssen und geschmolznem Schnee Geschwollen, rauscht und aus den Ufern dringt, Die Flur zum Meere macht und Wohnungen Des Landmanns, Bäum' und Steine mit sich rollt, Daß Fels und Wald vom Aufruhr wiedertönt: So rauscht die wilde Schaar Athens daher, Antipater zog aus mit seiner Macht Und Paches gab darin nächst ihm Befehl, "Ihr Macedonier!" sprach Cisfides Zur kleinen Schaar, die von der Mauer schon Den fernen Feind mit Blicken tödtete: "Ihr Macedonier! zeigt jeßt, daß ihr "Es würdig wart, von Alexandern einst "Befehle zu empfahn. Sein Heldengeist "Sieht vom Olymp auf alles, was ihr thut. „Den, der fürs Vaterland den Tod_nicht scheut, "Erwartet sein Olymp und ew'ger Ruhm, "Wie ew'ge Schande jeden feigen Mann. „Die Menge nicht, nur Muth macht Heere stark, "Und rur durch ihn bezwangt ihr sonst die Welt. "Athen ist nicht die Welt. Es wird sich bald, "Bald neigen vor Antipatern und uns! "Durch uns geschwächt, erliegt Leofthenes, "Und durch Verlust von seinem halben Heer, «Erkauf' er unser Schloß! - wart, Denkt, was ihr "Ihr Macedonier! und seyd es noch! "Und fechtet noch auf Knieen, wenn ihr fallt!» So sprach er, und ein laut Gemurmel, wie Vor nahem Sturm im regen Meer entsteht, Durchlief die Schaar. Ein Krieger, der mit Blut Den Ganges färben half, dem edler Stolz Im offnen Angescht voll Narben saß, Erhub die Stimm', und sprach zu Cisfides: "Mistrauen hat das Heer, das dir gehorcht, "Noch nie verdient; doch deine Rede zeigt „Mißtraun und Sorgen an. Derselbe Geist "Der Tapferkeit beseelt uns noch, der uns "In Asien beseelte. Jeder denkt "In Nächten, die vor Ehrbegierd' erhißt, "Er oft durchwacht, an nichts, als seine Pflicht, Und seinen künft'gen Ruhm. Sein Leben hat "Ein Jeder gegen seines Landes Wohl "Und gegen seinen Ruhm verrechnet. Wird "Von Helden was geredt, horcht jeder auf, "Und glaubt, es geh' ihn an! Mehr Zuversicht! "Mehr Zuversicht zu uns, o Cissides! "Von Schande sprich uns nicht, von Feigheit nicht! "Bis auf den letzten Mann wird sich dein Volk Vertheidigen; und hat die Schickung mich "Zum leßten ausersehn, so fecht' ich noch, "Bis mit dem Blut mein Leben von mir fleußt." |