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hatte, sprach Gott, der Herr, zu ihm: „Im Schweiß deines Angesichtes sollst du dein Brod essen." Das heißt aber nicht: Du sollst vor lauter Essen schwigen, sondern: du sollst nicht essen, wenn du deine Speise nicht mit Müh und Arbeit verdient hast. Und der h. Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Thessalonicher am 3. Kapitel und 10. Vers: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen." Das heißt aber nicht: wer arbeiten möchte, aber nicht arbeiten kann, soll nicht essen, sondern wer arbeiten kann, aber nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen.

Ja, gleichwie alle Menschen essen wollen, so sollen auch alle Menschen arbeiten, wenn sie fönnen. Gleichwie uns Gott die Augen zum Sehen, die Ohren zum Hören, die Zunge zum Reden und die Füße zum Gehen, so hat er uns auch die Hände zur Arbeit gegeben. Pferde und Ochsen müssen schwere Lasten ziehen, um ihr Futter zu verdienen: soll nun der vernünftige Mensch im Müßiggang leben und sein Brod essen, ohne dieses auch durch eine, seinem Stande angemessene, Arbeit oder Bes schäftigung zu verdienen?

Wer gern und fleißig arbeitet, der verdient sich gewiß, was er braucht, um sich ehrlich in der Welt fortzubringen. Ja, er kann auch, wenn er sparsam ist, einen Kreuzer zurücklegen, und ist sicher vor Noth und Mangel. Der Arbeitsscheue aber leidet

oft Mangel und Noth, fällt andern Menschen zur Last oder sucht sich wohl gar auf eine unehrliche Art durchzuschlagen.

Das Wasser, das immer still steht, und sich nicht bewegt, wird stinkend und erzeugt Ungeziefer, der Acker, der nicht gepflügt wird, bringt Unkraut; das Eisen, das nicht gebraucht wird, rostet, und der Arbeitsscheue oder Müßiggänger wird lasterhaft. Darum sagt auch ein allbekanntes, aber wahres Sprichwort: Der Müßiggang ist aller Laster Anfang."

Und Allen, die arbeitsscheu müßiggehen, ruft das heutige Evangelium zu: „Was steht ihr den ganzen Tag müßig da?“ Wir sollen also gern und fleißig, arbeiten, ein Jeder in seinem Beruf und in seinem Stand, weil wir nicht nur als Menschen zur Arbeit erschaffen, sondern auch als Christen zur Arbeit be= rufen sind.

Christus ist in die Welt gekommen, nicht wie ein Herr, sondern wie ein Knecht. Der Sohn Gottes ist Mensch geworden, nicht um bedient zu werden, sondern um Andern zu dienen. So ist es also keine Schande, sondern eine Ehre, ein Knecht oder eine Magd zu sein, nachdem sich der Sohn Gottes selbst gewürdigt hat, zu dienen und zu arbeiten.

Wollt ihr wissen, wo und wie lang Jesus den Menschen gedient und gleichsam wie ein Dienstbot gearbeitet hat? Denkt nur zurück an das Evangelium

vom ersten Sonntag nach h. drei Könige, wo erzählt wird, daß er mit Maria und Joseph von Jerusalem nach Nazareth ging und ihnen dort unterthan war. Die ganze Zeit von seinem zwölften bis in sein dreißigstes Jahr war er seinen Eltern unterthan. Er diente seiner jungfräulichen Mutter und seinem Nährvater, der ein Zimmermann war, wie ich damals erzählt hab.

Er half seinen Eltern in der Stube und in der Werkstatt und bei andern Leuten arbeiten, und mit seiner Handarbeit das tägliche Brod gewinnen. Allen gemeinen und arbeitsamen Leuten zum Trost führte Jesus ein gemeines und arbeitsames Leben. Und lange Zeit kannten ihn die Leute nur als Zimmermannsohn oder als Zimmergesellen. Darum erstaunten seine Landsleute so sehr, als sie seine Predigten hörten und seine Wunder sahen, und darum sagten fie zu einander: „Das ist ja der Zimmermannsohn aus unsrem Ort, wir kennen ihn ja, er hat sein Lebtag nichts gethan als gezimmert." Aber Jesus war kein fauler, kein langsamer Zimmermann; das kann sich Jeder leicht denken, weil Jesus gewiß selbst ge= than hat, was er Andern lehrte; er lehrte aber, daß der arbeitsame Mensch gern und fleißig arbeiten soll.

Darum wollen wir auch als Christen die Arbeit lieben und Alle, ein Jeder nach seinem Stand und Beruf, unsere Arbeiten und Geschäfte gern

und fleißig verrichten. Laßt uns also gute getreue Arbeiter werden für diese Zeit und für die Ewigfeit. Amen.

Frühlehre auf den Sonntag Sexagefima.

Der Bauernstand ist ein ehrenwerther Stand.

„Ein Sämann ging aus, seinen Samen zu säen." Luc. 8, 5.

Jesus, unser lieber Herr und Heiland, hat seine wichtigsten Lehren allemal auch in einer Gleichnißrede vorgetragen, wie gleich auch im heutigen Evangelium, in welchem er das Wort Gottes mit einem Samen und die Herzen der Menschen mit dem verschiednen Erdreich vergleicht, und zeigt uns dadurch so recht augenscheinlich, warum das Wort Gottes nicht bei allen Menschen eine gleiche Wirkung macht.

Diese schöne Gleichnißrede unsres heutigen Evangeliums ist aber ganz vom Landleben, vom Ackerbau, vom Bauernstand, hergenommen, und es muß euch freuen, meine christlichen Bauersleute! daß Jesus euren Stand so geehrt hat. Ja, der Bauernstand ist wahrlich ein ehrenwerther Stand. Dieß soll euch aber nicht stolz machen und zur Verachtung andrer

Stände verleiten, so wenig als euch Andre verachten sollen. Dieses werde ich nun in meinem heutigen Vortrag zeigen. Ich sage also:

1. Der Bauernstand ist ein ehrenwerther Stand. 2. Dieß soll euch aber nicht stolz machen und zur Verachtung andrer Stände verleiten.

3. Aber auch andre Stände sollen den Bauern= stand nicht verachten.

Ich fange sogleich an im allerheiligsten Namen Jesu, der selber den Bauernstand stets geehrt hat.

1.

Der Bauernstand ist ein ehrenwerther Stand; denn er ist der älteste Stand in der Welt. Kein Stand ist so alt wie der Bauernstand. Nicht ein Kaiser oder König, sondern Gott selbst hat diesen Stand eingesezt. Dieß sagt die h. Schrift im 1. B. Mos. 2, 15. mit folgenden Worten: „Gott hat den ersten Menschen in das Paradies, in einen schönen Garten, ge= segt, damit er diesen anbaue und bearbeite." Auch die ältesten zwei Söhne unsers Stammvaters waren Bauersleute. Kain, des Adams erster Sohn, war ein Ackersmann, und Abel, des Adams zweiter Sohn, war ein Schafhirt. Auch sogar die Patriarchen: Abraham, Isaak und Jacob waren Bauern; denn fie bauten das Feld, pflanzten Bäume und trieben

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