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Evangelium und die Welt, der Sohn Gottes und die Menschen, Christus und die meisten Christen! Das Evangelium preist die Armen, die Dürftigen, die Bedrängten, die Verachteten, die wegen Christus Verfolgten, glücklich: die Welt dagegen nennt und hält sie für unglücklich. Der Sohn Gottes lehrt, daß man die Reichthümer, die Wollüste und die Ehren verachten müsse, daß in demselben keine Glückseligkeit zu suchen sei; und was sagen die Menschen dazu? Sie schäzen Nichts höher, suchen Nichts bes gieriger, machen auf Nichts mehr Rechnung alg wie sie reich werden, ein bequemes vergnügtes Leben führen, wie sie sich Menschenlob und Achtung verschaffen können. Christus erkennt und entdeckt in den Reichthümern, Vergnügungen und Ehren, eine große Gefahr, sein Heil und die ewige Selig= feit zu verlieren; und weil die meisten Reichen, die meisten bequem und vergnügt Lebenden, die meisten nach Ehre Geizenden dieser Gefahr unterliegen und zu Grunde gehen: so droht ihnen Jesus feierlich mit Wehe.

Wir aber, meine Christen! die Meisten erkennen in diesem Allen keine Gefahr. Die Reichen sehen. die Reichthümer nicht für stechende Dornen an, sondern für liebliche Rosen, und lieben sie einzig. Die Fröhlichen und Genußsüchtigen in der Welt ärgern sich, wenn man ihr reichliches Leben und ihre eitlen

Freuden nicht gutheißt. Die Ehrgeizigen glauben troz all ihres Ehrgeizes und Hochmuths Nichts an fich zu haben, was an einem Christen fehlerhaft wäre. Dagegen Diejenigen, welche arm, bedrängt und verachtet sind, halten sich für unglücklich, obschon sie Christus selig preist. Sie glauben es aber nicht, sondern sie würden sich nur dann für glücklich halten, wenn sie ein bequemes vergnügtes Leben führen könnten, wenn fie sähen, daß Andre ihnen dienen, daß sie von Andern geachtet und geehrt würden.

„Sie waren gekommen, um ihn zu hören,“ sagt - der Evangelist Lucas. Aber wie wenig wird diese Lehre Christi in der Welt gehört! Wie wenig und von wie Wenigen wird diesem himmlischen und göttlichen Lehrer geglaubt! Wie verschieden ist das Leben der meisten Christen von dieser Lehre Christi! Die Meisten denken anders, reden anders, und widersprechen dieser göttlichen Lehre mit Wort und That. Die ganze Welt, Wenige ausgenommen, sagt der h. Johannes 1. Br. 2, 16., liegt im Argen; denn nach seiner Beschreibung ist in der Welt Nichts als Augenlust, Fleischeslust und Hoffart des Lebens. Wer möchte glauben, wenn er sieht, daß die Meisten Nichts mehr scheuen, und durch alle auch unerlaubte Mittel nichts besser fliehen als die Armuth, dagegen Nichts mehr suchen mit Recht und Unrecht, mit

Uebertretung göttlicher und menschlicher Geseze, durch Ungerechtigkeiten und Betrügereien, als Gold! Welcher Heide oder Jude möchte glauben, daß solche Menschen Schüler jenes Lehrmeisters seien, der ge= sagt hat: „Selig sind die Armen; wehe euch, ihr Reichen!" - der so oft den Geiz verdammte? Wenn ein Jude sähe, daß die Christen betrügerischer, ungerechter, geiziger und habsüchtiger seien, als selbst die Juden; wenn er sähe, daß die Christen Tag und Nacht nichts Anders suchten als Scherze, Ergöglichkeiten, Vergnügungen, Spiele und Tänze, daß ihr ganzes Leben einer immerwährenden Faschingsbelustigung gleiche: wer möchte glauben, daß diese Menschen Nachfolger Desjenigen seien, welcher sagte: „Wehe euch, die ihr jezt lacht, denn ihr werdet weinen!" Wer möchte glauben, wenn er die meisten Menschen bei Zufügung der geringsten Unbild ihrer nicht mehr mächtig, bei jeder Verachtung im höchsten Grad ungeduldig, voll Klagen und Rachsucht sieht: wer möchte glauben, daß diese Menschen Schüler Desjenigen seien, welcher sagte: „Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen," welcher sagte: „Wehe euch, wenn euch die Menschen loben."

Gestehen wir es nun selbst, meine Christen! wie die Sache steht. Wenn Christus gerade das Gegentheil gelehrt hätte, z. B. daß man die Armuth

fliehen, der Verachtung und den Schmerzen ausweichen solle; wenn er gelehrt hätte, daß man die Reichthümer suchen, nach Ehren trachten, und den Vergnügungen nachjagen solle: könnte wohl der größte Theil anders leben, als er wirklich lebt? Könnte er mehr den Mangel an zeitlichen Gütern fliehen und davor erschrecken, als wenn Christus gesagt hätte: Unglückselig die Armen! Wehe euch ihr Armen! Selig ihr Reichen!" Könnte man die Bequemlichkeiten, Vergnügungen und Ergöglichkeiten mit größrer Begierde aufsuchen, als wenn Christus gesagt hätte: „Selig seid ihr, die ihr jegt lacht! Wehe euch, die ihr jezt weint! Unglückselig, die jegt trauern!" Könnten die Menschen wohl ehrgeiziger, stolzer und hochmüthiger sein, als wenn Christus gelehrt hätte: „Man muß eher nach Ehren streben als sie fliehen, eher die Verachtung fliehen als sie suchen." Aber es bleibt eine ewige Wahrheit: „Selig sind die Armen, selig sind die Weinenden, selig find die Verfolgung leiden.“ Dieß hat Christus gelehrt, dieß lehren seine Diener noch; und die Wahrheit des Herrn bleibt ewig.

Laßt uns nun von den Juden und Heiden lernen, was uns noch zu thun übrig bleibt. Diese waren zu Christus gekommen, um ihn zu hören. Hören wir also und erfüllen wir im Werke, was Christus ges predigt hat: so werden wir selig werden. Amen.

Frühlehre auf den dritten Sonntag
in der Faßten.

Einwendungen gegen die Anhörung des göttlichen Wortes.

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Selig sind, die Gottes Wort hören, und es beobachten.“ Luc. 11, 28.

Als einstens der Heiland nach der Erzählung unseres heutigen Evangeliums, vor einer großen Menge Volts eine so schöne Predigt hielt, daß sich Alle darüber wunderten, rief ein Weib mitten unter dem Volke aus: Selig ist der Leib, der dich getragen hat, und selig sind die Brüste, die du gesogen hast!" „Ia freilich," sagte Jesus hierauf,

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selig sind die, welche das Wort Gottes hören und dasselbe bewahren." Also find Alle selig, die das Wort Gottes anhören? Es kommt darauf an, wie fie es anhören. Alle hören das Wort Gottes an, aber nicht Alle sind deßwegen selig, weil sie es nicht als Wort Gottes anhören und auch nicht in ihrem Herzen behalten, wie ich heute in einer kurzen Abhandlung zeigen werde. Hört mich!

Es gibt viele Christen, welche an dem Wort Gottes, welches die Seelsorger vortragen, allerlei Ausstellungen machen, und also dasselbe nicht als

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