TOM XLI. N.o 3 DIE MIRIDEN DER ÄTHIOPISCHEN REGION I MIRINA, CYLAPINA, BRYOCORINA VON B. POPPIUS MIT EINER TAFEL UND 11 TEXTFIGUREN. HELSINGFORS 1912 DRUCKEREI DER FINNISCHEN LITTERATUR-GESELLSCHAFT. Die Kenntnis der Miridenfauna der aethiopischen Region ist nicht gross gewesen. Wenn wir Australien mit Inseln ausnehmen, ist wohl dieses Gebiet in eben genannter Hinsicht am lückenhaftesten bekannt gewesen. Dass die Fauna jedoch an Miriden nicht besonders arın ist beweist schon der Umstand, dass jeder Beitrag, ob auch oft ganz klein, immer neue und interessante Arten hervorbringt. Lange Zeit waren nur gang einzelne Arten von Afrika bekannt. BUCHANAN-WHITE teilte ein Verzeichniss von S:t Helena mit, das nur wenige Arten enthielt. Noch schlimmer war die Kenntnis vom afrikanischen Kontinente. Nur einige Arten wurden von WALLENGREN, STÅL, WALKER, LETHIERRY, KARSCH und HAGLUND aufgeführt. Erst durch die Arbeiten REUTER'S wurden aus verschiedenen Gegenden Afrika's zahlreiche Arten und Gattungen bekannt. Auch DISTANT hat mehrere eigenthümliche Miriden aus dem Caplande beschrieben und in letzter Zeit habe auch ich teils einzelne Gattungen, teils auch die interessante und reiche Ausbeute, die Prof. Y. SJÖSTEDT von seiner Kilimandjaro-Reise mitbrachte, bearbeitet. In der jetzt vorliegenden Arbeit bin ich in Gelegenheit gewesen, ein grosses und reichhaltiges Material durchzugehen. Dasselbe stammt aus den verschiedensten Gegenden des afrikanischen Festlandes. Nur aus den südlichen Teilen ist menig Material vorgelegen. Die Sammlungen, die zu meiner Verfügung gestanden sind, stammen aus den Museen zu Berlin, Budapest, Genua und Paris und auch ausserdem ein kleitneres Material aus dem Helsingfors'er Museum und von D:r H. SCHOUTEDEN in Bruxelles. Besonders reich ist das Beliner Material gewesen, nicht nur an Arten, sondern auch an Individuen, wodurch die Variationserscheinungen z. T. mehr eingehend untersucht werden konnten. Ausser der hier aufgeführten Arten sind mir noch andere vorgelegen, die z. T. neue Gattungen repräsentieren, die Exemplare aber sind im schlechtem Zustande gewesen, wodurch eine Beschreibung derselben unmöglich gevesen ist. Von den hier bearbeiteten Unterfamilien Mirina, Cylapina und Bryocorina waren früher aus der aethiopischen Region 42 Gattungen mit zusammen 140 Arten bekannt. Ich kann jetzt hier etwa 20 neue Gattungen mit 110 neuen Arten hinzufügen, wodurch bis jetzt im ganzen aus der genannten Region 68 Gattungen mit 250 Arten der eben erwähnten Unterfamilien bekannt sind. Jedoch ist unsere Kenntnis der aethiopischen Mirinen, Bryocorinen. und Cylapinen bei weitem nicht genügend untersucht. Fast mehr müssen wir bedeutende Zusätze erwarten, dies um so mehr, da, wie es scheint, in einigen Gegenden, besonders in den westlichen Teilen des Festlandes, nicht wenige eigenthümliche endemische Formen vorkommen. Eine nähere Besprechung der Verbreitung der Gattungen und Arten werde ich später geben, wenn das ganze Material, d. h. die anderen Unterfamilien, bearbetet worden ist. Bemerkung. Da die resp. deskriptiven Verfasser bei der Beschreibung der Dimensionen (Länge, Breite und Dicke) der einzelnen Körperteile oft von sehr verschiedenartigen Gesichtspunkten ausgehen und deshalb sich auch verschiedenartig ausdrücken, finde ich es nötig hier diese Frage näher zu berühren, besonders da ich selbst in vorliegender Arbeit diesbezüglich nicht konsequent verfahren habe und es mir sehr angelegen ist, dass meine Beschreibungen kein Missverständņis veranlassen. Das einzig richtige Verfahren bei Messung von zwei zu vergleichenden Körperteilen ist wohl den Körperteil als Masstab zu verwenden, mit welchem die Vergleichung stattfindet; es giebt indessen aber auch Verfasser, die anders verfahren. Jener Regel bin ich auch fast immer bei Vergleichung z. B. der Fühlerglieder mit ein ander oder von der Stirnbreite mit dem Durchmesser des Auges gefolgt. Wenn z. B. Glied I sich zum Glied II wie 2:3 verhält, wird entweder Glied I als 1/3 kürzer als II oder auch Glied II als die Hälfte (dimidio) oder halbandertmal (sesqui) länger als I bezeichnet. Die beiden letzteren Ausdrucksweisen, die gleichbedeutend sind, sind beide in dem Text verwendet. Wenn Glied I sich zum Glied II wie 2: 4 verhält, wird jene als die Hälfte kürzer 1) als diese oder diese als doppelt länger als jene bezeichnet. Wenn Glied I sich zum Glied II wie 2: 5 verhält, wird jene als 3/5 kürzer als diese oder auch diese als 21/2 länger als jene bezeichnet, u. s. w. Was die Beschreibung der Dimensionen des Vorderrückens betrifft, habe ich leider in vorliegender Arbeit selbst nicht immer richtig verfahren, indem ich meistens den Hinterrand als Masseinheit genommen habe, da ich die Breite desselben mit der Länge der Scheibe oder der Breite des Vorderrandes verglichen habe und also nicht den Körperteil, mit welchem die Vergleichung stattgefunden hat, als Masstab angewendet habe. Wenn ich z. B. den Hinterrand als 1, länger als die Länge der Scheibe beschreibe, ist damit zu verstehen, dass der Hinterrand mit einem drittel seiner Länge die Länge der Scheibe überragt. Richtig ausgedrückt, das heisst nach den oben angegebenen Regeln, ist der Hinterrand halbandertmal so lang wie die Länge der Scheibe. 1) Einige Verfasser wenden in diesem Falle die Bezeichnung „doppelt kürzer“ an, welche Benennung als entschieden sprachlich unrichtig, ich überall vermieden habe. Noch unrichtiger ist es, wie wenigstens ein Verfasser, der glücklicherweise nur wenige Hemipteren beschrieben, gemacht hat, zwischen den Benennungen „doppelt kürzer“ und „die Hälfte kürzer" in der Weise zu unterscheiden, dass z. B einen Körperteil, der sich zu einem anderen wie 2:4 verhält, als „doppelt kürzer", einen anderen der sich als 2:3 verhält, als „die Hälfte kürzer" zu bezeichnen. In letzterem Falle ist der Körperteil I natürlich '/, kürzer als II! |