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sei geseßmåßiger als des Königs Hinrichtung, und sich rühmten, allen Völkern ein Beispiel gegeben zu haben, wie sie ihre Freiheit begründen sollten.-Der König (sprachen diese Månner) ist gleich jedem Anderen den Geseßen unterworfen, und für den Fall, daß er sie willkürlich übertritt, muß es Mittel geben, ihn im Zaume zu halten, oder zu strafen. Da nun Karl neue Bürgschaften zur Aufrechthaltung der Freiheit eigensinnig zurückwies, veranlaßte er selbst seinen untergang. Wenn man aber das eingeschlagene Rechtsverfahren verwirft, bleibt zwischen der englischen und einer schlechthin despotischen Verfassung gar kein wahrer Unterschied.

Dieser Schlußfolge läßt sich Allgemeines und Besonderes entgegenstellen. Nur auf dem Standpunkte oberflächlicher Betrachtung steht der König mit jedem Unterthan ganz auf derselben Linie; die tiefere Forschung ergiebt, daß sowie die Erbmonarchie vor der scheinbar bessern Wahlmonarchie den Vorzug verdient, so auch ein geheiligter, unverleglicher Monarch (sacrosanctus) für das Erhalten der allgemeinen Ordnung und Geseßlichkeit heilsamer dasteht und einwirkt, als einer, der in die Kreise gewöhnlicher Verantwortlichkeit hinabzusteigen gezwungen wird. Denn jedes Gericht dieser Art schließt eine so tiefe und allgemeine Spaltung der öffentlichen Verhåltnisse, eine solche Vernichtung des gesunden Zustandes, einen solchen Umschwung aller Macht und Gewalt in sich, daß der Staat dann jedesmal in Ruinen zerfållt, und aus Bürgerkriegen sich erst wieder emporarbeiten muß. So wie Tyrannen die mißgedeutete Lehre von dem göttlichen Rechte zur Beschönigung arger Willkür geltend gemacht haben; so beruft man sich umgekehrt in solchen Zeiten auf die Lehre von der Volkssouverainetåt, das heißt zulegt auf die Gewalt, welche aber in der Regel keineswegs von dem ganzen Volke, sondern nur von Wenigen, und meist im Widerspruch mit den wahren Wünschen und dem wahren Heile des Volkes geübt wird. Karl ist ein schlagendes Beispiel für die Wahrheit dieser Behauptung.

Es gab kein Geseß, wonach man ihn als König oder Privatmann

zur Untersuchung ziehen, vielweniger mit dem Tode bestrafen durfte; es standen Gericht und Verurtheilung in grellem Widerspruch selbst mit der Lehre von den unbedingt höchsten Rechten des Volkes und den früheren Grundsågen der Independenten; es war eine schreiende' Unwahrheit, daß Karl alle Bürgschaften künftiger Freiheit zurückgewiesen, den Krieg ohne Veranlassung begonnen, die Verfassung umgestoßen, und in dem vom Parlamente ausgesprochenen Sinne jemals Tyrannie geübt habe.

Andererseits folgt aus diesen begründeten Einwendungen und Vorwürfen nicht die unbedingte Rechtfertigung des Königs. Erst das höchste Unglück reinigte ihn von seinen Irrthümern und Vorurtheilen, und er verscherzte um derentwegen Liebe und Vertrauen, sein Glück und das Glück des Staates. Man hat ihn einen Mårtyrer genannt; auch bezeugt sein Schicksal, wohin, trog löblicher Eigenschaften und edeler Absichten, Könige und Völker hingerathen können: aber er ist kein Blutzeuge für neue, verkannte oder unantastbare Wahrheiten und Grundsäße. Was er in Staat und Kirche für das allein Richtige und Ewige hielt, hat sich nicht als solches bewährt, und indem er fast ausschließend in der Vergangenheit das Geseß für die Gegenwart suchte und erblickte, erscheint er an diesem Wendepunkte der Zeit mehr als ein beklagenswerthes Opfer, denn als ein begeisterndes Vorbild für künftige Geschlechter.

11.-Cajus Julius Cåsar.

Wir sind auf den Mann gekommen, welcher in vierzehn Jahren das ganze, von streitbaren Völkern stark bewohnte Gallien, und zweimal Spanien unterwarf, Deutschland und Britannien betrat, mit einem Heer Italien siegreich durchzog, die Macht Pompejus des Großen stürzte, Aegypten zum Gehorsam brachte, den Sohn Mithridats, Pharnaces, sah und schlug, in Afrika den großen Namen Catons und die Waffen des Juba besiegte, fünfzig Atrocious.

Schlachten lieferte, worin eilfhundert zwei und neunzigtausend Mann geblieben sein sollen, bei dem Allen1 nach Cicero der größte Redner, für Geschichtschreiber ein unübertroffenes Muster, gelehrt auch über Grammatik und Auspicien schrieb, und große Plane der Geseßgebung und Ausbreitung des Reichs bei beschleunigtem Tod wenigstens in Andenken ließ. So wahr ist's, daß den Menschen die Zeit nicht fehlt, sondern der Wille, sie zu benußen. Cåsar hatte nicht jene scheinbare Erhabenheit kalter Menschen über Leidenschaften, wofür sie keinen Sinn haben; er kannte ihre Macht, genoß der Lust, und wurde nicht ihr Sklav. Im Krieg zeigte sich keine Schwierigkeit, deren Gegenmittel ihm nicht eingefallen wåre, keine Kriegslist, welche er nicht vermittelst unerwarteter Wendungen zu vereiteln gewußt hätte. Seine Kriegsmarimen waren einfach und entscheidend; zu den Soldaten redete er zuversichtlich über die Gründe seiner Hoffnung zu siegen. Ueberhaupt giebt Cicero seinen Reden das Zeugniß, daß sie einem aus reiner Quelle silberhell fließenden Bach zu vergleichen waren; daß, wenn Gåsar sie schmücken wollte, er unverbesserliche Gemälde in dem besten Lichte darstellte; daß der Charakter des Ausdrucks, der Stimme, der Action edel und von sachwalterischen Künsten entfernt gewesen sei." So bezeichnet er in seinem Geschichtbuch jeden Gegenstand mit dem angemessensten Ausdruck; die seltenen Betrachtungen sind in seiner großen Manier, und hin und wieder Züge unbeleidigender Ironie; er schrieb dieses Werk schnell, und (wie Quintilianus mit Recht urtheilt), in gleichem Geist, womit er gestritten." Seine Soldaten nannte er „, Kriegsgesellen ;” die Tapfersten pries er öffentlich; in Gefahren erinnerte er sie deren,2 die sie mit ihm vorhin glücklich bestanden; seiner Liebe für sie; deren die er von ihnen erwarte, die sie ihm so oft bewiesen ; seiner Sorgfalt, womit er den Erfolg nun gesichert habe. In der That waren sie ihm so ergeben, daß in einem wichtigen Fall der statt

With all that. 2 Of those-understand: dangers. 3 Of that-understand: affection.

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seiner Commandirende nichts Stärkeres zu sagen wußte, als ,,Soldaten, stellt euch vor,1 Cåsar sehe euch." Die zehnte Legion hatte er im Anfang seiner Thaten besonders gewonnen: als ein großes deutsches Heer unter dem Fürsten Ariovist einige Furcht unter den Römern verbreitete, hielt er jene meisterhafte Rede, worin er ihnen bemerkte, wie ungebührlich er finde, daß sie über die Art und Kunst ihrer Feinde sich Sorgen machten, die nur ihm zukommen, und am Ende bezeugte, daß wenn Alle ihn verließen, er allein an der Spiße seiner zehnten Legion, auf die er traue, den Feind angreifen werde." Die Legion dankte, daß er ihre Gesinnungen so richtig beurtheilt ; sie bezeugte ihm ewig ergeben zu sein ; die Offiziere der übrigen Legionen wußten nicht genug ihren Schmerz auszudrücken, daß Cåsar einen Augenblick an ihnen habe zweifeln können; worauf der Wetteifer den Feind besiegte. Ein andermal da er sein Heer unruhig fand, bediente er sich seiner Zuversicht: Es ist wahr, Juba zieht wider uns; er hat zehn Legionen, dreihundert Elephanten, dreißigtausend Pferde, hunderttausend leicht Bewaffnete; aber der Erste, der sich hierüber bekümmert, den überlasse ich in einem elenden Kahn dem Spiel der Wellen des Meers." Einen Soldatenaufruhr stillte er mit Einem Wort, als er anstatt „Kriegsgesellen" sie bloß „Bürger (Quirites)" nannte. Dieser seinen Planen Alles aufopfernde Mann, sobald er gesiegt, war die Güte selbst; gleichviel ob nach dem Hang seiner Natur, oder weil er den edeln Sinn hatte, die größte Klugheit hierin zu erkennen.

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12. Hermann von Salza.

Als nach des leßten Meisters Tod die Brüder des Ordens zur Wahl eines neuen Hauptes zusammentraten, fiel einmüthig die Stimine der berufenen Ritter auf den tapferen und edeln Ordensbruder Hermann von Salza, seines Stammes aus Thüringen, wc das Geschlecht der Edlen von Salza, reich begütert und hochgeachtet, Imagine.

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schon seit langen Zeiten gewohnt, und von da aus sich weit verzweigt hatte. Als kriegsluftiger Jüngling, den die Sehnsucht nach dem heiligen Lande und das Verlangen nach ritterlichem Ruhme in Kämpfen gegen die Ungläubigen vom heimischen Boden hinwegtriev, war er wohl' schon mit dem Landgrafen Hermann von Thüringen im Jahre 1196 nach dem Morgenlande gezogen, und bald darauf in den Deutschen Orden getreten. Durch seine Tapferkeit soll er sich nachher, doch nach unverbürgten Nachrichten, die Würde des Ordensmarschalls erworben haben.

Da ahnete keiner, welche große und glückliche Zeit für den Deutschen Orden mit dem Tage begann, an welchem dieser jugendliche, ritterliche Held zum obersten Meister der Deutschen Brüder erkoren ward. Seine Tapferkeit im Kampfe, sein reiner, adeliger Sinn, die Achtung und Liebe seiner Ordensbrüder, und die gewissenhafte Strenge in Erfüllung seiner Ordenspflichten hatten ihn bis dahin emporgehoben, wo er als Haupt des Ordens nun stand, und wo er stehen mußte, um der Fülle seines Geistes durch ein vielthåtiges und hochstrebendes Leben in seinem Kreise zu genügen. Und gewiß war dieser Geist durch seine Zeit mit yeweckt worden. Es war eine große Zeit, in welcher Hermanr dastand, die Zeit, in welcher Kaiser und Könige, Fürsten und Ritter, der Dichtkunst durch ihre Gunst und Liebe, wie nicht minder durch ihre eigenen Schöpfunaen und Werke huldigten, in welcher Kaiser Heinrich der Sechste, Friederich der Zweite, Manfred Conradin und andere aus königlichem Geblüte als Dichter glänzten, in welcher die Fürstenhöfe minder durch eitlen Prunk und Tand, als durch die Liebe zur Dichtkunst und zum Gesange dem Volke vorstrahlten, und in allen Gauen des Vaterlandes das Deutsche Lied die Seele erweckte, erwärmte und zu Thaten hinriß. Und Hermann von Salza war in einem Lande geboren, wo seit alten Zeiten und bis auf diesen Tag in Wald und Thal Gesang und Klang ertönte. Schon damals übertrafen in der Liebe zum Gesange 'Perhaps.

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