Sivut kuvina
PDF
ePub

wenige Fürstenhöfe den der Landgrafen von Thüringen, an welchem die berühmten Wettgesånge erklangen, wo man den Dichterkrieg auf der Wartburg vernahm, wo mit der Dichtkunst sich der Rittergeist vermählte, wo fort und fort sich eine Menge Deutscher Edelknaben zusammenfand, um feine Sitte und Ritterdienst zu erlernen, wo Deutscher Gesang und Deutscher ritterlicher Sinn den Geist edler Deutscher Jünglinge durchdrang und emporhob, und wo die Feier großer Thaten im Munde der Sånger auch die Lust und den Durst nach großen Thaten im Leben in der jugendlichen Brust erweckte.

In dieser Zeit und in solchen Umgebungen in dem sangreichen Thüringen war Hermann von Salza gebildet und aufgewachsen. Keiner vermag zu sagen, welche Wirkungen in Hermanns jugendlichem Geiste die Anklånge der Ruhmgesånge auf ritterliche Könige,' Fürsten und Helden, welchen Einfluß das Zusammensein mit den ersten Rittern seines Landes an des Landgrafen feingesittetem Hofe auf seine Bildung, und welche Unregung die Nähe gefeierter Helden und Sieger beim Turniere und im Ritterspiele, die man zur Zeit in Thüringen hielt, auf seinen Charakter, auf sein Wollen und Streben gehabt haben mögen:—vielleicht aber daher besonders in Hermanns Geist der ritterliche Edelmuth, die adelige Größe in That und Gesinnung, die reine ritterliche Sittlichkeit, die Hoheit der Gedanken und aller seiner Bestrebungen, der jugendliche Feuereifer im Edlen und Erhabenen, und doch daneben das feste und månnliche Verharren in seinen Entwürfen, die stille Bedächtigkeit in seinen Planen, die ruhige Entschlossenheit in Gefahr, die kluge Mäßigkeit im Glücke, die große Kunst, die Menschen leicht für seine Zwecke und Bestrebungen zu gewinnen, seine reiche Erfahrung und ungemeine Gewandtheit in dem Weltleben, und die Geschmeidigkeit im Benehmen, durch welche er sich den Kaiser, den Papst und die Fürsten zu vertrauensvollen Freunden gewann.

1 The sounds of songs praising chivalrous kings.

So steht Hermann schon in den ersten Jahren seines Meisteramtes da, und so geht er durch sein ganzes Leben.

13. Fürst Blücher von Wahlstadt.

Blücher war von großer, schlanker Gestalt, von wohlgebildeten, starken Gliedern. Das Alter weniger als Krankheitsleiden gaben ihm zuleht eine vorwärtsgebeugte Haltung. Doch sein Haupt erhob sich in aller Schönheit, welche das Alter, das so viele nimmt, noch verleiht. Ein herrlicher Schädel, nur noch spårlich bedeckt von grauen Haaren, eine prächtige Stirn, eine starke, gekrümmte Nase, scharfe, heftig rollende und doch im Grunde sanftblickende, hellblaue Augen, dunkel gerdthete Wangen, ein feiner, aber vom starken herabhångenden Schnurrbart fast überschatteter Mund, ein wohlgeformtes starkes Kinn, alles dies stimmte zu einem tüchtigen Menschenantlig überein, dessen ausgearbeitete Züge sogleich einen bedeutenden Charakter erkennen ließen. Sein ganzes Ansehen trug das Gepråge eines Kriegshelden, eines gebietenden wie eines vollstreckenden. Muth und Kühnheit leuchteten aus seinem ganzen Wesen hervor, von dem Ausdruck eines tiefen inneren Gleichmuths, einer persönlichen Unbekümmertheit begleitet, die ihm auch wirklich unter allen Umstånden eigen blieben. Seine Sprache war rauh und dumpf, wegen Mangels der Zähne etwas lispelnd, im Zorne überaus hart, in gewöhnlicher Rede mild und traulich. Seine Eigenthümlichkeit hat der Verfasser der Feldzüge des schlesischen Heeres in folgenden Worten treffend aufgezeichnet: Mit einem scharfen durchdringenden Verstande war er ohne alle wissenschaftliche Ausbildung geblieben, allein in dem Umgange mit Menschen sich leicht in jedes Verhältniß findend, in jedem mit Festigkeit auftretend und mit großem Takt sich bewegend, erwarb ihm seine unerschöpfliche Heiterkeit und anspruchslose, gutmüthige Haltung überall Freunde. Er verspottete nie das Wissen, aber er überschåßte es auch nie. Er sprach chne Rückhalt über die Vernachlässigung seiner Erziehung,

[ocr errors]

aber er wußte auch recht gut, was er ohne diese Ausbildung leisten konnte. Seine Unerschrockenheit in gefährlichen Lagen, sein_Ausdauern im Unglück und sein bei allen Schwierigkeiten wachsender Muth gründeten sich auf das Bewußtsein seiner körperlichen Kraft, die er in früheren Feldzügen im Handgemenge oft geübt hatte. So war es bei ihm nach und nach zur Ueberzeugung geworden, daß es keine militairische Verlegenheit gebe, aus welcher man sich nicht am Ende durch einen Kampf Mann gegen Mann herausziehen könne. Von einem Offizier, der nicht diese Ansicht theilte, hatte er keine große Meinung. Tapferkeit mußte nach seiner Ansicht den militairischen Ruf geben, und daß der Tapfere ihn verliere, schien ihm unmöglich. \ Nie trat bei ihm auch nur die leiseste Besorgniß ein, daß ein Rückzug oder eine verlorne Schlacht ihm den seinigen nehmen könnte. So war der Wunsch, große Heere zu befehligen, ihm völlig fremd; er seßte sih als Feldmarschall eben so gut vor eine Schwadron, als vor ein ganzes Heer. Den Offizieren seiner Umgebung schenkte er sein Zutrauen nur, wenn er sie für unternehmend hielt, dann aber, und wenn sie dies Zutrauen einmal hatten, war es unbedingt. Er ließ sich ihre Entwürfe zu Mårschen, Stellungen und Schlachten vorlegen, faßte alles schnell auf, und hatte er sie gebilligt, und die Disposition unterschrieben, so nahm er keinen fremden Rath an, und keine geäußerten Besorgnisse machten den geringsten Eindruck auf ihn. Er führte eine fremde Idee, welche er gutgeheißen! hatte, ganz wie seine eigne aus. Es ist dagegen nicht zu läugnen, daß er in Folge seines Temperaments in allen Schlachten zu lebhaft, zu unruhig war. Wenn die Truppen ihre Befehle hatten, so konnte er die Ausführung kaum erwarten, und alle Bewegungen schienen ihm zu langsam. Es war nicht rathsam, ihm den Entwurf zu einer Schlacht vorzulegen, deren Dauer auf den ganzen Tag und die Entscheidung auf den Abend berechnet war. verlangte schnellere Entscheidung. Die Reiterei war seine Lieb

Sein Charakter

Approved.

lingswaffe. Er begünstigte sie zwar nie auf Rechnung der übrigen, allein eine Schlacht, in welcher die Reiterei nicht entschieden hatte, schien ihm für sie ein Vorwurf zu sein, und er erwähnte ihrer nicht gern. Dies wird es erklåren, warum er von dem Gefecht bei Hainau, welches doch nicht zu den entscheidenden Kriegsbegebenheiten gehörte, lieber sprach, als von seinen großen Schlachten.“.. Seine Kriegsführung zeigt überall denselben Charakter des Eifers und der Kühnheit; sein Heer ist immer angestrengt, sehr oft in allzu großen Fernen vertheilt, zum Angriff und zur Vertheidigung zu weit auseinander; er selbst wird häufig überfallen. Aber sein unaufhaltsamer Muth und raftloser Drang eilen über alle Fehler hinweg, überbieten alle Berechnungen; für sich allein, oder verbunden mit andern Feldherren, mit eignen oder mit fremden Truppen, selbstständig oder von hdherem Befehl abhängig, immer dringt er entschlossen auf den Feind, keine politische wie keine persönliche Gefahr kennend, und durch keinen Gedanken an Verantwortung in den kühnsten Wagnissen jemals gehemmt.

Von seinem Gleichmuth in Gefechten, von seiner Todesverachtung, werden viele Züge erzählt. Im größten Kugelregen bei Ligny rauchte er gelassen seine Pfeife, die er an der brennenden Lunte des nächsten Kanoniers angezündet hatte. In welche Gefahren er oft blindlings hineinsprengte, ist schon bei mehreren Gelegenheiten bemerkt worden. So hatten seine Umgebungen immer alle Mühe, ihn von der persönlichen Theilnahme an einzelnen Angriffen zurückzuhalten; besonders wenn ein Gefecht ungünstig ausfiel, dann wollte er zulegt immer persönlich mit Reiterei alles wieder umlenken, und indem er etwa sagte: „Ich werde sie gleich mal' anders fassen,“ oder: „Na, ich will schon machen, laßt mich nur erst unter sie kommen," sah er sich eifrigst nach der nächsten Reiterei um, rief die Anführer herbei, denen er das meiste zutraute, und war oft kaum zu verhindern, seinen für das Ganze vielleicht schon zwecklosen, für die Truppen aber selbst im Gelingen A provincialism, meaning: forsooth.

verderblichen Anschlag auszuführen. Diese unerschrockenheit und dieser Gleichmuth bedurften nicht der Spannung, die das Schlachtfeld in der Seele zuweilen erst erweckt. Aus dem Schlaf auf

gerüttelt, um die Meldung zu vernehmen, daß Napoleon eine neue, so unerwartete als kühne Bewegung ausführe, antwortete Blücher gåynend: „Da kann er die schönsten Schmiere' kriegen !// gab einige für den Fall nöthige Befehle, und drehte sich gelassen auf die andere Seite zum Weiterschlafen. Durch solche Art zu sein und die Dinge zu nehmen hatte Blücher eine unwiderstehliche Wirkung auf das Volk; der gemeine Mann war ihm überall, wo er sich zeigte, sogleich zugethan; selbst in Frankreich fühlte das Volk eine Art Vorliebe für ihn, die sich freilich, sobald es auf Worte ankam, oft nur in der vorzugsweisen Anfeindung, die gleichwohl den tieferen Antheil in sich faßte, zu erkennen gab. Ihm war insbesondere die Gabe eigen, mit den Soldaten umzugehen, sie zu ermuntern, zu befeuern ;3 mit dem Schlage weniger Worte, wie sie der Augenblick ihm eingab, durchzuckte er die rohesten Gemüther.

Eben so glücklich trafen oft seine Scherzworte, z. B. wenn er einem Bataillon Pommern, welches beim Eindringen in Frankreich überaus brav gethan, aber auch sehr gelitten hatte, und in ernster, fast düstrer Haltung einherzog, vertröstend zurief:,,Nun, Kinder, sollt ihr auch so lang in Frankreich bleiben, bis ihr Alle französch könnt // Das ganze Bataillon war augenblicklich in gute Laune verseßt. Mit seinen Offizieren ging er eben so vertraulich, ja ganz kammeradschaftlich um.

Ein solch geselliges Zusammensein mit Kriegskammeraden und andern guten Leuten, die lebten und leben ließen, allenfalls ein Spiel mitmachten, einem Glase Wein Bescheid thaten, und mancherlei erzählen und anhören konnten, war immer sein bestes Vergnügen. Er liebte besonders den Champagner, und kurz vor den Schlachten 3 To stimulate.

1

1 Vulg. blows.

2 To sleep on.
Can, i. e. understand.

« EdellinenJatka »