Sivut kuvina
PDF
ePub

Stärkung gereicht, weil man bemerkt hat, daß sie weichlich werden und leichter ermüden, wenn sie diesen Leckerbissen kurz vor dem Antritt einer Reise erhalten. Ihr gewöhnlichstes Futter sind verschimmelte und an der Luft getrocknete Fische, ein Schmaus, bei welchem sie sich selten anders als mit blutendem Maule såttigen können, weil Gråten und Zähne den größten Theil desselben ausmachen. Für diese Hårte aber råchen sie sich auch durch ihre erstaunliche Gefråßigkeit, die keinen Gegenstand verschont, dessen sie habhaft werden können. Mit diebischer List steigen sie die Leitern hinauf in die luftigen Vorrathskammern ihrer tyrannischen Herren; mit unnatürlichem Heißhunger fressen sie Riemen und Lederwerk an, wo sie es finden; und so weit geht ihre Entartung, daß selten ein Kamtschadale den unedlern Bedürfnissen der Natur gehorsamen kann, ohne sich mit einem Prügel zu bewaffnen, weil jedesmal eine hungrige Heerde bereit ist, sich in dem Streit um die ekelhafteste Nahrung bis auf das Blut zu zerfleischen.

Aber nicht bloß in ihrer Gefråßigkeit, sondern in der ganzen Eigenthümlichkeit der thierischen Sitten zeigt sich diese Entartung. Statt der Wachsamkeit, Treue und Anhänglichkeit, die der Hund überall seinem Ernåhrer zeigt, haben die kamtschatkischen Hunde den Karakter heimtückischer Sklaven angenommen. Scheu und unfreundlich meiden sie ihren Herrn, unbekümmert um die Sicherheit seines Eigenthums, das sie gegen keinen Unbekannten zu vertheidigen wagen. Furchtsam und traurig schleichen sie einzeln umher, und blicken beständig aus Mißtrauen um sich. Mit List und Betrug muß man sie vor die Schlitten zu spannen suchen: während dies geschieht, strecken sie såmmtlich die Köpfe empor, und erheben ein wehmüthiges Geschrei; sobald aber die Fahrt beginnt, verstummen sie plößlich, und dann scheinen sie durch hundert tückische Streiche wetteifernd die Geduld ihres Führers ermüden, oder sein Leben in Gefahr bringen zu wollen. Wenn sie an eine gefährliche Stelle kommen, verdoppeln sie ihre Schnelligkeit im Laufen; und um nicht von einem steilen Berge hinuntergestürzt, oder in einen Fluß

I

geworfen zu werden, sieht man sich gewöhnlich gezwungen, ihnen den Schlitten zu überlassen, den man selten anders als zerbrochen, und erst beim nächsten Dorfe wieder findet, wenn es ihnen nicht gelungen ist, sich gänzlich in Freiheit zu seßen.

Doch so entartet auch die Hunde auf Kamtschatka sind, so fehlt es ihnen dennoch nicht an Eigenschaften, wodurch sie den Menschen mit ihrem guten Willen nüßlich werden können. Außer dem Vortheil, daß man mit diesen leichten Geschöpfen in den unwegsamsten Gebirgen und über den tiefsten Schnee fortkommen kann, sind sie auch treffliche Wegweiser, die in der größten Dunkelheit und beim fürchterlichsten Schneegestöber das Ziel der Fahrt zu finden wissen. Wird der Sturm so heftig, daß man liegen bleiben muß, wie dies nicht selten geschieht, so legen sich die Hunde neben ihren Herrn, und erhalten durch ihre natürliche Wärme sein Leben. Auch geben sie die sicherste Anzeige von bevorstehenden Stürmen, indem sie Höhlen in den Schnee graben, und sich darin zu verbergen suchen. Durch diese und viele andere gute Eigenschaften erseßen die kamtschatkischen Hunde bei weitem den Nachtheil, den ihre Unarten stiften, und welche Ursache sonst, als die hartherzige Tyrannei der Menschen, trägt die Schuld dieser Entartung? So groß ihre Tücke sein mag, so kommt sie doch dem kalten Eigennuk und der Undankbarkeit noch nicht gleich, die diese herabgewürdigten und zur hårtesten Knechtschaft gemißbrauchten Thiere von den Menschen erdulden. Kaum hat der kamtschatkische Hund durch das Uebermaß seiner physischen Leiden das frühe Alter erreicht, so fodert ihm sein unerbittlicher Herr das Lezte ab, was er noch herzugeben vermag-seine Haut; und eben der hart behandelte Sklave, der seinem Tyrannen, während eines kurzen und mühseligen Lebens, so oft seine thierische Wärme mitgetheilt hatte, leistet ihm seinen Dienst nach dem Tode auf eine ähnliche Weise.

5. Die Skieläufer.

Skie nennen die Skandinavier ihre Schneeschuhe, die man von gleicher Form nicht allein bei den Lappen, sondern auch bei den nördlichen Russen, Mongolen und Nordamerikanern findet. Es sind ziemlich dünne Bretter, drei bis vier Zoll breit, und drei, vier bis fünf Fuß lang, vorn und hinten aufwärts gebogen, in der Mitte gerade, und unten åußerst glatt, die untere Fläche zuweilen mit Seehundfell bekleidet. Die glatten Haare liegen dann rückwårts. Diese Schneeschuhe werden durch Weidenzweige an die Füße befestigt. Oft ist der eine kürzer, damit man bei dem Hinanlaufen der Berge' einen bessern Halt gewinnt. In der Hand hålt der Skieläufer einen Stab, um damit durch Fortstoßen2 seinen Lauf zu beschleunigen. Diese Schneeschuhe tragen den Norweger über die Schneeflächen mit einer großen Schnelligkeit, die bis ins Unglaubliche gesteigert wird, wenn er die oft sehr schroffen Abhånge hinabläuft. Wer nicht von Kindheit an sich geübt hat, wird nicht im Stande sein, sich im Gleichgewichte zu erhalten, wenn er mit Pfeilschnelle von Gebirgshöhen in die Thåler hinabeilt, oder wenn er genöthigt ist, einen kühnen Sprung über eine Felsenkluft zu wagen. Die norwegischen Jünglinge, selbst aus den höhern Stånden, wenn sie nicht in den größern Städten durch die Erziehung verzårtelt sind, sehen einen Stolz darein, als gewandte und kühne Skieläufer zu erscheinen. In den Kriegen zwischen den beiden Nachbarvölkern sah man Kompagnien von eingeübten Skielåufern, in den sonst für jede kriegerische Unternehmung unzugänglichen Gebirgen, gegen einander fechten. Noch jest dienen diese als leichte Truppen. Die norwegische Uniform ist roth, die schwedische blau, und um auf ihren oft sehr gewagten Ausflügen zu täuschen, war in frühern Zeiten das rothe Kleid des norwegischen Skieläufers blau, das blaue Kleid des schwedischen roth gefüttert, so daß mit umgekehrten Röcken der Schwede für einen Norweger, der Norweger * Propelling.

1 In running up hill.

für einen Schweden, wenigstens aus der Ferne gelten konnte. In den Grenzgegenden von Norwegen hört man oft mancherlei abenteuerliche Erzählungen von den Streifzügen dieser Truppen. Eine solche, die ich in meiner Jugend oft erzählen hörte, will ich dem Leser mittheilen.

Ein Trupp schwedischer Skieläufer hatte die Absicht, ein norwegisches Grenzstädtchen nächtlich zu überfallen. Sie suchten den Weg über die unwirthbarsten Gebirge, und zwangen einen Bauer als Wegweiser zu dienen. Dieser schritt, eine Laterne tragend, rustig vor den schwedischen Skieläufern her, die ihm in der finstern Nacht über Berg und Thal folgten. Er führte sie über eine maldige Bergebene, deren dunkle Tannen einen finstern Schatten auf den Schnee warfen. Der Führer war nicht zu erkennen, nur seine Laterne sah man, eilen. Die Skieläufer eilten nach. Aber der Führer, mit der Gegend wohl bekannt, erreichte eine Stelle, wo eine lothrechte Bergmand nach einem fürchterlichen Schlunde sich hinabstürzte. Hier warf er die Laterne in einer schrågen Richtung in den Schlund hinab, und schlüpfte schnell und unbemerkt zwischen die Bäume. Die Schweden sehen die Laterne, eilen in unaufhaltsamem Laufe dem Scheine nach, und stürzen zerschmettert in den Schlund hinab.

wie im Fluge, über die Fläche

6. Die Schneelavinen.

Während die beiden Månner so mit ångstlicher Begierde die unheimliche Gestalt betrachteten, die fortdauernd, einer Bildsåule åhnlich, in die Tiefe hinabstarrte, sprach) Siegmund mit bebender Stimme: siehst du-die Bäume da oben scheinen sich zu bewegen! —Peter sah hin—ein ganzer Wald, dicht unter den Füßen der furchtbaren Gestalt, schien langsam fortzurücken.-Der Berg stürzt herunter! rief Siegmund mit Entseßen. Festgewurzelt standen beide da, den starren Blick auf die ungeheuren Massen gerichtet, welche sich in Bewegung seßten. Es waren nicht nur die mächtigen

Baumgruppen, die unterwårts fortschritten, auch die niedrigen Alpensträucher, die da anfangen, wo die Båume aufhören, deren Wuchs immer zwergartiger1 wird, je höher sie steigen, bewegten sich zugleich mit dem Walde; ja man sah, wie eine gewaltige, kahle Felsenmasse, in der größten Höhe, da wo der ewige Schnee am obern Rande der Thalwand anfångt, fortrückte, während Schneelavinen über die herabgleitenden Felsen in den Abgrund stürzten. Noch stand der råthselhafte Fremde fest, ruhig hineinblickend in die entsegliche Zerstörung, die ihm den unvermeidlichen Untergang zu drohen schien. Ein tiefes, dumpfes Geräusch, hohl, wie aus dem Innersten des Gebirges heraustönend, ließ sich vernehmen, begleitet von einer innern, schnellen, zitternden Bewegung des Thales, die sich dem Körper der erschrockenen Beobachter wie ein leiser Krampf mittheilte.

Dieses verhängnißvolle Vorspiel dauerte nur wenige Sekunden. Jest stürmten die Bäume mit einer Schnelle, die sich kaum wahrnehmen ließ, immer rascher herunter, die kahlen Felsenmassen schienen ihnen nachzueilen, die Gipfel neigten sich in widerwärtiger, schaudererregender Verwirrung gegen einander—und immer ge= waltiger, immer dröhnender wuchs das tiefe, dumpfe Geräusch zu einem furchtbaren Getöse heran. Es war eine grauenhafte Mischung der vielfältigsten Töne—ein schreiender Schall, der aus der Luft herabzuklingen schien, ein Rollen wie aus den tiefsten Abgründen, ein Aufschlagen, Dröhnen, Schmettern,—der heftigste Donner würde neben diesem Getdse kaum vernommen worden sein, während die Bäume übereinander stürzten, die ungeheure Felsenmasse in entseglicher Eile sich fortwälzte, mächtige Felsenblöcke, zersplittert, zertrümmert, wie Bomben in großen Bogen herumflogen, und das ganze grauenvolle Schauspiel der Zerstörung sich in dichte, undurchdringliche Staubwolken verbarg. Das Thal bebte bis in die weiteste Ferne, als wollte es sich gåhnend öffnen— die Sinne der betäubten Zuschauer vergingen. Mitten in dem More dwarfish.

« EdellinenJatka »