Sivut kuvina
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im Stande sein möchte, in einer Mischung von Seide, Sammt, Gold und Silber, alles durch einander gewirkt. Die Möbeln bestanden fast ganz entweder aus alter, außerordentlich reicher Vergoldung, geschnigtem braunen Nuß- und Eichenholz, oder jenen alten französischen mit Messing ausgelegten Schränken und Commoden, deren eigener Name mir eben nicht beifållt. Auch waren viele herrliche Exemplare von Mosaik, wie von ausgelegten kostbaren Hölzern vorhanden. Ein Kaminschirm mit schwerem goldnen Rahmen bestand aus einem einzigen so klaren Glase, daß es völlig mit der Luft zusammenfloß. Ein solcher Schirm hat das Angenehme, daß man, am Kamin sigend, das Feuer sieht, ohne es sengend am Gesicht zu fühlen. In dem einen Zimmer steht ein Staatsbett, von der Königinn Anna einer Gråfinn von Warwick geschenkt, noch immer wohl erhalten, von rothem Sammt mit grûn und blauer Seide gestickt. Die Kunstschåge sind unzählbar, und die Gemålde, unter denen sich auch nicht ein mittelmåßiges befand, sondern die fast alle von den größten Meistern sind, haben überdem zum Theil ein ganz besonderes Familien-Interesse, da sehr viele Portråts der Ahnen sich darunter befinden, von der Hand Titians, Vandyks und Rubens gemalt. Der größte Schaß, und zwar ein unschågbarer, ist eins der bezauberndsten Bilder Raphaels, die schöne Johanna von Arragonien (eine nicht genau historisch auszumittelnde Person), von der es, seltsam genug, vier Bilder giebt, alle höchst vortrefflich, und die alle für das åchte Original ausgegeben werden, drei davon jedoch ohne Zweifel Copien sein müssen, dem Vorbilde aber so gut wie gleich geworden sind. Das eine ist in Paris, das andere in Rom, das dritte in Wien, das vierte hier. Ich kenne sie alle vier, und muß unbedingt dem hiesigen den Vorzug geben.

Ehe ich von dem prachtvollen Warwick schied, bestieg ich noch den höchsten der beiden Thürme, und genoß dort eine schöne und reiche Aussicht nach allen Seiten hin bei ziemlich hellem Wetter. Weit entzückender als dieses Panorama war aber der lange

Spaziergang in den Gårten, die das Schloß von zwei Seiten umgeben, und in ruhiger Größe dem Charakter desselben ganz angemessen sind. Die Höhe und Schönheit der Bäume, wie die Ueppigkeit des Pflanzenwuchses und des Rasens, kann nirgends übertroffen werden, während eine Menge riesenmåßiger Cedern und die sich jeden Augenblick neu gestaltenden Ansichten der majeståtischen Burg-in deren hohen Zinnen durchsichtige Kreuzesformen den Lichtstrahlen ein immer wechselndes Spiel gewähren—einen solchen Zauber über das Ganze webten, daß ich mich nur mit Gewalt davon losreißen konnte. Wir gingen bis zum anbrechenden Mondscheine, der alles noch gigantischer erscheinen ließ, in den dunkelnden Gången umher, und konnten deshalb nur bei Laternenlicht die berühmte kolossale Warwick-Vase, welche mehrere hundert Gallonen Wasser enthalten kann, und mit der schönsten Arbeit geziert ist, so wie die Alterthümer besehen, welche in der Loge des Pförtners aufbewahrt werden, und hauptsächlich in den antediluvianischen Stierhörnern und Eberzähnen bestehen, die man Thieren zuschreibt, welche der fabelhafte Ahnherr der ersten Grafen von Warwick, Guy aus der Sachsenzeit, erlegt haben soll. Die Dimensionen seiner ebenfalls hier aufbewahrten Waffen verrathen einen Riesen von größern Kräften, als sie jezt die Natur hervorbringt.

Hier nahm ich endlich zögernden Abschied von Warwick-Castle, und legte die Erinnerung wie einen Traum erhabener Vergangenheit an mein Herz, und mir war in dem dåmmernden Mondenlichte wie einem Kinde, dem ein phantastisches Riesenhaupt aus ferner Zeit über den Wipfeln des Waldes freundlich zugenickt.

Mit solchen Phantasien, liebe Freundin, will ich einschlummern, und dem Morgen wieder entgegentreten, der mir auch Romantisches beut die Ruinen von Kenilworth!

Gellert an Herrn Secretår K**.

Unlångst komme ich zu meinem Buchbinder. Indem ich mit ihm cede, tritt ein Holzbauer, der bei ihm bekannt ist, herein, und

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langt aus seinem Kober, in dem ein guter Vorrath Butter und Brod war, meine Fabeln und Erzählungen ungebunden hervor. "Da," fing er in seiner Sprache an: „bingt1 mir das Buch fein fest und schien? ein." Christoph, sprach mein Buchbinder, wo habt ihr denn das Buch bekommen? Er antwortete ihm ganz trogig, daß er sichs hier gekauft håtte; daß der Schulmeister und der Schulze auf seinem Dorfe, bei denen er das Buch zuerst gesehen, sich bald scheckicht3 darüber gelacht håtten, so viel spaßhaftes Zeug stünde darin; er sagte, daß er einen kleinen Sohn håtte, der schon hübsch lesen könnte, und der ihm des Abends, wenn er von der Arbeit kåme, und seine Pfeife Tabak in Ruhe rauchte, etwas daraus vorlesen sollte, so würde er kaum nicht in die Schenke gehen. Er war noch jung, der Herr, fuhr er fort, ders in Druck hat ausgehen lassen: ich wollte ihm was abbrechen, aber er sagte, es wåre nicht anders, als vierzehn Groschen, die habe ́ich ihm auch g:geben. Er hatte noch viele Bücher; das Bücherschreiben muß ihm recht von der Hand gehen. Ihr Narr, sprach mein Buchbinder, der Mann, wo ihr das Buch gekauft habt, hat nichts geschrieben, er handelt nur damit. Sehet doch, fing der Bauer an, ich dachte, es wåre der Herr selber, ich håtte ihm bei meiner Treue nicht so viel gegeben. Nunmehr hätte ich gehen können; aber mein Ehrgeiz ließ es nicht zu. Ich hoffte, daß mich mein Buchbinder verrathen sollte, und er that es zu meinem Glücke, denn außerdem würde ich mich dem Bauer selbst entdeckt haben. Wenn Sie nur håtten sehen sollen, mit welcher Verwunderung mich der Bauer betrachtete, wie freundlich er mich auf die Achseln klopfte, und mich ermahnte, mehr solch schnackisch Zeug zu schreiben! Ich war den ganzen Tag außerordentlich aufgeräumt.

1 Instead of bindet.

2 Instead of schön.

3 Instead of scheckig, variegated, spotted; but where the phrase sich scheckig lachen means to burst with laughter.

Zweite Abtheilung.

Auserlesene Gedichte.

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