Da hört man auf den höchsten Stufen "Sieh da! Sieh da, Timotheus, Des Jbycus -Der theure Name Rührt jede Brust mit neuem Grame, Und, wie im Meere Well' auf Well', So låuft's von Mund zu Munde schnell: Des Jbycus, den wir beweinen, Den eine Mörderhand erschlug? Was ist's mit dem ? Was kann er meinen ? Was ist's mit diesem Kranichzug ?”— Und lauter immer wird die Frage, und ahnend' fliegt's mit Bligesschlage Doch dem war kaum das Wort entfahren, Und es gestehn die Bösewichter, Getroffen von der Rache Strahl. 10.-Des Sångers Fluch. Es stand in alten Zeiten ein Schloß, so hoch und hehr; Weit glänzt es über die Lande bis an das blaue Meer ; Und rings von duft'gen Gårten ein blüthenreicher Kranz ; Drin sprangen frische Brunnen in Regenbogenglanz. Dort saß ein stolzer König, an Land und Siegen reich; Er saß auf seinem Throne so finster und so bleich; Denn was er sinnt, ist Schrecken, und was er blickt, ist Wuth, Einst zog nach diesem Schlosse ein edles Sångerpaar, Der Alte sprach zum Jungen:, nun sei bereit, mein Sohn! Denk' unsrer tiefsten Lieder, stimm an den vollsten Ton, Nimm alle Kraft zusammen, die Lust und auch den Schmerz! Es gilt uns heut,' zu rühren des Königs steinern Herz." Schon stehn die beiden Sånger im hohen Såulensaal, Und auf dem Throne sihen der König und sein Gemahl; Der König, furchtbarprächtig,2 wie blut'ger Nordlichtschein,3 Tie Königin, süß und milde, als blickte Vollmond drein. Da schlug der Greis die Saiten, er schlug sie wundervoll, Sie singen von Lenz und Liebe, von sel'ger goldner Zeit, 3 The Sie singen von allem Süßen, was Menschenbrust durchbebt, Die Höflingsschaar1 im Kreise verlernet jeden Spott, Ihr habt mein Volk verführet, verlockt ihr nun mein Weib ?// Der König schreit es wüthend, er bebt am ganzen Leib, Er wirft sein Schwert, das blißend des Jünglings Brust durchdringt, Draus, statt der goldnen Lieder, ein Blutstrahl hoch aufspringt. Und wie vom Sturm zerstoben ist all der Hörer Schwarm ; Doch vor dem hohen Thore, da hålt der Sånger-Greis, Dann ruft er, daß es schaurig durch Schloß und Garten gellt: ,, Weh' euch, ihr stolzen Hallen! nie tône süßer Klang Weh' euch, ihr duft'gen Gårten, im holden Maienlicht! Euch zeig' ich dieses Todten entstelltes Angesicht, Daß ihr in künft’gen Tagen versteint, verådet liegt. Weh dir, verruchter Mörder! Du Fluch des Sångerthums !3 Umsonst sei all dein Ringen nach Krånzen blut'gen Ruhms; The crowd of courtiers. 2 From which. 3 Of all the bards. Dein Name sei vergessen, in ew'ge Nacht getaucht, Der Alte hat's gerufen, der Himmel hat's gehört; Die Mauern liegen nieder, die Hallen sind zerstört; Noch eine hohe Såule zeugt von verschwundner Pracht, Auch diese, schon geborsten, kann stürzen jede Nacht. und rings statt duft'ger Gårten ein ödes Heideland; Kein Baum verstreuet Schatten, kein Quell durchdringt den Sand; Des Königs Namen meldet kein Lied, kein Heldenbuch; Versunken und vergessen! das ist des Sångers Fluch. 11. Der Alpenjåger. Willst du nicht das Låmmlein hüten? ,, Mutter, Mutter, laß mich gehen, Willst du nicht die Heerde locken Mit des Hornes munterm Klang? Willst du nicht der Blümlein warten, Wild ist's auf den wilden Höh’n! Und der Knabe ging zu jagen, Und es treibt und reißt ihn fort, An des Berges finstern Ort; Auf der Felsen nackte Rippen Klettert sie mit leichtem Schwung ; Durch den Riß geborst'ner Klippen Trågt sie der gewagte Sprung; Aber hinter ihr verwogen Folgt er mit dem Todesbogen.1 Jego auf den schroffen Zinken Hångt sie, auf dem höchsten Grat, Wo die Felsen jåh versinken, Und verschwunden ist der Pfad.. unter sich die steile Höhe, Mit des Jammers stummen Blicken Plöglich aus der Felsenspalte Und mit seinen Götterhånden Schüßt er das gequålte Thier. 1 The deadly cross-bow. 2 The old (spirit) of the mountain. |