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seiner Eroberungen die Hånde zum Frieden bot, hatten die Hartnäckigkeit dieses Prinzen besiegen können. Ueber den Leichnam des Tilly, der sich wie ein bewachender Cherub vor den Eingang derselben stellt, wälzt sich der Krieg in die baierischen Lande. Gleich den Ufern des Rheins wimmeln jezt die Ufer des Lechs und der Donau von schwedischen Kriegern; in seine festen Schlösser verkrochen, überläßt der geschlagene Kurfürst seine entblößten Staaten dem Feinde, den die gesegneten, von keinem Krieg noch verheerten Fluren zum Raube, und die Religionswuth des baierischen Landmannes zu gleichen Gewaltthaten einladen. München selbst öffnet seine Thore dem unüberwindlichen Könige, und der flüchtige Pfalzgraf Friedrich der Fünfte tröstet sich einige Augenblicke in der verlassenen Residenz seines Nebenbuhlers über den Verlust seiner Lånder.

Indem Gustav Adolph in den südlichen Gränzen des Reichs seine Eroberungen ausbreitet, und mit unaufhaltsamer Gewalt jeden Feind vor sich niederwirft, werden von seinen Bundesgenossen und Feldherren ähnliche Triumphe in den übrigen Provinzen erfochten. Niedersachsen entzieht sich dem kaiserlichen Joche; die Feinde verlassen Mecklenburg; von allen Ufern der Weser und Elbe weichen die österreichischen Garnisonen. In Westphalen und am oberr Rheine macht sich Landgraf Wilhelm von Hessen, in Thüringen1 die Herzoge von Weimar, in Kur-Trier die Franzosen furchtbar, ostwårts wird beinahe das ganze Königreich Böhmen von den Sachsen bezwungen. Schon rüsten sich die Türken zu einem Angriff auf Ungarn, und in dem Mittelpunkte der österreichischen Lande will2 sich ein gefährlicher Aufruhr entzünden. Troftlos blickt Kaiser Ferdinand an allen Höfen Europens umher, sich gegen so zahlreiche Feinde durch fremden Beistand zu stärken. Umsonst ruft er die Waffen der Spanier herbei, welche die niederländische Tapferkeit jenseits des Rhe nes

Understand, machen sich.

2 Is about, is on the point.

beschäftigt; umsonst strebt er, den römischea Hof und die ganze katholische Kirche zu seiner Rettung aufzubieten.

Von allen Enden seiner weitläufigen Monarchie umfangen ihn feindliche Waffen; mit den voran liegenden liguistischen Staaten, welche der Feind überschwemmt hat, find alle Brustwehren eingestürzt, hinter welchen sich die österreichische Macht so lange Zeit sicher wußte, und das Kriegsfeuer lodert schon nahe an den unvertheidigten Gränzen. Entwaffnet sind seine cifrigsten Bundesgenossen; Maximilian von Baiern, seine mächtigste Stüße, kaum noch fähig, sich selbst zu vertheidigen. Seine Armeen, durch Desertion und wiederholte Niederlagen geschmolzen, und durch ein langes Mißgeschick muthlos, haben unter geschla= genen Generalen jenes kriegerische Ungestüm verlernt, das, eine Frucht des Sieges, im Voraus den Sieg versichert. Die Gefahr ist die höchste; nur ein außerordentliches Mittel kann die kaiserliche Macht aus ihrer tiefen Erniedrigung reißen. Das dringendste Bedürfniß ist ein Feldherr, und den Einzigen, von dem die Wiederherstellung des vorigen Ruhms zu erwarten steht, hat die Cabale des Neides von der Spiße der Armee hinweggerissen. So tief sank der so furchtbare Kaiser herab, daß er mit seinem beleidigten Diener und Unterthan beschåmende Vertråge errichten, und dem hochmüthigen Friedland eine Gewalt, die er ihm schimpflich raubte, schimpflicher jezt aufdringen muß. Ein neuer Geist fångt jezt an, den halb erstorbenen Körper der österreichischen Macht zu beseelen, und die schnelle Umwandlung der Dinge verråth die feste Hand, die sie leitet. Dem unumschränkten Könige von Schweden steht jezt ein gleich unumschränkter Feldherr gegenüber, ein siegreicher Held dem siegreichen Helden. Beide Kräfte ringen wieder in zweifelhaftem Streit, und der Preis des Krieges, zur Hälfte schon von Gustav Adolph erfochten, wird einem neuen und schwerern Kampfe unterworfen. Im Angesicht Nürnbergs lagern sich zwei Gewitter tragende Wolken, beide kåmpfende Armeen, drohend gegen einander, beide sich mit fürchten

der Achtung betrachtend, beide nach dem Augenblick dürstend, beide vor dem Augenblick zagend, der sie im Sturme mit einander vermengen wird. Europens Augen heften sich mit Furcht und Neugier auf diesen wichtigen Schauplah, und das geångftigte Nürnberg erwartet schon, einer noch entscheidendern Feldschlacht, als sie bei Leipzig geliefert ward, den Namen zu geben. Auf einmal bricht sich das Gewölke, das Kriegs-Gewitter verschwindet aus Franken, um sich in Sachsens Ebenen zu entladen. Unweit Lügen fållt der Donner nieder, der Nürnberg bedrohte, und die schon halb verlorene Schlacht wird durch den königlichen Leichnam gewonnen. Das Glück, das ihn auf seinem ganzen Laufe nie verlassen hatte, begnadigte den König auch im Tode noch mit der seltenen Gunst, in der Fülle seines Ruhms und in der Reinigkeit seines Namens zu sterben. Durch einen zeitigen Tod flüchtete ihn sein schüßender Genius vor dem unvermeidlichen Schicksal der Menschheit, auf der Hdhe des Glücks die Bescheidenheit, in der Fülle der Macht die Gerechtigkeit zu verlernen. Es ist uns erlaubt, zu zweifeln, ob er bei långerm Leben die Thrånen verdient håtte, welche Deutschland an seinem Grabe weinte, die Bewunderung verdient håtte, welche die Nachwelt dem ersten und einzigen gerechten Eroberer zollt. Bei dem frühen Fall ihres großen Führers fürchtet man den Untergang der ganzen Partei-aber der weltregierenden Macht ist kein einzelner Mann unerseglich. Zwei große Staatsmånner, Axel Oxenstierna in Deutschland und in Frankreich Richelieu, übernehmen das Steuer des Krieges, das dem sterbenden Helden entfällt; über ihn hinweg wandelt das unempfindliche Schicksal, und noch sechszehn volle Jahre lodert die Kriegsflamme über dem Staube des långst Vergessenen.

7.-Der Entscheidungskampf im Herbste 1813.

Napoleons Hauptmacht von ungefähr 350,000 Mann war in der Gegend von Dresden concentrirt, und er theilte dieselbe in drei

Theile; mit dem stärksten drang er selbst in Schlesien vor, den zweiten führte Oudinot gegen Berlin, und der dritte blieb in Dresden zurück, die österreichische Grånze zu hûten. Außerdem drang Davoust mit seinem Heer von Hamburg gegen Mecklenburg vor, ein starkes baierisches Heer unter Wrede schickte sich an,' in Oesterreich einzufallen, der Vicekdnig Eugen deckte mit bedeutender Macht Italien, und eine ansehnliche französische Armee stand noch in Spanien. Endlich hatte Napoleon noch Danzig und fast alle Festungen an der Oder und Elbe. Die Alliirten dagegen zogen ihre Hauptmacht bei Prag zusammen. Hier vereinigten sich die Kaiser von Oesterreich und Rußland und der König von Preußen in Person. Hier stand das große Heer der Oesterreicher unter Schwarzenberg, der Russen unter Barklay de Tolly und Wittgenstein, und ein Theil der Preußen unter Kleist. Auch der berühmte General Moreau war aus Nordamerika herbeigeeilt, wo er bisher verborgen gelebt, und wollte den Tyrannen Frankreichs bekämpfen helfen. Dieses große Heer sollte Dresden angreifen. Ein zweites Heer, das größtentheils aus Preußen und namentlich aus schlesischen Landwehren2 bestand, drang unter dem alten Blücher aus Schlesien selbst hervor. Das dritte Heer unter dem Kronprinzen von Schweden und Bülow, bei welchem sich die tapfern pommerschen und mårkischen Landwehren befanden, sollte Berlin gegen Oudinot decken. Gegen Davoust stand Wallmoden, gegen Wrede ein österreichisches Corps. In Italien standen ebenfalls Desterreicher unter Hiller dem Vicekönig gegenüber, und in Spanien drångte Wellington an der Spiße der Engländer und Spanier die Franzosen überall zurück. Man hat ausgerechnet, daß die gesammte Macht der Alliirten beinahe eine halbe Million Krieger betrug. Napoleon hatte die Hälfte weniger, doch seine Macht war concentrirt, und sein überlegenes Feldherrntalent schien die Uebermacht seiner zahlreichen, aber minder geschickten Gegner aufzuwiegen.

I Made itself ready.

2 Militia men.

Im Monat August brach das Ungewitter des Krieges auf allen Punkten los, und die beiden Hälften Europa's maßen sich noch einmal im furchtbaren Entscheidungskampfe. Um diese Zeit wurde ganz Norddeutschland von wochenlangem Regen und heftigen Stürmen heimgesucht, wie bei der Niederlage des Varus im Teutoburger Walde. Die Elemente selbst schienen sich gegen Napoleon aufzuregen, wie früher schon in Rußland. Dort starben seine Helden im Schnee, hier blieben sie im feuchten Boden stecken, und ertranken in den angeschwollenen Flüssen. Mitten im Toben der Elemente wurden auf allen Punkten mörderische Schlachten geliefert, wobei das Bajonett und die Kolbe das Meiste thun mußten, weil der Regen häufig die Gewehre naß machte, und am Schießen hinderte. Das erste rühmliche Gefecht bestand Wallmoden am 21sten August bei Bellahn gegen Davoust, worauf dieser sich zurückzog. Am 23ften griff Oudinot die Schweden und Preußen in der Nähe von Berlin bei GroßBeeren an. Aber schon die Tapferkeit der preußischen Landwehren, die mit dem Bajonette angriffen, reichte hin, ihn zu werfen, ohne daß die Schweden thätig ins Gefecht kamen. Oudinot floh, und ließ 2400 Gefangene zurück. Zugleich war ein anderer französischer Heerhaufen unter Girard von Magdeburg aufgebrochen, wurde aber von der preußischen Landwehr unter General Hirschfeld in wilde Flucht gejagt, am 27sten.

Zu derselben Zeit war Napoleon mit seiner Hauptmacht nach Schlesien aufgebrochen, aber Blücher zog sich schlau zurück, um ihn von Dresden wegzulocken, das unterdeß von der Hauptmacht der Alliirten genommen werden sollte. Sobald Napoleon diese List merkte, und zugleich erfuhr, daß die Alliirten schon aus dem Erzgebirge gegen Dresden vorrückten, beschloß er sogleich, ihnen in den Rücken zu fallen, und sie von Böhmen abzuschneiden. Schon war zu diesem Behuf das Armeecorps von Vandamme voraus, als Napoleon erfuhr, daß sich Dresden nicht würde halten können, wenn er nicht selbst mit einem Theile seiner Armee dahin zurückkehre,

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