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Ewald

wald Christian von Kleist wurde geboren zu Zeblin in Pommern, ohnweit Cöslin, am 7ten März 1715. Sein Vater lebte auf seinen Gütern als Privatmann. Seine Mutter war eine geborne von Manteuffel, aus Poplow in Polen. Durch eine zweyte Heirath seiner Grossmutter war er mit mehrern Dänischen Generalen nahe verwandt geworden.

Bis in sein neuntes Jahr lebte Kleist unter Aufsicht gewöhnlicher Hofmeister auf seines Vaters Gute; wild und roh, wie es der Geist seiner Zeit und die Sitte des Landes mit sich brachte. Im zehnten Jahre ward er in die Jesuiter-Schule zu Cron in Grofs - Polen geschickt, denn sein Vater bestimmte ihn vorläufig dem Civilstande. Er lernte dort nur, was er durchaus sollte, vorzüglich Latein. Der kräftige, muthwillige Jüngling hatte zu nichts weiter son

derliche Lust, als zu ritterlichen Übungen, Spielen und brotlosen Künsten.

Im J. 1729 ging Kleist auf das Gymnasium zu Danzig; er legte hier beyläufig, ohne besondere Anstrengung, den ersten Grund zu seinen nachherigen wissenschaftlichen Kenntnissen. Durch seine körperliche Stärke sowohl, als durch sein äusserlich handfestes Ansehn und seine immer fertige Bravur, hatt' er sich bey seinen Cameraden auch hier bald in Respect gesetzt. Er bekam oft Händel, weil er beständig neckte; kraftvoll, wie er sich fühlte, übte er manchen lustigen Streich aus, mit heroischem Muthwillen, doch nie aus Bosheit und andern zum Schaden, sondern nur aus Übermuth, sich und andern zum kräftigen Scherz. Wer ihn nicht liebte,

der musst' ihn fürchten, hassen aber mocht' ihn keiner. Er hatte sich seiner Jugend späterhin nirgend zu schämen.

Da ihn Lust- und Laune immer nur in die freye Natur hinauszogen und nimmer an seinem Arbeitstische in Ruhe liefsen, so hatt er an seinem ältern Bruder, der

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mit ihm seine Studien begann und vollendete, einen tüchtigen Zügel. Gutmüthigstreng, trocken - ernsthaft, hatte dieser mehr die Nothdurft vor Augen und im Herzen, als die Wissenschaft und Lust. Nicht seine mehreren Einsichten, sondern nur seine mehreren Jahre gaben ihm das Recht, der Strafprediger seines jüngern Bruders zu seyn, dessen harmlos-flüchtigen Fortschritten in den Schulstudien er mit all seiner ernsten trüben Anstrengung nicht folgen konnte. Damit ihm aber der Kleine nicht über den Kopf wüchse, tadelte er immer mit bitterm Spott und Ernst dessen fröhlichen Muthwillen, und legt' es ihm oft mit warnenden Worten ans Herz: dafs aus ihm gewils einmal nichts werden würde. Weil der Ältere die Haupt- Correspondenz nach Hause übernommen hatte, und über alles genaue Red' und Antwort gab, so hielt er auch dadurch den Jüngeren in wohlthätiger Abhängigkeit von seinem kältern Einsehen.

Im J. 1731 ging Kleist auf die Universität zu Königsberg. Mit dem ernstlichen Vor

satze, dort was Rechts zu lernen, trat er frey und froh seiner reifern Jugend entgegen. In Königsberg ward ihm nun das Studium werther; denn er fand bald in der Wissenschaft mehr, als nur die Mittel zur Nahrung und Nothdurft. Auch machten ihn die immer ernsteren Ermahnungen aus dem väterlichen Hause, wegen seines künftigen Fortkommens, strenger und emsiger. Er hörte Collegia über Physik, Mathematik, die Rechte und Philosophie, und betrieb alles mit Lust und Ehrgeiz. Er opponirte sehr oft, und disputirte sogar einmal öffentlich: de pugna adpetitus et aversationis rationalis cum adpetitu et aversatione sensitiva, ein Thema, nicht allein voll günstiger Pro's und Contra's, sondern ihm wahrscheinlich ganz vorzüglich geläufig; wie mag er dabey seinem ältern Bruder und dessen Moralien manchen Hieb und Stich versetzt haben! Bey Gelegenheit einer theologischen Dissertation von der Auferstehung der Todten, wo sich viele Theologi heftig entzweyten, weil sie sich Nichts gegen Nichts opponirten,

und drob nur um so hitziger wurden, schrieb der kaum 18jährige muthwillige Jüngling einen lateinischen Brief dawider, der die Theologos gewaltig in Athem setzte, weil sie nicht wulsten, von wannen er kam. Funfzehn Jahre nachher hatte Kleist den komischen Jubel, diesen Brief in einer andern Dissertation nicht allein mit allen Schnitzern abgedruckt, sondern sogar in einer gelehrten Zeitung tüchtig widerlegt zu finden. So oft der jüngre Kleist opponirt, disputirt, oder lateinische Briefe geschrieben hatte, fragt' ihn der Ältere trocken: ,,ob er nun damit wohl einen Hund aus dem Ofen locken könne?" Von Kleist's unermüdetem Fleifse und rastlosem Eifer auf der Universität, zeugen mehrere von ihm geschriebene Quartanten in Gleim's Museum.

Die erste Zeit nach seiner Rückkehr von Königsberg, brachte Kleist auf dem väterlichen Gute zu, voll Zuversicht auf seine, schönen Kenntnisse, und voll Erwartung, wie seine Talente bald anerkannt und vom Staate benutzt und be

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