Nach Regenwürmern eifrig durch, Um Köder für die Angel sich zu sammeln, und die Fische schlau Durch ausgestreute Fütterung 3um reichen Fang herbei zu zieh'n. Sein Sinn entflog, indeß er grub, Zu seinen fernen Freunden hin. Jüngst hatt' ein trauriges Gerücht Von ihm die Ruhe weggescheucht; Nun brach er so in Klagen aus:
,, Tochter meines edlen Freund's, Du süßes Kind, der Unschuld Bild, Ist's wahr, was das Gerücht erzählt? Ist deine Schönheit hingewerkt, Verwüstet deiner Bildung Reiz Durch eines Ungeheuers Zahn, Wie eine schöne Lilie
Durch garstiger Insekten Fraß? Man sagt, an dünnem Faden hing Dein Leben; ach! mir schauert drob! Du kamst an deiner Freundin Hand Aus einer kühlen Laube her,
Den Abendschmuck der Flur zu seh’n. Ihr glicht in eurer Unschuld Glanz Zwei schönen Lufterscheinungen, Die, sanft gehüllt in Mondenlicht, Sich unsrer Erde segnend nah'n, Und Trost und süße Linderung Auf Leidende herunterstreu’n. Da schoß ein gräßlich großer Hund Mit aufgesperrtem Rachen, laut Braga Bd. VII.
Verderben murrend, auf dich los, Und schlang die rauhe Pfote dir Ergrimmt um deinen Liljenhals, Den nie ein kühner Menschenarm Durch frechen Druck entheiligte. Noch spannte so viel Kraft und Muth Die Sehnen dir, durch Schrecken stark, Dem fürchterlichen Ungeheu'r Den wunden Nacken zu entzieh'n. O weh! Da sprang der Rasende Mit doppelt ungestümer Wuth, Mit Augen, wie des Höllengeist's, Zum zweiten Mal an dir empor. Die treue Freundin griff ihn kühn Bei'm Halsband, rief und zerrt' und riß; Umsonst! Des Mädchens schwache Hand Ward von des Thieres Zug besiegt, Wie von dem Sturm ein Uehrenhalm. Er hauet geifernd sein Gebiß
In deinen runden, weichen Arm,
und knirscht im durchgequetschten Fleisch, Und mischt des Mörderrachens Schaum Mit deinem unbefleckten Blut.
Jammer, Jammer! Süßes Kind! Du fliehst, ein Lämmchen vor dem Wolf; Er folgt dir mit Hyänendurst,
Bis wo die Rettung deiner harrt,
Bis zu des Gartens offner Thür.
Du schlüpfest schnell hinaus, und ziehst Entschlossen und behende sie
Un dich, und drückft und klammerst fest Mit allem Aufwand deiner Kraft
Des Ungeheuers Schnauze ein, Daß es vor Qual die Zähne fletscht. Und durch die enge Lücke sich
Der Schneide zu entwinden strampft. O Glück! Nun klappt der Riegel zu; Du siehst dich außer der Gefahr, Erholest dich, und prüfest selbst Der tiefen Wunden offnen Mund, Und drückst beherzt das Blut heraus.
,,Erschrocken eilt dein Vater nun Herbei, und deine Mutter und Dein Bruder; Alle stehen blaß
um dich, voll Gram, und wagen's kaum Der Wunden Gähnen anzuseh’n. Von ihrem Mitleid sanft gerührt Erzählest du, mit muntrem Ton und angenommner Heiterkeit Dein Abenteuer, edles Kind! Vergissest eigne Schmerzen gern, Um ihrem Herzen Trost zu leih'n, und lächelft liebreich Minderung Des jähen Schreckens ihnen zu.
Gott! War das Unthier etwa toll?"//
Wer zittert für dein Leben nicht? Mit Beben prüft man höchstgenau Des Hundes Wildheit böser Art, und findet ihn o Glück! nicht toll. Nun Lob und Preis dem, der dir Muth und Kräfte gab! Dein Leben lischt Nicht aus! Geliebtes Kind, es hing Fürwahr am dünnsten Faden nur.
Ach! aber wenn der Gräßliche
Mit wilder Wuth dir Klau' und Zahn Auch in das holde Antlik hieb? Wenn deiner sanften Bildung Reiz Nun unter schlimmen Narben welkt? Dann ewig Jammerschad' um dich! Der Jüngling geht in seiner Kraft An dir vorüber, sucht ein Herz, Das edel ist, und ach! erräth An deiner Züge Widerstreit Der Seele hohe Schönheit nicht! Dann, sanftes Mädchen, schmeichelt dir Der süße Muttername nie,
Und du verblühest, wie ein Baum, Der einsam in der Wüste trau’rt, Und niemals süße Früchte trägt."
So klagt' am Ufer Haliät.
Da rauscht' es hinter ihm durch's Gras, Und sieh'! ein Fremdling trat vor ihn. Willkommen_mir!" sprach Haliät,
Und bot ihm freundlich seine Hand.
Willkommen, fremder Mann! Dir steht Mein Hüttchen offen; sei mein Gast!" Da führt' er ihn an seinen Herd, und seht' ihm Meth und Fische vor, Und wusch ihm seine Füße rein. und als der Mann, gelabt und froh, Sich auf sein Schilfbett lagerte, Befragt' er ihn, und streckte sich Vertraulich plaudernd neben ihn:
Die Antwort dir beschwerlich fällt : Woher dein Weg dich heute führt?”
Ich komme," sprach der Reisende, ,,,Aus dem Gebirg', und sehe schon Neun Tage meinen Wanderstab Durch unbekannte Gegenden. Doch naht sich meiner Reise Ziel Noch nicht. Denn fern am Meere wohnt Mein Freund, den ich besuchen will. Allein auf meinem Wege zog Ein braver Jüngling freundlich mich In seiner Mutter wirthlich Haus, und sagte: Lieber Gast, wenn dich Dein Weg in jene Triften führt, Wo Lycus mit dem Vindaftrom Sein rauschendes Gewässer mischt, So grüße mir zu tausend Mal Den guten Fischer Haliät!"
,, Freund, das war Palämon's Sohn!”. Rief schnell der überraschte Wirth,
und Freude blist' aus seinem Blick:
,,Wie lebt er? Wie sein Schwesterchen?
Wie seine Mutter? Sprich, mein Freund! Ich bin der Fischer Haliät.
Hat nicht der Rachen jenes Hunds Des süßen Mädchens Angesicht Mit schlimmen Narben überdeckt ? “^
Heil dir!" erwiderte der Gast Mit fröhlicher Verwunderung, ,,,So bin ich, wo der Vindaftrom Sich mit des Lycus Fluten mischt,
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