Sivut kuvina
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Herr.

Wie man sich ausdrückt,

Nicht Leibeigene, Frau, Gutspflichtige nennt sie ein

Jeder,

Wer schon waltet mit Fug und wer sich schämet des

Unfugs!

Frau.

Was nicht taugt, durch Worte beschönigen, sei unerlaubt uns!

Trautester, wem sein Herr Arbeit aufleget nach Willkür, Wem er den kärglichen Lohn nach Willkür sehet und schmälert,

Geld sei's oder Gewächs, sei's Kornland oder ein Kohlhof; Wen er nach Willkür straft, für den Krieg aushebet nach Willkür,

Wen er mit Zwang von Gewerbe, mit Zwang von Verehlichung abhält,

Wen sein Herr an die Scholle befestiget, ohne der Scholl' ihm

Einiges Recht zu gefteh'n, als Lastvich achtend und

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Werkzeug;

Wessen Kraft und Geschick an Leib und Seele der Herr

fich

Eignete, wer die Ersparnis verheimlichen muß vor dem Frohnherrn:

Trautefter Mann, der ist Leibeigener, nenn' ihn auch anders!

Herr.

Solche Gewalt doch üben in unseren Tagen gewiß nur Wenige! Dank der Vernunft und der edleren Men=

schenerziehung,

Auch des gefürchteten Rufs laut strafendem Tadel und

Abscheu!

Daß man es darf, ist traurig! Mir selbst oft kehrte das Herz sich,

Neben dem prächtigen Hof in öden Behausungen sparsam Menschen zu seh'n, wie entmenscht durch so unmensch liche Herrschaft:

Wildlinge, bleich und zerlumpt, und wie Ackergaule verhagert,

Welche träg' aus dem Dunst unsauberer Katen sich schleppend,

Offenes Munds anstarren den Fragenden, selber den Weg nicht

Wissen zum ferneren Dorf, auch wol misleiten durch Bosheit;

Und da der Herr sie mit Fleiß in Züchtlingsschulen verwahrlost,

Aehnlich dem Vieh an dumpfem Begriff; nur daß sie den Hunger

Durch sinnreicheren Raub oft bändigen oder davongeh'n! Daß die Entmenschenden doch sich erinnerten, eigener Vortheil

Nöthige, wohl zu nähren und blank zu erhalten das Lastvich!

Frau.

Nein, so durchaus rathlosem, erbarmungswürdigem Völklein

Gleichen die unsrigen nicht! Beut jenen ein Feld und

Entlassung:

Laut wehklagen sie dir, vor Angst noch herberes Hun

gers!

Unsere, wieder zu Menschen erneut durch menschliche

Sorgfalt,

Rasch in gemildertem Frohn, und vergnügt des gegönnten Erwerbes,

Lernten vertrau'n sich selber und uns!

die Freiheit!<

Herr.

und begehren

Freiheit, zwar mit Vernunft, ist göttliches Recht,

und beseligt!

Fesselung, selbst an das Brod, macht sklavische; mehr, an den Erdklos,

Der nicht Brod, kaum Futter bei Pferdarbeiten, ge=

währet!

Frei muß werden, sobald zu Vernunft er gelangte, der Mitmensch!

Längst auch hab' ich das Werk mit bedachtsamem Fleiße gefördert,

Daß reif würd', und dem Volk nicht unwohlthätig, die

Wohlthat!

Frau.

Lohne dir Gott und dein Herz! Nur verzeuch nicht länger die Wohlthat

• Würdigen! oder vielmehr die Gerechtigkeit

Herr.

Frisch mit der Wahrheit,

Mag fie auch immer den Schalk demüthigen!

Frau.

Denn für das Unrecht,

Daß, in früherer Zeit und späterer, freie Besteller

Räub'rische List und Gewalt ankettete; daß sie zu Frohn

dienst

Kind und Geschlecht misbraucht', als Gekettete vor der Geburt schon;

Daß in versteinerter Zeit noch lastender immer die Arbeit Anwuchs, immer der Lohn sich schmälerte:

für das Unrecht

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Mann,

Seit Jahrhunderten legt die Gerechtigkeit vollen Ersaß auf! Wer für Ersak annimmt ein Gehöft' auf billigen Erbzins, Und, wie für Wohlthat, dankt, wird Menschlichkeit üben und Großmuth,

Nicht dem gefälligen Herrn das Vergehn anrechnend der

Väter!

Herr.

Horch! da blasen sie schon, wo das Ohr nicht täu

schet, am Pfarrhof;

Auch vollstimmiger tönt die Musik!

Lang' übten ge=

heim sich

Jäger, Lakai und Gärtner im Dorf! Was den Pfar=

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Edles Weib, ich verschmähe die Ausred' eiteles Haders, Denn ich denke, wie du, und empfand Unwillen von jcher,

Wenn habsüchtig ein Mann mit dem Trug aufopfern= der Wohlthat

Bucherte, sich ausziffernd den Vortheil, jenen den

Nachtheil;

Wenn er den höchsten Gewinn des künftig verbesserten

Gutes

Schäßte voraus, um zu ärnten, was einst ein Ande

rer säet;

Und nicht nur dem Ersaße, den Recht und Billigkeit

auflegt,

Karg sich entzog, nein, selbst armseliger Schmerzensvergütung:

Aergerlich, traun, wenn im Knappen ein Filz Aufopfe= rung schautrug!

Weib, ich verlange durchaus wohlhabende Sassen des Erbhofs,

Wo es sich regt und gedeiht, wie um tüchtige Pächter in England,

Und um der Marsch Anbauer, die Jeglichem keck in's Gesicht schau'n!

Frau.

Amen, es sei! O wie selig, gesellt wohlthätigen

Geistern,

Schweben wir einst herüber, und seh'n Paradiese, wo Fluch war;

Hören genannt vom Hirten und Ackerer unsere Namen, Feurig in Red' und Gesang, und in segnender Mütter Erzählung;

Hören am Freiheitsfest sie genannt vom Pfarrer mit Andacht,

Leise mit Thränen genannt von dem weither denkenden Greise;

Und umschwebende Seelen Entlassener winken uns lä

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Dort uns Tochter und Sohn, dort Enkelin zeigend und Enkel,

Die im erneueten Erdparadies gottähnlicher aufblüh’n! Aber geeilt, mein Guter, bevor wir Beide dahingeh'n, Wo nicht folgt ein Besik, als redlicher Thaten Bewußtsein!

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