Der kleine Töffel geht nach Böhmen mit hinaus. Indessen kriegt der Sachsen Heer Nunmehr ist Töffel fort, man spricht von ihm nicht mehr. Vorlängst schon ausgeschwist. Er wirkt sich Urlaub aus, und suchet seines Vaters Haus. Er hörte schon den Klang der nahen Bauernkühe; Je, kleiner Töffel, lebt ihr noch?"// M. G. Lichtwer. 4. Die Bauern und der Amtmann. Ein sehr geschickter Kandidat, That auf dem Dorfe seine Probe; So stund er doch den Bauern gar nicht an. ,,Nein, der verstorbne Herr, das war ein andrer Mann; Die Keher stattlich ausschendiret Daß er der Bauern Herz gerühret. ,,Herr Amtmann, wie gesagt, erstatt' Er nur Bericht, Wir mögen diesen Herrn nicht haben.” So sagt doch nur, warum denn nicht?''' ,,Er hört's ja wol, er hat nicht solche Gaben, Wie der verstorbne Herr." Der Umtmann widerspricht: Der Sup'rintent ermahnt. Umsonst, sie hören nicht. Man mag Amphion sein, und Fels und Wald bewegen, Deswegen kann man doch nicht Bauern widerlegen. Kurz, man erstattete Bericht, Weil Alle steif auf ihrem Siņn beharrten. Nunmehr kommt ein Befehl. Ich kann es kaum erwarten, Bis ihn der Umtmann publicirt. Ich wette fast, ihr Bauern, ihr verliert! Man öffnet den Befehl. und seht, der Landsherr wollte, Daß man dem Kandidat das Priesterthum vertrau❜n, Der Sup'rintent fing an die Bauern zu erbau’n, ,,,Herr Doktor!" fiel ihm drauf der Umtmann in das Wort, Wozu soll diese Sanftmuth dienen? Ihr Richter, Schöppen, und so fort, Hört zu! Ich will mein Umt verwalten. Ihr Ochsen, die ihr Alle seid, Euch Flegeln geb' ich den Bescheid: Ihr sollt den Herrn zu eurem Pfarr'n behalten! Sagt's, wollt ihr, oder nicht? Denn izt sind wir noch da."" Die Bauern lächelten: Ach ja, Herr Amtmann, ja!“ Chstn. Fürchteg. Gellert. 2 46 5. Das Vorurtheil. Die Welt ist voll von Vorurtheilen; Das ist ein alter Sah, und Niemand zweifelt dran. Man kennt zwar Aerzte gnug, die ihre Kunst uns preisen; An wen soll er sie uns beweisen? An uns? Wir sind nicht krank! Da hat er schlecht gewählt! Von welchem Phädrus uns erzählt: Wie heißt denn der Beweis? Er heißt: der Augenschein. Und wenn sich einer ihm, auch nur von ferne, wies, Das kostet Geld; man kann es leicht gedenken. Von allen Enden herbestellt. Er muntert Jeden auf, 'was Neues zu erdenken. Es taget kaum, so steht das Volk und wartet schon, Und Jeder nimmt sich vor, am lautesten zu lachen. Dem Tage mangelt auch, ihn recht berühmt zu machen, Kein Gaukler von Profession. Sollt' ich sie alle her erzählen, So würde mir der Athem fehlen. Gnug Alles, was man sah, war außerordentlich, Und jede Kunst, und jeder Lustigmacher Fand hier Bewunderer und Lacher. Nur wer der beste war, darüber stritt man sich und ehe man sich noch verglich, So trat zulezt auf einer Bühne Ein alter Gaukler auf, mit einer wig'gen Miene Und einem wizigern Geschrei. Er schwört und flucht, daß er noch eine Kurzweil wisse, Dergleichen Keiner je gesehen haben müsse. Gleich stürzet Alles sich herbei. Mit ungeduldigem Gedränge und aufgerecktem Hals sieht die neugier❜ge Menge Den Gaukler an. Der aber steht allein: Noch ist von Anstalt nichts zu sehen, Auch sonst kein Mensch, als er. Wie soll das weiter gehen? Doch das muß seine Sorge sein. Er läßt das Volk noch eine Zeit lang stehen, Drauf bückt er sich, hüllt sich in seinen Mantel ein, Und grunzt natürlich, wie ein Schwein. 1 |