Sivut kuvina
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Der kleine Töffel geht nach Böhmen mit hinaus.
Der Töffel will vor Wuth ersticken.

Indessen kriegt der Sachsen Heer
Befehl, in Böhmen einzurücken.

Nunmehr ist Töffel fort, man spricht von ihm nicht mehr.
Die Sachsen dringen ein, geh'n bis nach Mähren hinter,
und Töffel gehet mit. Es geht ein ganzer Winter,
Ein halber Sommer hin, man senkt den Weinstock ein,
Als man den Ruf vernimmt: es sollte Friede sein.
Da meint nun unser Held, daß man die Kinderpossen,
Die ihn vordem so oft verdroffen,

Vorlängst schon ausgeschwist. Er wirkt sich Urlaub aus, und suchet seines Vaters Haus.

Er hörte schon den Klang der nahen Bauernkühe;
Ein altes Mütterchen, das an den Zäunen kroch,
Ersah ihn ungefähr, und schrie:

Je, kleiner Töffel, lebt ihr noch?"//
Das Vorurtheil der Landesleute
Verändert nicht der Oerter Weite,
Tilgt weder Ehre, Zeit noch Glück.
Reift, geht zur See, kommt alt zurück:
Der Eindruck fiegt, da hilft kein Sträuben:
Ihr müßt der kleine Löffel bleiben.

M. G. Lichtwer.

4. Die Bauern und der Amtmann.

Ein sehr geschickter Kandidat,
Der lange schon mit vielem Lobe
Die Kanzeln in der Stadt betrat,

That auf dem Dorfe seine Probe;
Allein so gut er sie gethan,

So stund er doch den Bauern gar nicht an.

,,Nein, der verstorbne Herr, das war ein andrer Mann;
Der hatte recht auf seinen Text studiret,
Und Gottes Wort, wie sich's gebühret,
Bald griechisch, bald ebräisch angeführet,
Die Kirchenväter oft citiret,

Die Keher stattlich ausschendiret
und stets so fein schematisiret,

Daß er der Bauern Herz gerühret.

,,Herr Amtmann, wie gesagt, erstatt' Er nur Bericht,

Wir mögen diesen Herrn nicht haben.”

So sagt doch nur, warum denn nicht?''' ,,Er hört's ja wol, er hat nicht solche Gaben, Wie der verstorbne Herr."

Der Umtmann widerspricht:

Der Sup'rintent ermahnt. Umsonst, sie hören nicht. Man mag Amphion sein, und Fels und Wald bewegen, Deswegen kann man doch nicht Bauern widerlegen. Kurz, man erstattete Bericht,

Weil Alle steif auf ihrem Siņn beharrten.

Nunmehr kommt ein Befehl. Ich kann es kaum erwarten,

Bis ihn der Umtmann publicirt.

Ich wette fast, ihr Bauern, ihr verliert!

Man öffnet den Befehl. und seht, der Landsherr wollte,

Daß man dem Kandidat das Priesterthum vertrau❜n,
Den Bauern gegentheils ́es hart verweisen sollte.

Der Sup'rintent fing an die Bauern zu erbau’n,
Und sprach, so schwierig sie noch schienen,
Doch sehr gelind und fromm mit ihnen.

,,,Herr Doktor!" fiel ihm drauf der Umtmann in das Wort,

Wozu soll diese Sanftmuth dienen?

Ihr Richter, Schöppen, und so fort,

Hört zu! Ich will mein Umt verwalten.

Ihr Ochsen, die ihr Alle seid,

Euch Flegeln geb' ich den Bescheid:

Ihr sollt den Herrn zu eurem Pfarr'n behalten!

Sagt's, wollt ihr, oder nicht?

Denn izt sind wir

noch da.""

Die Bauern lächelten: Ach ja, Herr Amtmann,

ja!“

Chstn. Fürchteg. Gellert. 2

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5. Das Vorurtheil.

Die Welt ist voll von Vorurtheilen;

Das ist ein alter Sah, und Niemand zweifelt dran.
Die Kunst ist nur, sich auch davon zu heilen;
Allein, ich bitt' euch, geht das an?

Man kennt zwar Aerzte gnug, die ihre Kunst uns preisen;
Ist aber nicht der Arzt sehr oft ein Scharlatan?
Und wenn er seine Kunst auch kann,

An wen soll er sie uns beweisen?

An uns? Wir sind nicht krank! Da hat er schlecht gewählt!
Kurz, fehlt uns der Beweis, die Welt zu überzeugen,
Der jenem Bauer nicht gefehlt,

Von welchem Phädrus uns erzählt:
So rath' ich Jedem, still zu schweigen,
und sollt' er mehr, als Leibnik, sein.

Wie heißt denn der Beweis? Er heißt: der Augenschein.
In Rom, wo sich das Volk an Possen sehr ergögte,
Zwar oft auch den Terenz durch Händeklatschen pries,
Doch Gaukler immer höher schäßte,

Und wenn sich einer ihm, auch nur von ferne, wies,
Gleich zu ihm flog, und den Terenz verließ,
In Rom, das wir hierin fast Deutschland ähnlich finden,
Wollt' ein vornehmer Herr die Bürger sich verbinden,
Und lud das Volk zu einem Schauspiel ein.
Doch wie er ihm versprach, sollt' Alles ungemein,
und solch ein Schauspiel nie gegeben worden sein.

Das kostet Geld; man kann es leicht gedenken.
Doch ihm verschlägt das nichts. Es werden für sein Geld
Die Meister in berühmten Schwänken

Von allen Enden herbestellt.

Er muntert Jeden auf, 'was Neues zu erdenken.
Und will den, der das Neu'ste weiß,
Noch außer dem bestimmten Preis
Auch außerordentlich beschenken.

Es taget kaum, so steht das Volk und wartet schon, Und Jeder nimmt sich vor, am lautesten zu lachen. Dem Tage mangelt auch, ihn recht berühmt zu machen, Kein Gaukler von Profession.

Sollt' ich sie alle her erzählen,

So würde mir der Athem fehlen.

Gnug Alles, was man sah, war außerordentlich,

Und jede Kunst, und jeder Lustigmacher

Fand hier Bewunderer und Lacher.

Nur wer der beste war, darüber stritt man sich

und ehe man sich noch verglich,

So trat zulezt auf einer Bühne

Ein alter Gaukler auf, mit einer wig'gen Miene

Und einem wizigern Geschrei.

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Er schwört und flucht, daß er noch eine Kurzweil wisse, Dergleichen Keiner je gesehen haben müsse.

Gleich stürzet Alles sich herbei.

Mit ungeduldigem Gedränge

und aufgerecktem Hals sieht die neugier❜ge Menge

Den Gaukler an. Der aber steht allein:

Noch ist von Anstalt nichts zu sehen,

Auch sonst kein Mensch, als er. Wie soll das weiter gehen?

Doch das muß seine Sorge sein.

Er läßt das Volk noch eine Zeit lang stehen,

Drauf bückt er sich, hüllt sich in seinen Mantel ein, Und grunzt natürlich, wie ein Schwein.

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