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S. B. II. S. 435. Im zweiten Bande seiner fåmmtlichen Schriften stehen sieben Briefe von ihm, meis ftens in Prose, mit untermischten Versen. Eben die heitre, edle, belehrende Weisheit, welche nicht nur dem Lehrgedich te, sondern auch den mehresten lyrischen Stücken dieses trefflichen Dichters Würde und Eindruck ertheilt, würzt auch die angenehme Leichtigkeit, und den vertraulichen, feinen Scherz dieser Briefe.

An Herrn Hofadvokat & ***

Du, den Lydus mir, den mir die jungen Freuden, Umkränzt mit Epheu, zugeführt,

Als mich der Himmel hieß auf Romhilds Fluren wei
den,

Der oft mit mir beim Wein dem Vorzug nachgespürt,
Wie achte Weisen sich vom Pöbel unterscheiden,
Wenn, unbetäubt von rauhen Leiden,

Vom Glanz der Großen ungerührt,

Sie jenen standhaft sehn, sie diese nicht beneiden:
Mein G**, wenn sonst nichts beweist,

Daß ein verwandtes Blut in unsern Adern fleusst;
Wenn weder Leichenstein, noch Wappen übrig bliebe:
So überzeugen meinen Geist

Der Herzen gleichgesinnte Triebe,

Zu Wein und Musen gleiche Liebe,

Zu Mädchen auch und schlauverwehrter Luft
Auf ihrem Mund, an ihrer Brust.

Ich höre mit entzückten Ohren,

Wenn dein umlorbeert Saitenspiel

Von unsrer Freundschaft schallt, und wie ein gleich Ge,

fühl

Dich mir gewählt, mich dir erkohren.

Ach! Jude, Bauer, Schelm, Betrüger oder Thoren

Sind, unter lårmendem Gewühl,

Mein Umgang, seit ich dich verloren:

Nache

Nachdem, im Schooß der Vaterstadt,

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Nun wieder, wie vorhin, zu dornichten Geschäften,

Die unser himmlisch Theil an Staub und Erde heften,
Mich Themis angewiesen hat.

-Du, dem ein günstig Glück ein sorgenfreies Leben
Und ohne Sklavendienst, was du bedarfst, gegeben;
Dem unverwehrt ist, frei zu seyn

Und ungestört sich zu erfreun:

Darf meine Muse dich in deinem Lehnstuhl stören,
Und achtest du auf ihre Lehren,

Wenn mit entwölktem Angesicht,

Cie, als ein Seneka, im Schooß der Wollust spricht:
Freund so verlange nicht,

Mit Ketten mühevoller Pflicht,

Die um der Ehrsucht Arme rauschen,

Dein stilles Glücke zu vertauschen.

Der Weise, dessen Herz von Menschenliebe

flammt,

Flieht nicht vor anvertrauten Bürden.

Doch drängt er seinen Hals nicht in das Joch der Würs
den,

Aus einem niedern Stolz, den seine Bruft verdammt.
Sein Herz ist groß genug. die Größe zu verachten,
Die farbicht schwillt und plaßt, eh kleine Seelen dachs
ten,

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Die nach dem bunten Tande schmachten,

Und um ein schimmerreiches Amt,

Das ihrer nicht bedarf, noch sie bedürfen, laufen,
Der Thorheit Sklaven sind und neue Fesseln kaufen.
Der Thor bleibt stets ein Thor, auch in der Ehre
Schooß;

Und wird von innrer Knechtschaft Schande,
Von Knechtschaft schlimmrer Art, aus eines Rudrers
Bande,

Selbst unterm Purpur niemals los.

Die Höhe, wo er steht, macht keinen Gecken groß:
Sie läßt wie klein er sey, nur desto weiter sehen.

Ein Sturm des Glücks verschlägt ihn an entweihte

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uz.

Ein stürmisch Glück

Schlägt wieder ihn zurück:
Wie eine trage Regenwolke

Sich auf des Windes Flügeln hebt,
Und über einem ganzen Volke
Mit fürchterlichem Schatten schwebt,
Sie rauscht in ungewohnter Sphåre:
Nicht lange! denn die eigne Schwere
Drückt sie zur Erde bald herab,
Die ihr den Ursprung gab.

Gieb nicht im Frühling muntrer Jahre
Berblendeten Begierden Raum;

Und überlaß den Geiz der Kindheit grauer Haare,
Dem Stolz der Ehre Sommertraum.

Die Sorgen stören ihn mit schreckenden Gestalten:
Durch Niederträchtigkeit wird, was ihn reizt, erlangt,
Durch Niedertråchtigkeit erhalten;

Und schmilzt wie Frühlingsreif, der an der Sonne
prangt.

Der große Liebling großer Fürsten

Mag unerquickt nach Ruhe dürsten :
Sie flieht ihn schüchtern überall.

In jedem dunkeln Laut, in Blicken und Gebehrden
Zeigt bange Furcht ihm seinen Fall:

Der Sklave fürchtet, frei zu werden!

Freund, von des Irrthums Bruft entwöhnt,

Laß dich kein Puppenspiel von goldner Freiheit scheiden;

Und brich die Rosen aller Freuden,

Die keine Reu umdornt, kein spåtes Ach! umtönt.

Der weisen Wollust sei dein Garten eingeweihet,
Die, von der Weisheit Hand gekrönt,

Mit ernster Tugend nie entzweiet,

Die ernste Tugend selbst mit Fröhlichkeit versöhnt.

Seh ich unter grünen Lauben,
Bei dem Gotte froher Trauben,
Und beim Saitenspiel der Musen,
An des besten Mädchens Busen,
Dich, vom sichern Busch verdeckt,
unter Blumen hingestreckt?

Hdr ich unter Nachtigallen

Deine süßen Lieder schallen?

uz.

Lieder, wie mein Chaulieu sang,
Wann er frei von eklem Zwang
Und bei spåtem Weine wachte!
Bacchus, wann sein Lied erscholl,
Ließ den trunknen Becher voll,
Der ihm in die Augen lachte;
Und, gelehnt auf seinen Stab,
Der vom heilgen Epheu rauschte,

Hing er schweigend hin und lauschte,

Bis der Dichter durstig schwieg, Bacchus ihm den Bes cher gab.

Doch meinen Dichtergeist umnebeln leichte Träume!
Du ruhest jest wohl nicht im Schatten deiner Bäume,
Nun, da sie fast entblättert stehn,

Und rauhe Winde nur in dden Garten wehn:
Da nach des Herbstes mildem Segen,

Das greise Jahr mit kaltem Regen

Die Fluren umgewühlt, wo Naben einsam gehn.
Wann Zephyr die verjüngten Blätter

Und Floren und die Liebesgötter

Aus düftendem Gefieder bringt,

Und in der Frühlingsluft die frühe Lerche singt:
Alsdann wird Amor dich im Grünen wieder finden,

Dich, der sein Stlave schon, ihm nur entwischet war,
An seinen flammenden Altar

Mit Blumen ewig feste binden,

Zu seiner andern Sklaven Schaar.

Laß von den Grazien dir eine Gattin wählen,

Die nicht von den gemeinen Seelen,

Bloß wirthlich, reich, vielleicht getreu,

Doch ohne Zärtlichkeit und lauter Pöbel sey.

Zwar wir, wie unsre Våter, wissen

Bon keinen englischen Clarissen:

An ihre Würde reicht kein sterblich Mädchen hin.

Ach! Harlow's Tochter starb! auf Erden war kein Gatte

Für sie, die nichts vom Weibe hatte,

Als Reizungen und Eigensinn.

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Du, Freund, bist selbst ein Mensch, und wirst ein menschlich Wesen

Zu einer Gattin dir erlesen:

Zu glücklich, wenn sie dir, vom Himmel mild bedacht,
In einem holden Leib, zu schlauer Lust gemacht,
Auch eine Seele zugebracht,

Die denkt und edel denkt, die Tugend liebt und kennet,
Und dich, als Freundinn, liebt, wann sie dich Gatten
nennet!

O Wollust, nicht bloß einer Nacht!

Die Tage werden dir in ihrem Arm verschleichen,
So rühig, als ein Bach, der unter finstern Sträuchen,
Von hohen Bäumen rund umwacht,

Stets ungerunzelt lacht:

Hoch über ihm hinweg braust unter nahen Eichen
Der schwarzen Stürme Wuth, die niemals ihn errei

chen.

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