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Michaelis. Verloren, wenn wir dann mit Heersturm in sie drin

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gen,

Sie wehren sich, so lang es eine Schanze gab:
Und treten, wenn wir sie bis zur Verzweiflung bringen,
Im Donner ihren Plaß an die Caprizen ab.
Dann geht der Brauttanz los! - Kein Riese
Ficht wüthender für sein verwünschtes, Schloß,
Als so ein Teufel von Caprize

· Für eine Handbreit Kopf, worein er einmal schoß.
Vergebens schreit der Henker mit den Schwerte:
Den Bart gepugt! Der wilde Musse lacht,
Streckt her den Hals und stürmt ins Reich der Nacht,
Dem Czar zum Troß, ais Märtyrer der Bårte,
Mit einem jubilo, wie Mars und eine Schlacht!
Und pökelte der wüthende Hurone

Des überwundnen Feind in Höllenmartern ein:
Er schnappte wieder nach dem Tone,
Sein Schimpfslied vollends auszuschrein.
Da siht denn in der armen Seele
Just zwischen Willen und Verstand,
Die kleine Furie, Caprize wohlbenannt,
Greift dem Verstande nach der Kehle,
Und zerrt den Willen bei der Hand:
Schwenkt alle fünf bekannte Sinnen
Ein paarmal in den Ring herum
Die guten Dinger werden dumm,

Und sehn und hören nun, von aussen und von inner,
Nur Funken links und rechts: und die Caprize drins

nen,

Als, von den obgedachten Sinnen,

Das letzte punctum fixum opticum.

Die Zeit kann freilich auch, so wie von allem Bösen,
Bon diesem Unhold uns erlösen;

Allein Geduld gehört dazu!

Und, Sfters, wenn wir ihm schon auf der Ferse waren,

Macht er ein X uns für ein U,

Glitscht wieder in den Kopf, und läßt den Absag fah:

ren;

Da sizen wir - Sankt Veit ertapp den Schuh!

Sie selbst indeß, die Herren Geisterlinge,

Sind unter sich, Ein Sinn, Ein Herz,

Und helfen öfters erst, zum Scherz,

Michaelis..

Eich eins dem andern auf die Sprünge.

Wir Sublunaren habens dann

Zwar freilich meistens auszubaden

Allein was hilfts? Man hat einmal den Schaden;

Und Sauersehn schlägt, leider, nicht viel an.

Zum Beispiel darf nur eine Erille

Den Schnurren, eh sie sichs versehn,

In meinem Kopf durchs Weichbild gehn
So kann einmal in aller Stille,

Ein schnakisch Werkchen draus entstehn.

Wie werden dann die jungen Skribler wettern!
Allein was konnt' ich anders thun,

Als à la Pope sie vergöttern;

Die Männchen wollten ja nicht ruhn!

Kömmt, leider! dieser Herrn Geschmiere,

Doch selbst vom lieben Monde her.

Die Schnurre guckt denn auch den Grillen in die

Thüre:

Gleich giebt sie sich ein gråmlichs Air;

Schwirrt wieder weg, und macht da flüchtig,

Halb Harlekin, halb Schulmonarch,
Den Nachbar Velten mondensüchtig,

Den Nachbar Beit zum Aristarch.

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Wie manches tolle Ding, seit Anno Eins auf Erden,
Das Lerm in allen Zipfeln macht,

War, wenn wirs recht durchåugeln werden,

Ein solches Gaukelspiel der Nacht!

Wie mancher Kreuzzug einst nach Drachen und nach

Riesen

Entstand, zu Deutschlands Untergang,

Weil eine Grille den Caprizen,

Die schon am ganzen Rhein St. Rom die Zähne wier

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sen,

Just noch zu rechter Zeit, durch Land und Leute

prang,

Eh Vater Pabst das Miserere sang.

Und umgekehrt, wie rüstig füllen,

Mit

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"

Michaelis. Mit Namen, Jahr für Jahr, die leeren Charten sich:
Seit in Columbens Kopf die Grillen,
Ein flint Caprizchen überschlich!

Nun schwärmen sie, zu tausend, beiden Polen,
In Abentheurern, zu: und schlafen keine Nacht,
Um einzig nach und nach den Himmel auszuholen,
Wie manches Adamskind er eigentlich gemacht.

Indessen herrscht durch weisse, schwarze, braune,
Nepoten Evens, als ein Held,

Kraft dieser Geister, Fräulein Laune,
Von hieran, bis in alle Welt.

Bertheilt Prinzessinnen und Thronen,

Seht Majestäten ab, und Majeståten ein:
Füllt ganze Staaten mit Neronen,

Macht kleine Horden groß, und große Reiche klein,
Erlaubt einmal vor allen Leuten,

Mit Damen, die Walpurgis reiten,
Dem Satan herenfreien Tanz:

Und gönnt vielleicht zu andern Zeiten

Dem armen Narren kaum den Schwanz.

Geht, wie die Könige Neujahrstags mit dem Sterne,
Mit der Vernunft von Haus zu Haus;

Giebt Völkern Licht in die Laterne,

Und blåßt es andern wieder aus.

Aemt in dem Deutschen nach, jagt in dem Samoje

den,

Hångt sich im Britten auf, sengt, als Polak, durchs
Land,

Stolziert im Spanier, projektisirt im Schweden,
Erinnt im Juden Trug, und im Franzosen Tand.
Wågt Sylben im Homer, im Bater Newton Sphd:

ren,

Beweist im Wolf, und prúft im Shaftesbury;
Forscht nach im Mendelssohn, vernünftelt in Voltás

ren

Schwärmt in dem Swedenborg, und kindert im
Mettrie:

Verdirbt, als Magus bald, zur Majestät erhaben,
Und bald als Bettelmond), dem Beelzebub den Kauf;

Läßt

Lässt einen Heiligen sich, ohne Kopf, begraben;
Und hångt des andern Hut an Sonnenstralen auf.
Lehrt heis're Papageien schwaßen:

Und zwingt Kartheuser stumm zu seyn.
Haucht Båren Tanzkunst in die Taßen;
Und quålt die Nonnen mit Latein.
Kurz, giebt der Welt uns in die Hånde,
Wird mit uns Jüngling, mit uns Mann:
Auch Greis vielleicht: empfiehlt sich dann:
War alles, wurde nichts: und, hiermit Lied am Ende.

michaelis.

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Ebert.

Ebert.

Nicht unschicklich steht hier, seiner weit frühern, noch immer trefflichen, Poesieen ungeachtet, durch die er sich, wie durch seine Ueberfeßungen, um die Bildung des deutschen Geschmacks sehr verdient machte, Johann Arnold Ebert, geb. 1723, Hofrath und Profeffor zu Braunschweig, unter den jüngern Dichtern der Eriftel; da sich seine Muse in die, fer Gattung gleichsam wieder verjüngt, oder vielmehr in voll erhaltener jugendlicher Heiterkeit, seit einigen Jahren, wie der gezeigt hat. Bisher sind seine Evisteln nur einzeln, als Handschrift, gedruckt, und einige davon in poetische Samms lungen gekommen; ich darf aber dénen, die ihren großen Werth kennen, oder deren Begierde nach den übrigen durch die hier mitgetheilte, von ihm selbst gewählte, angereist wird, zu einer baldigen Ausgabe aller Hoffnung machen.

An Mademoiselle Ohmanninn zu Hamburg.
Den 15. November, 1786.

Als ich das lehtemat Dich sah,
Mit welcher Freude sah ich da,
Oliebes Mädchen, Deine Wangen
Mit schönern Rosen überstreut,
Als alle, welche dem Verlangen
Der Buhlerei und Eitelkeit,
Ein armes Mannerherz zu fangen,
Die feinste Kunst der Schminke leiht:
Selbst die, womit zu gleicher Zeit
Lenz, Jugend, Unschuld, Fröhlichkeit
Sie schmückten, konnten so nicht prangen.
Und aus dem Auge, dessen Strahl
Sonst, ungeübt in Amor's Kriegen,
Auf Greis und Jüngling ohne Wahl,
Und unbekannt mit eignen Siegen,

Umher

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