Der West das schlaffe Seegel kühlet, Und matter Schaum das Nuder spület. Erfahner Eifer, weiser Muth Bestehen, ohne feiges Zittern,
Den Kampf mit Stürmen und Gewittern. Sie sind die Bilder unsrer Wuth; Ihr Toben schweigt, es sinkt die Fluth, Und bei des jungen Morgens Helle, Entdeckt des Bootmanns wacher Blick Das nahe land, und preist sein Glück. So rissen Fehler, Unglücksfålle Ein edles Herz von Tugend los; So wirft selbst der Verzweiflung Welle Es wieder oft in ihren Schoos.
Glaubst du, der Menschheit Elend drücke Nur dich? (Oft ists der Selbstsucht Wahn.) O sieh mit unbefangnem Blicke Die Menschen, deine Brüder, an. Sie kämpfen alle, leiden, klagen; Der glücklichste hat seine Plagen, Der Freiste seine Sklaverei; Der eine wirklich; andre zagen Vor Schrecken ihrer Phantasei. Es sehn, es hören alle Zonen
Des Kummers Spur; der Schwermuth Ach! Monarchen weinen hoch auf Thronen,
Der Landmann unterm Hüttendach!
Oft fließet die geheime Thräne
Bei eines, Grabes dunkler Scene, Von Menschenaugen ungesehn; Oft wird sie grausam stark ersticket; Die selbst, die kaum das Licht erblicket, Beweinen, daß sie es gesehn.
Doch, Freund, in diese Saat von Kummer Ist auch Vergnügen eingestreut;
Der Hoffnung Reiz, der süße Schlummer, Der Trost erhabner Zärtlichkeit,
Gotter. Was lehrten sie uns nicht vergessen? Nein, ganz an Freuden arm ist nie Das Loos, dem Staube zugemessen. Der Himmel schenkte dir Genie; Genie, sein seltenstes Geschente, Er hat dich nicht voll schwarzer Rånke, Nicht zum Beherrscher einer Macht, Nicht groß, nicht reich, nicht arm gemacht. O dank ihm durch ein frohes Leben. Erkenn', erfülle deine Pflicht
Als Mensch, als Bürger, als Gemahl, Als Vater! Jede kröne Segen. Versuch' es! Ruhn wird deine Qual, Der Sturm in deiner Brust sich legen. Umsonst sucht der Sophisten Chor Der Tugend Samen auszurotten Und bitter jeder Pflicht zu spotten. Leih' ihrem Hohne nicht dein Ohr! Gott selbst gab uns der Pflichten Bande. Durch sie bereiten wir uns vor zu jenem våterlichen Lande.
Dem Frevler nur sind sie zur Last, Thier wünscht er sich des Thieres Rast. Voll Dankes ehret sie der Weise. Ihm sind sie auf der dden Reise Aufmunterung, Erquickung, Speise, Sein leßter Wunsch wenn er erblasst.
Wer ist so tief in Schmerz versunken,
Daß auch nicht Eines Triebes Funten, Im Innersten der leeren Brust,
Vielleicht ihm selbst noch unbewusst,
Des Hauchs der Freundschaft wartend, glimmte?
Nicht Eine Saite seiner Brust
Mit ihrem sanften Tone stimmte?
O daß ich der Beglückte sey, Der durch die frdmmste Zauberei Dein krankes Herz unmerklich tåusche, Und endlich, fern von eitler Pracht Und von ermüdendem Geräusche, In einer Laube holden Nacht,
Wo schweigende Betrachtung wacht, Dich mit der Freude wieder söhne! Doch daß dein Geist von ihrem Blick Und ihrer Wange Glut zurück Geschreckt, sie nicht verhöhne Verschleire sich die junge Schöne! Der Blinde, der die Finsterniß, Die ihn umwölkte, kaum zerriß, Magt nicht an hellen Sommertagen Sein schwaches, blinzendes Gesicht Berwegen in das volle Licht.
Er übt die Blicke, die noch zagen, Der Sonne Feuer zu ertragen, An Dertern, wo ihr Strahl gedämpft Mit braunen Schatten dämmernd kämpft. Laß dich sein kluges Zaudern lehren, Laß Sicherheit dich nicht bethdren; Freund eile langsam zum Genuß! Bergleiche dich auf allen Schritten Dem Triebwerk, dessen Bau gelitten, Und das, will ers nicht ganz zerrütten, Der Meister langsam bessern muß!
Des Lebens Becher zu genießen, In welchen Wohl und Wehe fließen, Und dieß durch jenes zu versüßen, Das ist des Weisen Wissenschaft, Der sich auch Glück im Unglück schafft,
S. B. L. S. 69. 228. Der Ton der imlersten Bang de seiner vermischten Gedichte befindlichen poetischen Briefe if meistens moralisch, und so auch in dem folgenden. Aber auch bekannte und oft gesagte Wahrheiten gewinnen, wie hier, durch Vortrag und Nenheit der Darstellungsart. Die erzählende Poesie scheint indeß das eigentlichere Gebiete dies ses Dichters zu seyn; und in sie verwebt er Unterricht und Beobachtung fast noch mit mehrerm Glücke.
An den Freiherrn von Fries, in Wien.
Um einen Glücklichen zu sehn Durchzog ich lange Zeit die Heimat und die Ferne. Umsonst. Ich lasse nun, ein zweiter Diogen, In der mittåglichen Laterne
Mein unnüß Oel zu Ende gehn.
Der Mann, den ich gesucht, lebt nicht auf diesem
Wer will, o seltsam Thier, o Mensch, dein Herz verstehn?
Kaum låsst der alte Diogen
Mit seinem Lichte sich auf einem Markte sehn, So kommt die ganze Stadt dem Zünder zugelaus fen,
Und jeder in dem tollen Haufen
Will der gesuchte Mensch, das ist der Weise, seyn,
Und jeder schwört, er seys allein.
Ich will bei meiner Lampe Schein
Nur ein vergnügtes Herz erkennen,
(Ein leichtes Gut, nach welchem alle rennen) Und alle scheuen mich und fliehn,
Und einsam låsst man mich mit meinem Lichte wans. Nicolai,
So sagt, wo wohnt sie denn? O! schreien die Poeten,
Im stillen Hirtenstand, in dunkler Hütten Schoos Währt noch die goldne Zeit, da Milch und Honig floß.
Laß sehn! Allein anstatt der frohbelebten Flöten,
Der Sylvien und der Damsten,
Seh' ich ein elend Bolk, das für die Trågen pflügt, Mit Sonnenschein und Regen mißvergnügt
In ekeln Lappen steckt, durch Steuren ausgezeht
Sich kümmerlich mit hartem Brodte nähret,
Und seinen Junker doch betrügt.
O glücklicher Cotill! (Dieß ist des Pöbels Lehre) Er hat des Fürsten Gunst, ihm regnet Gold und Ehre.
Das blinde Volk! Es sieht allein
Der Treffen Glanz an ihm, und der Juwelen Schein,
Der Diener, der Klienten Heere,
Der Laufer Paar, das vor dem Wagen keucht, Und seine bunte Brust, die einem Wappen gleicht.
Allein das zehrende Verlangen
Noch größ're Gaben zu empfangen,
Die Angst, mit welcher er des Fürsten Ohr be
Den Zwang, der ihn zum Sklaven macht,
Den Argwohn auf geheime Stricke,
Den Neid bei seiner Neider Glücke,
Tes Feindes ekelhaften Kuß, Den er mit unterdrücktem Grolle
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