1 v. Nicolai. In heißen Schwüren zahlen muß, Der Langenweile Qual, und die so schwere Durch seichten Wiß und Schmeichelein Und seine Launen ihm demüthig zu verzeihn, Vom hohen Throne weit und von der niedern Im süßen Mittelstand, hebt hier der Weise an, Doch sagt mir eigentlich: Wo ist sie, diese Mitte? Ein jeder glaubt, daß er am Fuß der Leiter stehe, Kömmt ihm als ihre Mitte vor. Der Bauer lobt des Handwerksmannes Künste, Der in der schiefen Bånder Zahl, Der Ritter endlich zum Minister. Dieß ist der Wünsche steter Lauf:. Bom Küster steigt man so bis zu dem Kaiser auf, Dent Den Reichthum, theurer Fries! hat dir das stols v. Nicolai.. ze Wien, Dir hat dein Vaterland der Freiheit Gold verliehn, Ich seh dich noch an Kraft und Jahren blühn, (Der edelste von allen Schäßen) Du kannst, auf Brief und Siegel kühn, Den Kaiser und das Reich in deinen Titel seßen, Herr deiner Arbeit, deiner Ruh, Wenn dich Geschäfte nicht ergößen, So lehrst du deinen Sohn zu vieren fünfe seßen. Wie? solltest du nicht glücklich seyn? Ein jeder außer dir spricht ja, du selber, nein. So thust du mir aus noch weit mehrern Gründen Und haben gleich, mich zu beglücken, Die Musen wenig nur, das Schicksal nichts gethan, Mein Loos vor deinem schäßbar an. Du irrest, liebster Fries! Auch meine stillen Tage Wie spräch ich denn so viel von Schmerz und Unges Wenn ich das wahre Glück' empfånde? und lief ich ihm vielleicht mit der Laterne nach, Wenn ich es in mir selber fånde? Glückseligkeit Ein süßes Wort! Allein Vielleicht ein leerer Ton, vielleicht ein falscher Schein, Vielleicht die Larve künft'ger Reue, Ein Labyrinth, das nie zum Ende führt, v. Nicolai., Ein Räthsel, eine Sphynx, die einen Thron uns bietet, Indeß der Wünsche Pest in Theben immer wütet. Doch wie? So hat mit uns die Vorsicht nur ges spielt? So ist das brennende Verlangen, Die Nothdurft, die mein Herze fühlt, Um boshaft mich zu hintergehn? So leben wir allein verdammt zum Jammerstande? Nein! Dieses, liebster Fries, geht mein Gefühl nicht ein. Gewiß, Glückseligkeit muß wo zu finden seyn. Pfef Pfeffel. Ich weiß die bisherige S. von ihm B. I. S. 71. Auswahl poetischer Briefe nicht würdiger zu schließen, als mit folgender schönen, lehrreichen und' empfindungsvollen Epistel, welche von diesem durch Herz und Geist verehrungss werthen Dichter an seine Tochter gerichtet ist. Pfeffel. - Heut vierzehn Jahre; theures Kind! Denn leiden wirst du; Lust und Schmerz Sind, Pfeffel. Sind, gleich den Schaalen einer Wage, Der Mädchen auf ihr ganzes Leben Dann meine Phobe, dann erwähle Des Streits mit Hang und Pflicht zu sparen. Für deine Ruhe fürcht ich nichts Vom ekeln Weihrauch süßer Laffen; Am Glanz des reichen Taugenichts Wird sich dein Blick auch nie vergaffen; Doch schrecklich sind die Zauberwaffen Des feinen Modebdsewichts, Der nichts von Flammen, nichts von Schmerzen Der Liebe spricht, nur von Genie, Von Tugend und von Energie, Von Freundschaft und von Sympathie; Und, Vampyrn gleich, am sichern Herzen Des Mädchens saugt, bis es verdirbt, So wie vom Wurm die Rose stirbt, Als je die Nacht der Barbarei. Es fällt mir gleich ein Mährchen bei |