Sivut kuvina
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v. Nicolai. In heißen Schwüren zahlen muß,

Der Langenweile Qual, und die so schwere
Rolle

Durch seichten Wiß und Schmeichelein
Den blöden Fürsten zu erfreun,

Und seine Launen ihm demüthig zu verzeihn,
Des Hofes Haß, wenn er dem Prachte wehret,
Des Volkes Fluch, wenn er die Bürde mehret,
Den Undank, wenn sein Rath gelingt,
Den Vorwurf, wenn er Schaden bringt,
Und nach so vielen Kümmernissen
Noch sein beschwerliches Gewissen,
Das ihn, troß allen falschen Schlüssen,
Im Herzen dennoch schuldig spricht,
Dieß alles sieht der Pöbel nicht.

Vom hohen Throne weit und von der niedern
Hütte,

Im süßen Mittelstand, hebt hier der Weise an,
Da suche den glücksel'gen Mann.

Doch sagt mir eigentlich: Wo ist sie, diese Mitte?
Ein jeder stehet nur empor,

Ein jeder glaubt, daß er am Fuß der Leiter stehe,
Und ihres Restes halbe Hdhe

Kömmt ihm als ihre Mitte vor.

Der Bauer lobt des Handwerksmannes Künste,
Und der des Kaufmanns reichere Gewinnste,
Der das gewisse Brodt des Pfaffen, den entzückt
Des Richters leichtes Amt, der in dem Rathe nickt,
Dem Richter fehlet noch des Adels Ehre,
Der Junker sucht ein Ansehn in dem Heere,
Der Oberste wünscht sich zum General,

Der in der schiefen Bånder Zahl,

Der Ritter endlich zum Minister.

Dieß ist der Wünsche steter Lauf:.

Bom Küster steigt man so bis zu dem Kaiser auf,
Und nie herab vom Kaiser bis zum Küster.

Dent

Den Reichthum, theurer Fries! hat dir das stols v. Nicolai..

ze Wien,

Dir hat dein Vaterland der Freiheit Gold verliehn,

Ich seh dich noch an Kraft und Jahren blühn,

(Der edelste von allen Schäßen)

Du kannst, auf Brief und Siegel kühn,

Den Kaiser und das Reich in deinen Titel seßen,
und hoher Freunde Mund mit theurem Weine
neßen.

Herr deiner Arbeit, deiner Ruh,

Wenn dich Geschäfte nicht ergößen,
So lächelst du der zarten Gattin zu,

So lehrst du deinen Sohn zu vieren fünfe seßen.

Wie? solltest du nicht glücklich seyn?

Ein jeder außer dir spricht ja, du selber, nein.
Und thu ich dir aus tausend Gründen
Den Vorzug deines Schicksals dar,
Das jeden Vortheil zu verbinden
Für dich besonders sinnreich war,

So thust du mir aus noch weit mehrern Gründen
Die Sorgen, die dich quålen, dar.

Und haben gleich, mich zu beglücken,

Die Musen wenig nur, das Schicksal nichts gethan,
So siehst du doch in manchen Stücken

Mein Loos vor deinem schäßbar an.

Du irrest, liebster Fries! Auch meine stillen Tage
Bezeichnet oft Verdruß und Plage;

Wie spräch ich denn so viel von Schmerz und Unges
mach,

Wenn ich das wahre Glück' empfånde?

und lief ich ihm vielleicht mit der Laterne nach,

Wenn ich es in mir selber fånde?

Glückseligkeit

Ein süßes Wort! Allein

Vielleicht ein leerer Ton, vielleicht ein falscher Schein,
Ein Traum, ein Jrrwisch, eine Feye,

Vielleicht die Larve künft'ger Reue,

Ein Labyrinth, das nie zum Ende führt,
Und wo der Thor und Weise sich verliert,

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v. Nicolai., Ein Räthsel, eine Sphynx, die einen Thron uns bietet, Indeß der Wünsche Pest in Theben immer wütet.

Doch wie? So hat mit uns die Vorsicht nur ges spielt?

So ist das brennende Verlangen,

Die Nothdurft, die mein Herze fühlt,
Nur eine Falle mich zu fangen?
So hieß der Himmel mich entstehn,

Um boshaft mich zu hintergehn?

So leben wir allein verdammt zum Jammerstande?
So leben wir der Schöpfung Schande?

Nein! Dieses, liebster Fries, geht mein Gefühl nicht

ein.

Gewiß, Glückseligkeit muß wo zu finden seyn.

Pfef

Pfeffel.

Ich weiß die bisherige

S. von ihm B. I. S. 71. Auswahl poetischer Briefe nicht würdiger zu schließen, als mit folgender schönen, lehrreichen und' empfindungsvollen Epistel, welche von diesem durch Herz und Geist verehrungss werthen Dichter an seine Tochter gerichtet ist.

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Pfeffel.

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-

Heut vierzehn Jahre; theures Kind!
Wie bald vollender! Wie geschwind
Eil ich von meines Mittags Höhe
Ins dde Schattenthal herab!
O! meine Phobe, gerne fldhe
Ich aus dem Lerm ins stille Grab
Zu meinem Sunim, meinem Stab,
Wenn ich nicht Küß die süße Zähre
Mir weg Gemahl und Bater wåre;
Wenn doch der Gott, der euch mir gab,
Wog unser Loos auf seiner Wage
Und maß den Faden meiner Tage
Am Zepter seiner Weisheit ab.
Vergieb mirs, Kind, die feige Klage,
Ein Dankfest soll dein Tag mir seyn.
Komm, laß mich dich mit Rosen krönen,
Mit diesem Kuß, mit diesen Thrånen
Weih ich dich mir zur Freundinn ein.
Nicht wahr, du fühlst ihn, gute Phobe,
Des Titels Werth, den ich dir gebe?
Hinfort nicht mehr dein Vater, nein,
Dein Freund bin ich, der dich begleitet
Durchs Land der Täuschung, und dein Herz
Zum Leiden sachte vorbereitet;

Denn leiden wirst du; Lust und Schmerz

Sind,

Pfeffel.

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Sind, gleich den Schaalen einer Wage,
Hier nie getrennt, und dieser neigt
Das Herz in seine rechte Lage,
Wenn es zu hoch im Glücke steigt.
Ein Leben voller Wonnetage
Taugt nur für Engel: Hüte dich
Dir eins zu träumen. Hüllet sich
Dein Aug in Wolken; o! so weine
Sie auf mein Herz, verbirg mir keine:
Der Schmerz ist ja nicht neu für mich.
Und wenn Nie denk ichs ohne Beben
In dir der neue Trieb erwacht,

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Der Mädchen auf ihr ganzes Leben
Beseligt oder elend macht;

Dann meine Phobe, dann erwähle
Mich zum Vertrauten deiner Seele.
Nicht streng, nur sorgsam will ich seyn,
Dein Herz vor Stürmen zu bewahren,
Und ihm die namenlose Pein

Des Streits mit Hang und Pflicht zu sparen.

Für deine Ruhe fürcht ich nichts

Vom ekeln Weihrauch süßer Laffen;

Am Glanz des reichen Taugenichts

Wird sich dein Blick auch nie vergaffen;

Doch schrecklich sind die Zauberwaffen

Des feinen Modebdsewichts,

Der nichts von Flammen, nichts von Schmerzen

Der Liebe spricht, nur von Genie,

Von Tugend und von Energie,

Von Freundschaft und von Sympathie;

Und, Vampyrn gleich, am sichern Herzen

Des Mädchens saugt, bis es verdirbt,

So wie vom Wurm die Rose stirbt,
Dank sey es unsern hellern Zeiten,
Daß Selbstheit und Sophisterei
Und Bollkraft und Empfindelei
Der Unschuld mehr Gefahr bereiten,

Als je die Nacht der Barbarei.

Es fällt mir gleich ein Mährchen bei

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