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delten sie in Landseen, deren schädliche Ausdünstung, da ihre stockenden Gewässer von dem lebendigen Fluß getrennt worden, die Luft ansteckte. Ich sah einige dieser Seen, andere sind versiegt, einige auf Unkosten des Königs ausgetrocknet worden. Einen hat man durch ausgehauene Felsen abgeleitet. Es entstanden Rechtshändel von einer neuen Art, zwischen den Eigenthümern der überschüttenden und Besizern der überschütteten Erde, zwischen dem, welcher einen Baum gepflanzt hatte, und dem, auf dessen Boden er nun steht. Mancher Baum steht zwischen andern, deren Eigenthümer ungewiß sind. Ich sah einen Haufen von Delbäumen, welche mit der Erde, die sie nährt, aus den gereiheten Pflanzungen weit fortgerissen, durch die wirbelnde Bewegung zusammengedrängt, nun eine große Laube bilden.

Oppido ward in einen Steinhaufen verwandelt. Ganze Stücke von Mauern, die vom Erdstrudel ergriffen und gedreht, endlich mit der Erde stehen blieben, liegen nicht flach, sondern stehen aufgerichtet, mit der Ecke wie eingewurzelt, wie gehalten von Riesenhand. Ergriffen vom Anblic standen wir und unser Führer, ein Jüngling von zwanzig Jahren, unter diesen Ruinen; staunend und wehmüthig wir, er betroffen von schmerzlicher Erinnerung, neben des väterlichen Hauses Trümmern, welche ihn und seine Mutter fünf Stunden lang bedeckten, seinen Bruder und seine Schwester mit sich begruben. Auf dem Wege hatten wir schon hier Steine gesehen, welche Menschen zermalmt, dort Hügel, mit jungen Reben bedeckt, welche ganze Gesellschaften überschüttet hatten.

Im alten Städtchen wohnten drei tausend Menschen, nur fünf hundert wohnen in den Baraken des neuen. Ungefähr zwölf hundert kamen um am Tage des Jammers. Einige verbrannten lebendig, als in einstürzenden Häusern die Flamme des Herdes um sich grif. So wurden. Mönche eines Klosters der Flammen Raub. Eine Frau, welche jezt in Messina lebt, blieb elf Tage mit ihrem Kinde unter ihres Hauses Schutt. Beide nährten sich von Kastanien, welche die Mutter, nicht ohne Vorsehung, in den Taschen hatte. Da sie aber nichts zu trinken hatte, starb das Kind am fünften Tage.

Sehr viele starben theils aus Ungemach und Noth, theils an Krankheiten, welche durch Ausdünstungen stockender Wasser, der frischen Erde, der verwesenden Körper von Menschen und Vieh entstanden. - Der Verlust, den die Provinz theils an verschütteten, theils an verkümmerten oder durch böse Ausdünstung getödteten Menschen erlitten hat, wird von Verschiedenen auf zweiunddreißig tausend Menschen angegeben.

Scilla (Sciglio), eine kleine Stadt Calabriens nahe der Merenge

stagnant; infected; law-suits; 8 überschütten— to cover (up).

von Messina, litt nach Oppido den größten Verlust an Menschen. Als die Erschütterung die Einwohner schreckte, begaben sich die meisten an das Ufer. Auch der Prinz von Scilla verließ sein hohes Schloß, größere Sicherheit, und mit Recht, am flachen Strande zu finden hoffend. Plözlich stürzte vom südlichen Gestade hochher ein ganzer Berg in das Meer. Die mit schneller Gewalt vom Lande getriebenen Fluthen kehrten mit verdoppeltem Ungestüm weit überschwemmend zurück und rafften vierzehn hundert fünfzig Menschen mit sich dahin. Einige hatten in Schifferbooten, die auf dem Strande standen, Sicherheit gesucht; mit den Booten wurden sie ergriffen, und weder eine Leiche noch eine Planke dieser Boote ist je wieder gesehen worden. So kam auch der Prinz von Scilla mit den Seinigen um. Nur ein Fischerknabe ward aus diesem Boote gerettet. Eine hohe Woge muß ihn schonend ergriffen haben, denn man fand ihn betäubt auf einem Felsen, der ziemlich weit von der Scilla mit ihr einen kleinen Meerbusen bildet. So groß war der Wogen Gewalt, daß sie das steinerne Gewölbe eines Hauses sprengten; so hoch erhoben sie sich, daß eine Frau durch ein Fenster des dritten Stockwerkes in eben dieses Haus hinein geworfen ward. Eine andere blieb mit den Haaren an einem hohen Maulbeerbaume hängen und wärd gerettet. Eine ganze Gesellschaft erhielt das Leben, weil ihr an's Ufer angebundenes Boot zwar so hoch, als das Tau lang war, in die Höhe gehoben, aber nicht dahin 10 gerissen ward. Stolberg.

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Unter'm Eise schlafbefallens
Liegt die Erde: da erflingt
Der Gesang der Nachtigallen,
Und des Eises Rinde springt.
Alles eilt sich zu erheben
Aus dem langen Wintertraum,
Schatten vor der Gluth zu geben,
Kleidet sich in Grün der Baum.

Blumen keimen, Quellen rauschen,
Vögel flattern hin und her,
Süße Liebeszeichen tauschen
Erd' und Himmel, Land und Meer.

Alles weicht aus seinem Gleise,
Gelbst das Alter träumt sich jung,
Und der Jüngling ward zum Greise,
Faßt ihn nicht Begeisterung.

Also hast du hier mit Tönen
Neue Gluthen angefacht;
Andre Welten zu verschönen,
Fliehst du dieser Blüthen Pracht.

Wenn der Nachhall deiner Lieder
Hier verklingt in Herz und Sinn,
Kehr' uns zu beglücken wieder,
Süße Weltverschönerin.5

K. Simrod.

7. Der Frühlingsabend.

Beglänzt vom rothen Schein des Himmels bebt
Am zarten Halm der Thau;

Der Frühlingslandschaft zitternd Bildniß schwebt
Hell in des Stromes. Blau.

Schön ist der Felsenquell, der Blüthenbaum,
Der Hain mit Gold bemalt;

Schön ist der Stern des Übends, der am Saum
Der Purpurwolke strahlt.

Schön ist der Wiese Grün, des Thals Gesträuch,
Des Hügels Blumenkleid,

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Der Erlenbach, der schilfumkränzte Teid

Mit Blüthen überschneit!

Owie umschlingt und hält der Wesen Heer
Der ew'gen Liebe Band!

Den Lichtwurm und der Sonne Feuermeer
Schuf eine Vaterhand.

Du winkst, Allmächtiger, wenn hier dem Baum
Ein Blüthenblatt entweht!*

Du winkst, wenn dort im ungemessnen Raum

Ein Sonnenball vergeht!

Matthisson.

locked in sleep; 4 the youth must have become an old man, if he is not seized by enthusiasm; 5 beautifier of the world.

1 Glistening with; 2enwreathed with reeds; covered as by snow (snowed over); a blossom-leaf is wafted from the tree.

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An den julischen1 Alpen liegt in Krain' der berühmte Cirknißer See, von jeher das Wunder und Räthsel der Gegend. Oestlich von Adelsberg, da, wo die Geheimnisse der Unterwelt in hundert Gewölben der Kalkfelsen verschlossen sind, breitet sich der wunderschöne See von Cirkniß aus, wie ein Spiegel von drei Quadratmeilen. Aus ihm ragen hervor fünf Inseln und eine trägt selbst das Dörfchen Ottok. Mehrere Flüßchen fallen hinein. Er ist reich an Fischen und Wasservögeln, und die ganze Thalgegend umher ist romantisch schön. Nördlich erhebt sich das Sliviniza-Gebirge, westlich und südlich der große Javornik. Neun Dörfer, zwanzig Kirchen und zwei Schlösser reihen sich um den See. Bei vielem Regen gewinnt er an Umfang, aber bei sehr trockenem Wetter verschwindet sein Gewässer und ziehet in den geheimen Schooß der Unterwelt, begleitet vom Wassergeflügel und allen Fischen. Tritt diese wunderbare Erscheinung ein, dann läuten die Dörfer umher, um noch zu fischen so viel als möglich. Von Stunde zu Stunde sinkt tiefer der Spiegel, denn eine Menge von Löchern im Grunde des Sees verschluckt sein Gewässer. Unterirdische Höhlen von unermeßlichem Umfang, die nie ein menschliches Auge geschaut, nehmen es auf. Jezt schaut der Grund des Sees zum heitern Himmel hinauf, er trocknet ab; und der rührige Mensch erntet Gras, wo er sonst fischte, er wagt zu säen und

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1 Rise; foliage of the vine; trellis; farm-house; carriers (of gathered grapes), vintagers; 7 round dance.

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erntet Hirse und Buchweizen, er nimmt statt des Neßes das Feuerrohr und erlegt Wildpret. So ist der wunderbare See mit Recht in dem Rufe, daß man in ihm fischen, jagen und ernten kann; bis die Zeit® sich wendet, häufige Regengüsse, starke Gewitter sich einstellen. Dann tritt das Gewässer aus den Grundlöchern gewaltsam herauf. Es speiet die Unterwelt Gewässer und Fische und Seevögel herauf, so daß binnen vier und zwanzig Stunden der See gleichsam wieder neu geschaffen ist. — Der Zusammenhang dieses Sees mit unterirdischen Wasserhöhlen, die theils unter ihm, theils höher als er liegen, gibt die Erklärung des Wunders. Man hat selbst Modelle erfunden, welche den Vorgang versinnlichen. Guts Muths.

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gun, firelock; season; 7 throws.

Wann die Wolken röther werden
Und der Hirt des Dorfes Heerden
Am beschilften' Teiche tränkt;

1 Magic light; forest-castle surrounded by the thicket; glistening with gold (the hue imparted by the setting sun); reeds; shoreland; hermit's cell; interlaced; moves; fairy-dance; 10 elm-trees; 11 Druids'-altar; 12 whisperings of spirits; 18 monuments of heroes.

1 Enclosed by reeds, reedy.

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