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Ramler.

Långst schatt man in diesem Dichter unsern Metastas fio; denn der Wohlklang feiner ganz für die Musik geftimms ten poetischen Sprache, verbunden mit den feinsten Wens dungen, Uebergången und Gefühlen, ist noch von keinem deutschen Dichter übertroffen. Wir wåren, ohne ihn, ges wiß von der großen musikalischen Fähigkeit und Kraft unsrer Sprache noch nicht so überzeugt. Seine drei treffliche geifts liche Kantaten, die Hirten bei der Krippe zu Bethlehem, der Tod Jefu, und die Auferstehung und Himmelfahrt, find zu bekannt, als daß es hier der Proben daraus bedürfs te; und eben so schdn in ihrer Art find Ino und Pygmas lion. Wie sehr gewinnt dieser legtre selbst bei der Vergleis chung mit dem Monodrama von J. J. Rousseau.

Pygmalion.

Eine Kantate.

1

Ramler.

Abgöttin meiner Seele! wie?

Mit jedem Morgen schöner?

Ach, Elise!

Auch leblos bist du liebenswürdiger, als diese,

Von der ich deinen Namen lieh!

So schön gebaut war meine junge Schwester nicht;

Auch saß auf ihrem Augenliede

Nicht diese warme Zärtlichkeit;

Auch hatte sie das süsse Lächeln nicht,

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Das an dem Ran dieses Mundes hångt.
Glückseliger bin ich bei dir,

Glückseliger, wenn diesen glatten Nacken hier
Mein unbescholtner Arm umjångt,

Als in den Myrtenlauben

Der Nymphen unsrer Flur.
Ach! daß ich dich verlassen muß!
Ach daß ich, sterblicher als du,
Unheiligen dich überlassen muß!
Gespielin, Freundin, Liebe!

Q!

Ramler. O! winke mir nur einmal zu,

Weil doch kein Gott die Zunge dir entbindet:

Daß dich mein Seufzen rührt, dein Busen Lieb' ems pfindet.

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Nicht taub, nicht fühllos, nein!

Ihr Auge giebt mir zärtliche Verweise; › ‹

Ihr Mund will zürnen. ››› Horch! dringt nicht ganz

leife

Der feinste Silberton hervor?

Eröffnen sich die halb geschloßnen Lippen nicht? ;; $
Sie öffnen sich! Ach! daß mein irdisch Ohr

Nicht fähig ist, den zarten Laut zu fassen!

Mich hört sie; denn ihr Auge spricht;

Die Stirne denkt; sie denkt gewiß.

Ist nicht in jedem Baum ein Geist enthalten?
Warum nicht auch ein Geist

In dieser schönsten aller menschlichen Gestalten?
Dieß ist ja die Gestalt der Cypria,

Die ich bei Nacht in Träumen sah,
Die jeden Morgen um mich schwebte,
Indem mein arbeitsamer Stahl

Kantaten.

Ihr diesen Marmor nachzubilden strebte.-
Und führt' ich nicht einmal,

O wunderbares Schicksal! statt des Meissels
In meinen Hånden einen Pfeil?

Der war aus Amors Köcher!

Theil

399

Ramler.

Ach! es muß ein

Der Gottheit, Liebe muß in diesem Bilde wohnen: Ein Keim von Lieb', Ein Embryo von Geist, ; :: Ja, ja!

Schon ist er der Entwicklung nah.

Ich darf nur diesem kalten Haupte Leben,

Nur Wärme diesem Herzen geben.

Hat nicht Prometheus seinen Thon
Durch einen Feuerfunken

Zum Leben angefacht?

Hatnicht der Juno Sohn,
Håphastos, Red' und Weisheit

In ein gegossnes Bild gebracht? *)
Hat nicht Deukalion

Aus ungeformten Steinen

Ein Volk hervor gebracht?

Ach! armer Sterblicher !

Was ist dein Feuer, was dein Odem,

Ohn' eines Gottes Macht?

Berlassener Pygmalion!

Wer von den Göttern wird dein Werk vollenden ?^
Wer wird ein himmlisch Licht in diese Stirne senden?

O Venus Urania! bracht ich nur dir,

So bald Aurora mich weckte,

So bald mich Hesperus hier

Am Busen Elisens entdeckte,

Nur dir auf jedem Altar,

Im Hain, am Ufer, auf Höhen, auf Wiesen,
Wo nur ein heil'ger Stein, wo nur ein Rasen war,

Das erste Weihrauchopfer dar:

So hdre mein Gebet: Belebe mir Elisen!

Hab' ich die Tochter dieser Insel je

Bu deinem reinen Dienst beschworen;

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*) 6. Iliade, B. XVIIL 9. 417 ff.

Ramler.

Hab' ich dein Cypern vom Altar

Der Aftergöttin abgezogen;

Hab' ich zu tadellosen Priesterinnen dir

Die jüngste Blüthe meines Volks erkohren:
O Göttin so begnadige

Mit diesem einzigen Geschenke deinen Freund:
Laß Blut in diese Wangen rinnen!
Geuß Feuer in dies Auge!
Erweiche diese Brust!

(Die Instrumente verfolgen das Gebet noch weiter, indessen Pygmalion schweigend zu bitten scheint. Hierauf fallen fie in einen nachdenklichen und zweifelhaften Ton: bis endlich Pygmalion seine Zweifel mit Worten ausdrückt.)

Nein, Aphrodite, nein,

Du kannst mich nicht erhdren:

Die Macht, die dir das Schicksal gab, ist allzu klein.

(Die Instrumente fündigen, während der kurzen Pause,' abermals einiges Nachdenken an.)

Doch wie? Beherrscherinn der Sphåren ?
Der Wasser? aller Erdbewohner?

Du willst mich nicht erhören!

Du willst nicht! Diese würde schöner seyn,

Nein,

Als deine ganze göttliche Gestalt is so Himmel!
Der Boden wankt! das offene Gewölbe zittert!
Ein Strahl, ein Schwefelkeil - 1 er zielt auf mich!
Elise Wehe mir! sie wird zersplittert!

Ich Lästerer! die Gottheit råchet sich.

(Die Instrumente gehen allein, und drücken Erstaunen aus.)

Wo bin ich? leb ich?

rund umflossen

Von himmlischen Gerüchen? = 1

Ha! welch ein reiner Strom von Licht

Ift über meinem Bildniß ausgegossen! :

Ihr Götter! ists ein Traum? ›› ihr Angesichts s

Es röthet sich

ihr Auge lebt!ss

Mit einem tiefen Seufzer hebt

Ihr Busen sich empor!,

Erstickendes Vergnügen! tödte mich nicht ehe,

Bis ich sie an mein Herz gedrückt.

Nun hebt sie Haupt und Hand

Voll freudiger Erstaunung in die Höhe.

Dankt sie der Göttin? Ja, sie dankt! sie dankt!

Ramler.

(Die Instrumente gehen eine kurze Zeit allein, und
drücken Entzückung auf).

Nun senkt sie Haupt und Hand

Herab; bewundert nun den neuen Leib,

Betastet ihr in Purpurflor:

Verwandeltes Gewand :>

O gute Göttin! nun erblickt sie mich!

Erschrick nicht! ich bin dein,

Dein bin ich, meine Liebe!

Du bist für mich lebendig, du bist mein!

Gieb mir die Hand,

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wie weich! wie warm!

und steig herab, und komm in meinen Arm!

(Die Instrumente gehen allein, und drücken schmeis
helnde Liebe aus).`i

Jetzt fühlst du doch? jeßt fühlst du meinen Kuß, Elis
Te?-

Schlägt dieses Herz vor Furcht? schlägt es vor Lies
be?

Fühlst du, wie meines ihm entgegen schlågt? —
Wie? meine Braut! du kannst mir nichts zur Antwort

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Bald sollen diese Lippen mich

Pygmalion! mein Trauter! nennen;

Bald soll dein süßser Mund mir zärtlich sagen kön:

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